Verpackungstechnik Lebensmittel individuell statt von der Stange

Online-Handel mit Lebensmitteln und Vernetzung von Maschinen stellen Prozesse in der Lebensmittelindustrie auf den Kopf.

Bild: Bizerba
14.09.2015

Die Vernetzung von Produktionsanlagen über das Internet und die wirtschaftliche Herstellung von kleinen Losgrößen sowie von individualsierten Produkten sind wesentliche Punkte, die sich hinter dem Schlagwort Industrie 4.0 verbergen. Nun erobert das Konzept auch die Lebensmittelindustrie: Produktion und Verpackung von Lebensmitteln unterliegen durch die zunehmende Digitalisierung einem umfassenden Wandel.

Südkorea 2015: In U-Bahnhöfen gibt es bereits virtuelle Lebensmittelregale – die Produktauswahl erfolgt ganz einfach per Smartphone. Jeder dritte Internetnutzer in Südkorea kauft Lebensmittel bereits im Online-Supermarkt. Zwar werden in Deutschland erst rund 1,6 Prozent aller Produkte im Netz bestellt, das Thema nimmt aber auch hierzulande allmählich Fahrt auf.

Der Online-Handel mit Lebensmitteln und die zunehmende Vernetzung von Maschinen stellen die etablierten Prozesse in der Industrie auf den Kopf: Ein Entrecote vom Kobe-Rind, das online angeboten, bei Bestellung frisch geschnitten, aromaversiegelt und innerhalb von 24 Stunden geliefert wird, ist keine Seltenheit mehr. Dieses veränderte Verhalten der Konsumenten beeinflusst die Produktion nachhaltig.

Flexible Serienproduktion

Grundsätzlich beschreibt der Begriff Industrie 4.0 ein Konzept, das auf autonome, selbststeuernde, wissensbasierte und sensorgestützte Produktionssysteme setzt. Die Möglichkeiten klingen vielversprechend: Stark individualisierte Produkte und eine hoch flexibilisierte Serienproduktion sollen sich künftig realisieren lassen, ebenso wie automatisch synchronisierte Datenbestände.

In der Vergangenheit war die Fabrikautomation dafür optimiert, möglichst effizient und schnell große Mengen identischer oder fast identischer Produkte zu erzeugen. Produktvarianten und Designänderungen machten dagegen stets Umrüstungen und Werkzeugwechsel erforderlich, was ein Anhalten der Anlagen zur Folge hatte.

Je mehr sich eine Produktionsstraße heute variieren lässt, umso wettbewerbsfähiger kann sie sein. Wenn intelligente Fertigungsanlagen Produktvarianten automatisch berücksichtigen können, sind auch kleinere Losgrößen ohne signifikante Kostensteigerungen möglich. Und genau hierauf kommt es an: Moderne Fabriken müssen sich flexibel und schnell auf häufig wechselnde Kunden-Präferenzen und Marktbedingungen einstellen können. Hierzu ist es notwendig, selbst kleinste Prozessschritte intelligent zu machen.

Fakt ist jedoch: Für viele Produzenten hierzulande liegen das digitale Zeitalter bei der Prozessautomatisierung und die selbständig arbeitende Lebensmittelfabrik noch in weiter Ferne. Nach wie vor werden die meisten Anlagen in der Lebensmittelindustrie zentral gesteuert, technisch wäre jedoch schon viel mehr möglich. Als Impuls für Veränderungen in der Produktion reicht das technisch Machbare allein also offensichtlich nicht aus.

Denken der Produzenten verändert sich

Erst die sich wandelnden Anforderungen des Marktes wie etwa der wachsende Online-Handel mit Lebensmitteln verändern das Denken der Produzenten. Der Herstellungsprozess muss sich über kurz oder lang mit verändern, da nachweislich mit dem Grad der Personalisierung des Produkts die Wertschätzung des Verbrauchers für sein Lebensmittel steigt. Mit dem neu entstehenden Geschäftsmodell M2M werden Maschinen selbstständig ihren Zustand mitteilen können, wobei sie beispielsweise bei Bedarf automatisch einen Wartungszyklus veranlassen. Zukünftig verhindert dies unplanmäßige Maschinenstillstände und erhöht so die Produktivitätskennzahl.

Flexible Etikettiertechniken gefordert

Auszeichnungs- und Inspektionstechnologien sowie neue Software-Lösungen ermöglichen es zudem, Produktverpackungen mit persönlichen Informationen zu versehen und individuelle Rückverfolgbarkeitsinformationen aufzubringen. Schon heute können Maschinen mit dem Einlegen von Plug-In Etikettenrollen verifizieren, ob es sich um die richtigen Labels handelt und sich entsprechend automatisch konfigurieren. Das reduziert die Rüstzeit und verhindert Fehletikettierungen und damit verbundene Rückrufaktionen. Mit fortschreitender Vernetzung werden solche netzwerkfähigen, modularen und individuell ausbaubaren Anlagen immer wichtiger. Sie sollten flexible Etikettiertechniken ermöglichen, um sich auf dem Weg zu individueller Auszeichnung alle Optionen offen zu halten.

Cloud-gesteuerte Systemkonfigurationen reduzieren obendrein Fehler, verkürzen Installations- und Wiederherstellungszeiten und optimieren die Leistung von Maschinen. Mit cloud-basierter Backup-Software kann die Fertigungsindustrie Maschinen-Backups erstmals in der Wolke speichern, was eine große Erleichterung sowohl beim Thema Datensicherung als auch bei der Inbetriebnahme von neuen Geräten darstellt. Gerade in großen Produktionsunternehmen passiert es häufig, dass Maschinenparameter verändert werden, sei es versehentlich oder etwa durch Installation an einem anderen Platz. Durch das automatische, zyklische Übertragen der Datensicherung in die Cloud, muss der Kunde diese nun nicht mehr manuell veranlassen. Das reduziert Ausfallszeiten.

Der Rohling sagt, wie er verarbeitet werden will

Noch liegt die selbstständig arbeitende Lebensmittelfabrik in weiter Ferne. Der Einzug von Internettechnologien und die damit einhergehende Vernetzung der Maschinen sind in der Lebensmittelindustrie jedoch nicht mehr zu stoppen. Flexibilität bei Maschinen und Anlagen lautet das Gebot der Stunde, um für die individuelle Auszeichnung von Lebensmitteln in der Zukunft gerüstet zu sein. Der Rohling sagt künftig, wie er verarbeitet werden will. Auszeichnungs- und Inspektionstechnologien sowie neue Software-Lösungen ermöglichen es, Produktverpackungen mit individuellen Informationen zu versehen und produktspezifische Rückverfolgbarkeits-Informationen aufzubringen. Cloud-gesteuerte Systemkonfigurationen reduzieren obendrein Fehler, verkürzen Installations- und Wiederherstellungszeiten und optimieren die Leistung von Maschinen.

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  • Mit Plug-In Etikettenrollen können Maschinen Labels verifizieren und automatisch konfigurieren.

    Mit Plug-In Etikettenrollen können Maschinen Labels verifizieren und automatisch konfigurieren.

    Bild: Bizerba

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