Natürlich kommt irgendwann das Smartphone mit ins Spiel. „iSolutions“, die die Möglichkeiten mobiler Endgeräte nicht nutzen, wären in diesen digitalen Zeiten auch schwer vorstellbar. Tatsächlich nimmt die App Grundfos Go im Technologie-Konzept des Pumpenspezialisten eine zentrale Rolle ein: Wer sie auf sein Smartphone oder Tablet lädt und einen externen Dongle daran anbringt, greift über eine Bedienoberfläche auf Betriebsdaten, Parameter und Meldungen von Pumpen zu. Er kann Einstellungen klonen und auf ganze Gruppen von Pumpen übertragen. Ab Juni ist es gar möglich, verschiedene Modelle mit einem einzelnen Klick für Standardeinstellungen zu parametrieren – und zwar über Anwendungsdateien mit vorkonfigurierten Parametern, die Grundfos im Internet für Kunden bereithält.
Intelligenz: Zentral oder dezentral?
„Mit Grundfos Go machen wir alle Annehmlichkeiten der iWelt greifbar“, erklärt Ingo Landwehr, der als Direktor Business Development Deutschland, Österreich und die Schweiz für die Einführung von neuen Produkten verantwortlich ist. Doch die smartphonebasierte Bedienoberfläche ist nur eine Facette der iSolutions. Die ganzheitliche Hybridlösung stellte Grundfos vor gut einem Jahr zum ersten Mal vor. „Wir versuchen die umfangreichen Möglichkeiten moderner Pumpen in den Anwendungsfeldern, die wir anbieten, transparent zu machen“, erklärt Landwehr. „Das Thema Pumpe an sich rückt dabei nicht in den Hintergrund, wir verfolgen nur einen breiteren Systemansatz.“ Für vielfältige Anwendungen in der Industrie, Wasserwirtschaft und der Gebäudetechnik hat Grundfos schließlich ein enorm breites Programm zu bieten. Zum Produktportfolio gehören neben Pumpen auch Steuerungstechnik, Sensoren, Motoren und Leistungselektronik. So lassen sich Lösungen aus einer Hand anbieten.
Kernfrage dabei: Intelligenz zentral oder dezentral organisieren? Grundfos bietet beides an, auch wenn Ingo Landwehr einen eindeutigen Trend sieht: „Es wird immer mehr Intelligenz in Pumpen integriert werden und Industrie 4.0 ist in aller Munde. Vieles davon ist heute schon verfügbar.“ Das gelte es nun, den vielen Anwendern in der teils konservativen Pumpenbranche zu vermitteln, die die „iWelt“ erst zögerlich betreten hätten. Sie zum Beispiel für Trockenläuferpumpen der Baureihe TPE3 zu interessieren, die in der Klimatechnik oder industriellen Umwälzsystemen zum Einsatz kommen und mit einem integrierten Wärmemengenzähler ausgestattet sind – übrigens ein Wunsch, den zahlreiche Liegenschaftsbetreiber an Grundfos herantrugen. Mithilfe eines integrierten Sensors überwacht dieser Verteilung sowie Verbrauch der Wärmeenergie und arbeitet flexibel mit verschiedenen Regelungsarten. Die AutoAdapt-Funktion beispielsweise überprüft regelmäßig die Anlagenverhältnisse und passt die Leistung selbsttätig an, sodass die Pumpe energieeffizient auf der optimalen Kennlinie läuft.
Eine Feldbuskarte, viele Protokolle
„Unsere Ambition ist es, in einigen Jahren nur noch intelligente Pumpen zu haben“, sagt Landwehr. Auch die für Lebensmittel- und Getränkeindustrie konzipierte Edelstahl-Kreiselpumpe F&B Hygia tronic zählt dazu. An ihr sieht Landwehr den Grundfos-Leitsatz „be think innovate“ beispielhaft umgesetzt: Know-how aufzunehmen und daraus Innovationen, führende Technologien im Rahmen der iSolutions zu entwickeln. So akquirierte das Unternehmen vor zehn Jahren Hilge, einen Marktführer für Prozesspumpen. „Deren bewährte Steriltechnik haben wir in der F&B Hygia tronic mit unserem neuesten MGE-Motor kombiniert. So bringen wir das gebündelte Know-how zu den Betreibern oder Erstausrüstern.“
Neben der dezentralen Intelligenz der smarten Baureihen bieten die iSolutions auch Optionen, Geräte in zentral organisierte Leitsysteme einzubinden. So sind Grundfos-Pumpen bereits seit einigen Jahren mit zwei Typen von pumpenspezifischen Feldbuskarten ausgestattet: Während CIM (Communication Interface Module) direkt im Antrieb der Pumpe befestigt sind, finden sich CIU (Communication Interface Unit) in einer externen Box mit integriertem Netzteil.
Über das Modell CIM/CIU 500 lassen sich Grundfos-Pumpen an das echtzeitfähige Industrial Ethernet anbinden – ein Drehschalter bestimmt dabei, in welchem Ethernet-Busprotokoll kommuniziert wird: Profinet IO, Modbus TCP oder BacNet IP. Die Karte unterstützt je nach Bedarf alle.
Was verkraftet der Markt wann?
Während in der Industrie und Gebäudetechnik die Systemintegration schon lange gängig ist, ist das zum Beispiel in der Wasserversorgung noch nicht so sehr der Fall. Entsprechend weniger sind die iSolutions oder ähnliche Konzepte dort noch vertreten. Und noch ungeklärt ist die Frage, wie viel Pumpenintelligenz Kunden überhaupt als erstrebenswert empfinden. „Im Prinzip wird die Elektronik immer kleiner, ich kann immer mehr hineinbauen. Aber was verkraftet der Markt zu welchem Zeitpunkt?“, fragt sich Landwehr.
Antworten werden sich sicher aus dem Servicebereich ergeben, der einen weiteren Pfeiler des iSolutions-Konzepts ausmacht. Grundfos bietet Pump Audits an, in denen der Anlagenbestand der Kunden en Detail evaluiert wird. Welche Pumpen müssen ausgewechselt werden? Wie lange ist eine Pumpe noch betriebsfähig? Welche Bauteile können eingespart werden, wenn man auf einen Frequenzumrichter zurückgreift? Das Angebotspaket reicht von einer einfachen Beratung bis zur 14-tägigen Bestandsaufnahme, bei der alle Betriebszustände abgebildet werden.
Auf Kundenseite ist das Interesse an Audits groß – schließlich gelten im Pumpenbereich die EuP-Direktiven seit Januar 2013 und in verschärfter Form seit 2015. Energieeffizenz ist Pflicht- „Wenn man den EuP-Gedanken konsequent verfolgt, ist der Bestand in Deutschland ein großes Thema“, sagt Ingo Landwehr. „Wir alle sind ja angehalten, ein Energiemanagement in die Betriebe einzuführen, Energie einzusparen und effizienter zu verwenden.“ Vor allem liefert ein Pump Audit auch eine gute Argumentationsgrundlage für Prozessverantwortliche, die ihre Finanzwelt überzeugen müssen. Auch in der iWelt werden Visionen eben oft erst mit schwarzen Zahlen greifbar.