Ersatzteilknappheit vermeiden Von 3D-Druck bis Recycling: So sichern Unternehmen ihre Ersatzteilversorgung

Die Ersatzteilknappheit führt aufgrund globaler Lieferkettenstörungen, Rohstoffmangel und technologischer Veränderungen zu erheblichen logistischen Herausforderungen für Unternehmen.

Bild: iStock, photohomepage
14.03.2025

Viele deutsche Unternehmen bekommen den Ersatzteilemangel derzeit stark zu spüren. Das bestätigt auch eine aktuelle Umfrage von Reichelt Elektronik zum Thema Lieferkettenherausforderungen. Etwa die Hälfte der Befragten gibt darin an, dass sie 2024 die Produktion aufgrund fehlender Bauteile mindestens 20 Tage lang unterbrechen mussten – ein enormer Verlust für die betroffenen Unternehmen. Um Situationen wie diese zu vermeiden, gibt es verschiedene strategische Vorgehensweisen.

Die Knappheit von Ersatzteilen ist ein komplexes Problem, das aus einer Vielzahl von Faktoren resultiert. Unter anderem können in einer zunehmend global ausgerichteten Welt Produktionsengpässe, Störungen in der Lieferkette oder plötzliche Nachfragespitzen immer wieder zu erheblichen Engpässen führen. Darüber hinaus schränken technologische Veränderungen und Rohstoffmangel die Verfügbarkeit von Ersatzteilen weiter ein. Dies führt oft zu logistischen Herausforderungen der Unternehmen.

Vier Tipps zur Vermeidung von Ersatzteileknappheit

Tipp 1: On-demand-Herstellung mit Hilfe von 3D-Druck: Es gibt verschiedene Ansätze, wie Ersatzteileknappheit verhindert werden kann. Der 3D-Druck bietet eine vielversprechende Lösung zur Minderung der Knappheit von Komponenten. Durch die additive Fertigung können Unternehmen Ersatzteile nach Bedarf und in Echtzeit und direkt vor Ort herstellen, was die Abhängigkeit von traditionellen Lieferketten erheblich reduziert.

Darüber hinaus ermöglicht der 3D-Druck die Herstellung von maßgeschneiderten oder komplexen Teilen. Unternehmen können dadurch spezifische Anforderungen ihrer Kunden erfüllen und gleichzeitig die Lagerhaltungskosten minimieren, da sie nur die Teile produzieren, die tatsächlich benötigt werden. Voraussetzung ist hierbei jedoch, dass für das benötigte Teil ein digitales 3D-Modell vorhanden ist. Muss dies erst durch einen 3D-Scan oder die Konstruktion in einem CAD-Tool erstellt werden, verzögert sich auch der Druckvorgang.

Tipp 2: Recycling gegen Rohstoffknappheit: Auch das richtige Recycling spielt eine entscheidende Rolle bei der Verhinderung von Bauteilemangel und trägt zur Schaffung einer nachhaltigeren Wirtschaft bei. Durch die Wiederverwertung von Materialien und Komponenten können Unternehmen nicht nur ihre Abhängigkeit von neuen Rohstoffen verringern, sondern auch die Verfügbarkeit von Ersatzteilen erhöhen.

Ein großer Mehrwert des Recyclings ist die Möglichkeit, wertvolle Komponenten aus alten oder defekten Produkten zurückzugewinnen. Diese recycelten Teile können dann zur Herstellung neuer Produkte verwendet werden, wodurch die Notwendigkeit, neue Rohstoffe zu beschaffen, reduziert wird. Dies ist besonders wichtig in Zeiten, in denen bestimmte Materialien knapp sind oder die Beschaffungskosten steigen.

Außerdem gibt es schon gute Fortschritte und Projekte, die die Kreislaufwirtschaft stärker voranbringen, wie etwa das Unternehmen Frosch mit der Herstellung von Flaschen aus recyceltem Kunststoff zeigt. Aktuell ist diese Methode noch mit einem großen technischen sowie finanziellen Aufwand verbunden, um tatsächlich verarbeitbare Rohmaterialien aus alten Teilen zu extrahieren. Nichtsdestotrotz steckt hinter dem Konzept eine echte Lösung, um der Ersatzteileknappheit entgegenzuwirken und gleichzeitig einen positiven Einfluss auf die Umwelt auszuüben.

Tipp 3: Lokale Produktion und Erhöhung von Lagerbeständen, um Abhängigkeiten von Lieferketten zu minimieren: Sowohl die lokale Produktion als auch die Erhöhung von Lagerbeständen sind zwei effektive Strategien, um den Mangel an Komponenten zu verringern und die Resilienz von Unternehmen zu stärken. Durch die lokale Produktion wird es Unternehmen ermöglicht, Ersatzteile näher am Einsatzort zu fertigen. Dies reduziert nicht nur die Transportzeiten, sondern auch die Abhängigkeit von globalen Lieferketten, die anfällig für Störungen sind.

Zusätzlich zur lokalen Produktion trägt die Erhöhung von Lagerbeständen dazu bei, eine Verknappung von Ersatzteilen zu vermeiden. Mit der strategischen Anlegung von Beständen an kritischen Ersatzteilen können Unternehmen sicherstellen, dass sie im Bedarfsfall schnell auf vorhandene Ressourcen zugreifen können.

Dies ist besonders wichtig in Branchen, in denen Maschinen und Anlagen kontinuierlich betrieben werden müssen, da Ausfallzeiten erhebliche Kosten verursachen können. Ein gut geplanter Lagerbestand ermöglicht es Unternehmen, unvorhergesehene Engpässe zu überbrücken und die Betriebsabläufe aufrechtzuerhalten.

Tipp 4: Bessere Planbarkeit durch Standardisierung: Zu guter Letzt spielt auch die Standardisierung eine entscheidende Rolle bei der Reduzierung von Ersatzteilknappheit, da sie mehrere positive Effekte auf die Effizienz und Verfügbarkeit von Ersatzteilen hat.

Standardisierte oder einheitliche Komponenten schaffen eine gemeinsame Grundlage für verschiedene Akteure in der Lieferkette: von Herstellern bis hin zu Endverbrauchern. Diese Zusammenarbeit führt zu einer besseren Koordination und einer proaktiven Planung der Produktion und Lieferung von Ersatzteilen, wodurch Engpässe im Lieferprozess verringert werden können.

Fazit

Bei der strategischen Planung der Beschaffung von Ersatzteilen gibt es keinen Königsweg, der sich für alle Unternehmen und alle Situationen gleichermaßen eignet. Eine Kombination aus technologischer Innovation, nachhaltigen Prozessen und besserer Planung kann dazu beitragen, die Knappheit von Ersatzteilen zu vermeiden oder deutlich zu reduzieren.

Dies erfordert Investitionen und zählt auf die Kooperation zwischen hier ansässigen Unternehmen ebenso wie Lieferanten im globalen Umfeld. Langfristig bringen diese Maßnahmen jedoch Vorteile für Unternehmen, Konsumenten und die Umwelt.

Firmen zu diesem Artikel
Verwandte Artikel