Digital Factory Kühlung aus dem Keller

05.09.2013

Auf Messen spielt intelligente Gebäudeautomation eine wichtige Rolle. So können Energie gespart und Emissionen reduziert werden. Visualisierung und Abwärtskompatibilität sollen Akzeptanz für komplexe Systeme beim Betreiber schaffen.

Durchschnittlich 1,4 Millionen Fachbesucher reisen jährlich nach Düsseldorf, um an einer der 50 internationalen Messeveranstaltungen auf einer Ausstellungsfläche von 305 700 m2teilzunehmen. Bei den großen internationalen Industriemessen sind die Ansprüche der Aussteller und Besucher an die Messehallen hoch. Während woanders oft Exponate und Maschinen lediglich ausgestellt werden, können in Düsseldorf die Industriemaschinen im laufenden Betrieb besichtigt und angefasst werden. Dabei setzen Maschinenantriebe, Beleuchtung und Besucher viel Wärme frei und der Bedarf an Klimatisierung steigt. Während großer Veranstaltungen hat die Messe einen Energiebedarf, der etwa dem einer Kleinstadt mit bis zu 100 000 Einwohnern entspricht. Unterhalb des Messegeländes befindet sich ein vernetztes Kaltwassersystem, das für die Klimatisierung der Gebäude sorgt. Eine auf die hohen Anforderungen der Messe abgestimmte Gebäudeautomatisierung steuert und regelt die Kälteerzeuger und Verbraucher nach aktuellem Bedarf.

Das alte System

Das war nicht immer so: Noch vor einigen Jahren bestand die Kälteversorgung der Messe Düsseldorf aus elf autarken Kältezentralen. Nur mit hohem Aufwand und manuellen Eingriffen durch den Betreiber konnten die Kälteanlagen zu Messezeiten bestmöglich eingesetzt werden. Für die Messe bedeutete das einen großen Einsatz von Personal und einen hohen Energieverbrauch. Diese Inselbetriebsweise führte dazu, dass selbst bei kleineren Veranstaltungen mehrere Kälteerzeuger an verschiedenen Standorten gleichzeitig betrieben wurden. Hinzu kommen hohe Stillstandzeiten der großen Turbokältemaschinen, da einige Industriemessen nur alle drei bis vier Jahre stattfinden.

Bedarfsgerechte Versorgung

Um die bedarfsgerechte Versorgung aller angeschlossenen Verbraucher in einem automatisierten Betrieb zu gewährleisten, hat Wisag ein System zur Gebäudeautomatisierung installiert und die bestehende Technik erweitert. Mit einer verbesserten Folge- und Bedarfsschaltung der Kältezentralen ist es jetzt möglich, alle angeschlossenen Verbraucher effizient und wirtschaftlich mit Kaltwasser zu versorgen. Mit diesem Kälteverbund, bestehend aus Kälteerzeugern, Kälteverteilung und der Automatisierungstechnik spart die Messe Düsseldorf je nach Betriebsfall mindestens 20 bis 30 Prozent, in Einzelfällen sogar bis zu 90 Prozent Energie, da energetisch ungünstige Teillastfälle durch den automatisierten Verbundbetrieb ersetzt wurden.

Komfortable Bedienung und Beobachtung des Kälteverbunds

Die von der Wisag programmierte Kältematrix gewährleistet einen sicheren Anlagenbetrieb und ein hohes Maß an Versorgungssicherheit bei einer Kälteerzeugerkapazität von 62 000 kW und einem angeschlossenen Verbraucherspitzenlastbedarf von 84 000 kW Kälteleistung. "Mit der Gebäudeautomatisierung ist eine komfortable Bedienung und Beobachtung des Kälteverbunds und der gesamten Gebäudetechnik möglich. Mehr als 40 000 Datenpunkte in fast 5 000 Prozessgrafiken unterstützen einen energieeffizienten Betrieb", erklärt Jörg Friese, Geschäftsführer von Wisag Automatisierungstechnik. So würden anspruchsvolle Automatisierungsprozesse zudem vereinfacht dargestellt und eine höhere Akzeptanz für komplexe Anlagen beim Betreiber geschaffen.

"Überzeugt hat uns das Automatisierungssystem durch seine sichere Betriebsweise und schnellen Informationsaustausch. Die aufgebaute Systematik findet in jeder Ausbaustufe und Erweiterung des Messegeländes ihren Platz", so Peter Klemp, Projektleiter der Messe Düsseldorf. "Eine 100-prozentige Abwärtskompatibilität bestätigt unsere Investitionsentscheidung. Immerhin befinden sich auf dem Gelände der Messe Düsseldorf Gerätegenerationen der Wisag aus den Anfängen der 80er Jahre."

Ausbau der Netzstruktur

Durch den Ausbau des Kälteverbunds konnten Erzeugerzentralen ersatzlos gestrichen werden. Im Jahr 2000 bestand die Kälteversorgung noch aus elf Groß- und Kleinkältezentralen mit 27 Einzelkältemaschinen. Durch den stetigen Ausbau des Kälteverbunds wird im Jahr 2015 die Versorgung durch sechs Zentralen mit 14 Kältemaschinen gewährleistet. Für die Messe bedeutet das neben gesenkten Ersatzinvestitionskosten auch niedrigere Betriebs- und Instandhaltungskosten. "Unser Fokus richtet sich auf den Ausbau der Netzstruktur", kommentiert Klemp.

Klimaschutz im Fokus

Auch das Thema Energieeffizienz und Klimaschutz beschäftigt die Messe Düsseldorf. "Energieeinsparungen bei Messebetrieb und steigendem Komfortanspruch in den Messehallen erzielen wir durch die Umsetzung intelligenter Programmabläufe, die Vernetzung der Energieströme und Dateninformationen sowie durch den Einsatz von effizienten Antrieben und Maschinen. Das spart Investitions- und Energiekosten und senkt den Ausstoß von Kohlendioxid. Gerade in Zeiten von erhöhten gesetzlichen Umweltauflagen sind wir dank moderner Automatisierungstechnik gut aufgestellt", erläutert Klemp. Das Unternehmen hätte seinen Optimierungsprozess noch nicht abgeschlossen: Teile des Rohrnetzes könnten durch den Einsatz von Smart Grid als Energiespeicher genutzt werden, um so auf Erzeugerschwankungen durch variable Erzeuger wie Wind- und Solarenergie zu reagieren.

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