Regel 1: Die besten Quellen sichern
In Deutschland müssen 63 Prozent der Kunststoffverpackungen bis zum Jahr 2022 laut Verpackungsgesetz recycelbar sein. Die Quote lag im vergangenen Jahr noch bei rund 55 Prozent. Auch andere Länder der DACH-Region benötigen in Zukunft mehr Rezyklate: In Österreich liegt die aktuelle Recyclingquote bei circa 30 Prozent. Somit muss das Land seine Quote fast verdoppeln, um die geltenden EU-Ziele bis 2025 zu erreichen. Aber auch in der Schweiz wird aktuell lediglich ein Drittel des Plastikabfalls wiederverwertet.
Für Kunststoffproduzenten bedeutet das, dass sie nachlegen und verstärkt Rezyklate einsetzen müssen. Das Problem: Qualitativ hochwertiges Recyclingmaterial steht aufgrund dezentraler Marktstrukturen oft nicht ausreichend zur Verfügung. Rohstoffverknappungen und Preisschwankungen sind die Folge.
Um dennoch den passenden Lieferpartner zu finden, sollten Verarbeiter den Rezyklatmarkt sehr genau kennen. Streng genommen müssten sie potenzielle Lieferanten genau prüfen oder sogar aufwendig auditieren, um sicherzustellen, dass die Rohstoffe auch wirklich in der gewünschten Qualität und Menge aufbereitet werden. Ein solches Vorgehen können sich vor allem kleinere und mittelständische Unternehmen kaum leisten. Die Recherche kostet nicht nur Zeit, sie setzt auch technische Kenntnisse zur Herstellung von Rezyklaten voraus.
Es ist daher ratsam, mit einem Distributionspartner zusammenzuarbeiten, der auf die Beschaffung von Prime- und Recyclingmaterial spezialisiert ist. Kunststoffdistributoren wie Meraxis greifen auf ein weltweites Logistik- und Distributionsnetzwerk zu und verfügen zudem über ein Netzwerk an auditierten Lieferantenpartnern für hochwertige Regranulate und Recompounds.
Regel 2: Auf Materialeigenschaften achten
Bei der Verarbeitung von Sekundärmaterial ist es wichtig, dass Rezyklate eine vergleichbare Qualität haben wie die bisher eingesetzte Primeware. Für die Serienfertigung in der industriellen Produktion muss die Qualität außerdem gleich bleiben.
Weil sich Rezyklate je nach Herkunft aber naturgemäß voneinander unterscheiden, werden verschiedene Chargen homogenisiert. Das bedeutet: Sie werden vermischt, sodass große Mengen in gleichbleibender Qualität entstehen.
„Eine genaue Erprobung und Erstbemusterung ist unumgänglich, weil Rezyklate verschiedener Herkunft in ihren Eigenschaften nicht vergleichbar sind“, weiß Marc Stachura, Director Product Management Recycling bei Meraxis. Diese Erstprüfung ist ein technischer Prozess zur Materialcharakterisierung, bei der genau getestet wird, ob sich Rezyklate für die vorgesehene Verwendung auch wirklich eignen.
Regel 3: Die richtige Rezeptur entwickeln
Jede Materialentwicklung startet mit einer möglichst detaillierten Definition der gewünschten technischen Eigenschaften. Die Anteile an Rezyklaten, Primeware und anderen Inhaltsstoffen müssen anwendungsgerecht aufeinander abgestimmt werden. Das ist notwendig, da sich die Anforderungen an das Produkt je nach Anwendung unterscheiden.
Um die Eigenschaften zu verbessern, können nach Bedarf Additive hinzugefügt werden. Meraxis entwickelt solche Rezepturen in seiner eigenen Materialforschungsabteilung. „Unser Entwicklungsteam sorgt dafür, dass die Materialien genau die Anforderungen erfüllen, die sich unsere Kunden wünschen“, sagt Elmar Schröter, Executive Director Recycling & New Business Development bei Meraxis. „Wir können zum Beispiel Farben selbst in Nuancen nachempfinden.“
Regel 4: Geeignete Produktionsverfahren und Maschinen auswählen
Auch auf die richtige Abstimmung von Verfahrenstechniken, Werkzeugen und den richtigen Werkstoffen kommt es an. Um Fehlproduktionen zu vermeiden, müssen Maschinenparameter – wie Materialdurchsätze, Zykluszeiten oder Verarbeitungstemperaturen – je nach Werkstoff individuell eingestellt werden. Das gilt vor allem beim Einsatz von Rezyklaten: Verarbeiter sollten in der Produktion eine möglichst homogene Rohstoffmasse einsetzen, die sich im Laufe des Produktionsprozesses konstant verhält. Im Idealfall muss die Maschine so nur einmal grundlegend eingestellt werden.
Regel 5: Nachhaltigkeit nachweisen
Das Interesse an möglichst umweltfreundlichen Produkten ist vor allem bei Verbrauchern enorm. „Der Einsatz von recycelten Materialien ist längst ein zusätzliches Verkaufs- und Marketingargument“, sagt Stachura. „Deshalb kann es sich empfehlen, auf dem Endprodukt deutlich zu machen, dass Rezyklate verwendet wurden. Dazu eignen sich anerkannte Zertifikate wie etwa EuCertPlast oder der Blaue Engel.“
EuCertPlast ist ein EU-weites Zertifizierungsprogramm, das sich auf die Rückverfolgbarkeit von Kunststoffmaterialien über den gesamten Recyclingprozess und die gesamte Lieferkette konzentriert. Der Blaue Engel ist ein Siegel des deutschen Bundesumweltministeriums, das Kunststoffprodukte dann erhalten können, wenn sie zu mindestens 80 Prozent aus Recyclingmaterial bestehen.
Fazit
„Auch wenn der Einsatz von Recyclingmaterial gut durchdacht sein muss und umfassendes verfahrenstechnisches Know-how erfordert, lohnt es sich“, resümiert Philipp Endres, stellvertretender CEO von Meraxis. „Immerhin kommt die Kunststoffbranche so einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft einen großen Schritt näher. Dazu arbeiten wir konsequent daran, konventionelle Materialien durch Recyclinginnovationen zu ergänzen.“