Schaltschranktechnik Schutz unter freiem Himmel

28.02.2013

Klassische Gehäuselösungen im Schaltschrankbau bestehen aus Stahlblech oder Edelstahl. Diese Materialien sind jedoch nicht immer die beste Lösung: Besonders unter freiem Himmel kann bei Stahlblechkratzern Rost entstehen. Edelstahlgehäuse sind zwar unempfindlicher, allerdings auch kostenintensiver. Kunststoff bietet eine sinnvolle Alternative.

Umgebungsbedingungen mit ständigen Tag- und Nachtwechseln sowie jahreszeitlich bedingte klimatische Schwankungen beanspruchen Outdoor-Gehäuse und Schaltschränke beträchtlich. Anwender müssen bei der Auswahl von Gehäuselösungen die Materialalterung und Dichtungen durch UV-Strahlung beachten, die zu �?nderungen der Materialeigenschaften und im schlimmsten Fall zu Undichtigkeiten führen kann. Eine langlebige, stabile Gehäusekonstruktion mit optimaler elektromagnetischer Verträglichkeit ist wichtig. Die Konzepte für Outdoor-Systemlösungen bei Lohmeier reichen von verschiedenen Werkstoffen über besondere Gehäusegeometrien zum Schutz vor Wasser, UV-Strahlung und Vandalismus bis hin zu speziellen Mauerwerksabdichtungen.

Die Kunststoffalternative

Eine geeignete Möglichkeit für viele Anwendungsfälle sind die weniger kostenintensiven Kunststoffgehäuse: Sie sind witterungsbeständig, können nicht rosten und lassen sich einfach bearbeiten. Durch Fertigung im Spritzgussverfahren bieten Kunststoffgehäuse zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten. Im Zweikomponenten-Spritzguss, bei dem verschiedene Materialien zu einem Werkstück verarbeitet werden, können so beispielsweise Dichtungen, Rutschfüße oder Membranen zur Kabeleinführung aus einem weicheren Material auf oder in das Gehäusebasismaterial eingebracht werden. Kunststoffgehäuse sind auch eine geeignete Lösung für Anwendungen, in denen nicht leitende Werkstoffe benötigt werden. „In Outdoor-Anwendungen bewähren sich Kunststoffe mit den passenden Eigenschaften bisher bestens“, sagt Markus Nerge, Marketingleiter bei Lohmeier. Etwaige Befürchtungen, Kunststoffgehäuse seien rauen Bedingungen auf Dauer nicht gewachsen, sind hält er für unbegründet. Das beste Gegenbeispiel seien KFZ-Außenspiegel, die meist aus Acrylester-Styrol-Acrylnitril (ASA) gefertigt werden und Hitze, Kälte, direkter Sonneneinstrahlung, Schnee, Eis, Regen und UV-Strahlung problemlos widerstehen.

Acrylester-Styrol-Acrylnitril

„ASA ist auch einer der Werkstoffe, die wir für robuste Outdoor-Gehäuse verwenden“, so Nerge weiter. Diese finden als Kleinverteiler und Automatengehäuse Verwendung. Sie sind besonders witterungsfest, erreichen Schutzart IP65 und sind somit sowohl Outdoor- als auch Indoor-tauglich. Ihre UV-beständige Oberfläche ist mit vorgestanzten Kabeleinführungen sowie PEN-Klemmen und Tragschienen ausgestattet. Sie kapseln jegliche Komponenten, die auf Tragschienen geklemmt werden - typischerweise sind dies Sicherungsautomaten, Hauptschalter oder Netzgeräte. Somit können diese Gehäusetypen nicht nur im klassischen Industriebereich, sondern zum Beispiel auch für Überspannungsschutz- und Blitzschutzsysteme in der Photovoltaik-Industrie, in Pumpensteuerungen in Wasser- und Abwasseranlagen sowie in Elektrounterverteilern in Produktionsanlagen, Garagen und Werkstätten eingesetzt werden.

Glasfaserverstärktes Polyester

Das Unternehmen Lohmeier hat noch einen weiteren Kunststoffgehäusetypen im Programm: Es handelt sich dabei um Modelle aus glasfaserverstärktem Polyester, die als klassische Schaltschränke dienen und ähnlich wie vergleichbare Blechgehäuse im Industriesektor eingesetzt werden. Die Einbauten sind normalerweise auf der eingebauten Montageplatte positioniert. Diese Gehäuse sind für den Indoor- und Outdoor-Bereich geeignet. Sie werden mit Regen- und UV-Schutz für die Dichtungen geliefert und erreichen Schutzart IP55. In bestimmten Anwendungsbereichen erkennt man bei Lohmeier einen Trend zu Kunststoffgehäusen - vor allem in Bereichen, in denen hohe Schutzarten gefordert werden. „Hochwertige Kunststoffgehäuse können durchaus schon heute Metallgehäuse ablösen“, fasst Nerge zusammen. „Gegen sie spricht eigentlich nur, dass es bisher weniger Auswahl bei den Größen gibt.“

Recycling im Trend

Eine neue Entwicklung sind Bio-Kunststoffe, die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden und vielfältige Entsorgungsmöglichkeiten bieten: Recycling, Kompostierung, Einsatz als Substrat zur Biogasherstellung oder als Ersatzbrennstoff zur Energieerzeugung. Dabei setzen Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen nur so viel CO2 frei, wie sie während der Wachstumsphase aufgenommen haben. Biopolymere erreichen vielfach bereits vergleichbare mechanische Eigenschaften wie petrochemische Typen. „Diese ökologisch besonders wertvollen Kunststoffe werden in Zukunft verstärkt Verwendung finden“, so Nerge. „Aktuell sind sie noch etwas teurer als vergleichbare petrochemische Typen. Dies dürfte aber durch steigende Ölpreise bald kompensiert werden.“

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