Upcycling von Eier- und Tomatenschalen Reifen aus Essensresten

Das neue Gummi sieht nicht mehr schwarz aus, sondern rotbraun bis braun - je nach Verhältnis zwischen Eier- und Tomatenschalen.

Bild: Ken Chamberlain, Ohio State University
24.03.2017

Was macht man mit Eier- und Tomatenschalen? Meistens einfach wegwerfen. Damit ist nun Schluss: Aus diesen Abfällen in der Lebensmittelindustrie sollen jetzt Reifen hergestellt werden.

Essensreste könnten teilweise als Füllmaterial in Reifen verwendet werden. Das haben Forscher an der Universität in Ohio herausgefunden. Die Abfälle könnten dabei das bisher verwendete Material ersetzen, das auf Petroleum basiert. Petroleum wird aus Erdöl gewonnen.

Die Forscher in Ohio wollen mit der Herstellung von Reifen aus Essensabfällen gleich mehrere Probleme bekämpfen: Zum einen die Abhängigkeit von Ländern reduzieren, in denen Erdöl gewonnen wird. Das ist ein wichtiger wirtschaftlicher, politischer und sozialer Faktor. Zum anderen ist die Herstellung umweltfreundlicher, da dabei weniger Schadstoffe entstehen. Nicht zuletzt würden so die Mülldeponien schrumpfen.

Pusteblumen als Kautschuk-Quelle

Biomaterial-Forscherin Katrina Cornish hat über mehrere Jahre alternative Ressourcen zur Produktion von Gummi gesucht. Dazu hat sie beispielsweise Pusteblumen kultiviert. Aus der robusten Löwenzahn-Pflanze lässt sich der Gummi-Grundstoff Kautschuk gewinnen. Auch das Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und angewandte Ökologie nutzt russischen Löwenzahn, um große Mengen Naturkautschuk herzustellen.

Autoreifen bestehen zu etwa 30 Prozent aus Kohlenstoff, der aus Erdöl gewonnen wird. Er sorgt nicht nur für die schwarze Farbe, sondern auch die Robustheit und Langlebigkeit von Reifen. Allerdings hängt der Preis diesen Rohstsoffs stark von den schwankenden Erdölpreisen ab. Naturkautschuk als Kohlenstoffquelle könnte diesem Problem ein Ende setzen.

„Die Reifenindustrie gewinnt zunehmend an Größe und wir brauchen nicht nur mehr natürliches Gummi, sondern auch mehr Füllmaterial. Die weltweite Produktion wächst stetig und alle Produktionsländer verwenden Kohlenstoff. Es wird nicht länger einen Überschuss davon geben,“ meint Cornish. „Neben diesen Faktoren gilt es heutzutage. mehr auf Nachhaltigkeit zu setzen.“

Von Lebensmittelherstellern aus Ohio erhält die Forscherin und ihr Team daher Eierschalen und andere Essensreste. Laut dem amerikanischen Landwirtschaftsministerium werden fast eine Milliarden Eier jährlich konsumiert. Die Hälfte davon wird in der Lebensmittelherstellung verarbeitet und die mineralhaltigen Schalen werden dann auf der Mülldeponie entsorgt, wo sie sehr lange brauchen, um biologisch abgebaut zu werden.

Hitzeresistente Tomatenschale macht Gummi flexibler

Ein weiteres sehr beliebtes Gemüse in den USA ist die Tomate. Ihre Schale, ebenfalls ein Abfallprodukt der Nahrungsmittelindustrie, eignet sich genauso als Füllmaterial für Reifen.

Die Doktorandin in Cornishs Forscherteam, Cindy Barrera, hat durch Versuche herausgefunden, dass Eierschalen eine poröse Mikrostruktur aufweisen, die eine größere Oberfläche bieten, um sich mit dem Gummi zu verbinden. Tomatenschalen bleiben bei hohen Temperaturen sehr stabil. „Füllmaterial macht Gummi generell stärker, aber auch unflexibler,“ erklärt Barrera. „Wir haben entdeckt, dass das Ersetzen unterschiedlich großer Mengen des Carbons mit Eier- und Tomatenschalen synergetische Effekte hervorgebracht hat. Beispielsweise haben wir ermöglicht, dass das Gummi flexibler wurde.“

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