Wofür benötigen Industrieunternehmen ein Video-Tool wie Ihres?
Im Wesentlichen für den Bereich E-Learning. Immer mehr Unternehmen, beispielsweise im Maschinenbau, bauen eigene Lernplattformen auf. Ein wichtiger Aspekt dabei ist Bewegtbild. Denn mit Tutorial-Videos können, durch die Kombination von Bild und Text, mehr Inhalte vermittelt und das Lernerlebnis aufgewertet werden. Solche Videos mit einer Filmproduktion zu realisieren, ist teuer und aufwändig. Aus diesem Grund haben wir ein Tool entwickelt, welches den wesentlichen Bestandteil von Videos automatisiert. Eine Postproduktion, die Cloud-basiert stattfindet und durch ein Anleitungsbasiertes aufnehmen jeden User in die Lage versetzt, ein professionelles Video zu produzieren. So können, beispielsweise im Maschinenbau, Ingenieure oder Facharbeiter, die zwar das Wissen aber kein Video-Know-how haben, schnell und einfach ein Tutorial erstellen, das global für alle Mitarbeiter, egal in welchem Land, eingesetzt werden kann.
Was unterscheidet Ihr Video-Tool „CREACE“ von anderen (kostenfreien) Angeboten?
Ein wesentlicher Vorteil unseres Tools ist die Anleitung des aufnehmenden Users. Die meisten Video-Apps, die kostenlos oder günstig sind, sind sogenannte Editing- oder Mashup-Tools. In diese muss ein fertiges Video geladen werden, dann besteht die Möglichkeit es zu schneiden, Untertitel zu erzeugen und es anderweitig zu bearbeiten. Ist der Input aber nicht gut aufgenommen, kann im Schnitt auch nicht mehr viel gerettet werden. Wir haben bewusst die Bearbeitung in der Cloud automatisiert, da diese in der Regel sehr zeitaufwändig ist und auch nicht jeder Nutzer schneiden gelernt hat. Zudem ist die Bearbeitung eines Videos in einer App, auf einem kleinen Bildschirm eine zusätzliche große Herausforderung. Viele Nutzer solcher Apps verbringen Stunden mit dem Editing und erhalten trotzdem kein gutes Ergebnis. Wegen dieser Problematik haben wir den Prozess automatisiert und sorgen so dafür, dass sich User darüber keine Gedanken machen müssen. Unser Tool erstellt ein fertig gebrandetes, gegradetes Video, das automatisch Untertitel, in mehreren Sprachen, hat. Der User kann sich also voll und ganz auf sein Know-how konzentrieren, sein Wissen teilen und muss sich nicht damit beschäftigen wie das Material zu einem Video wird, da wir das automatisch übernehmen. Unternehmen können somit einfach, schnell und kostengünstig Videos produzieren und diese in viele andere Sprachen, nahezu in Echtzeit, übersetzen. So kann Content, ohne großen Aufwand, sofort global ausgerollt werden.
Sie sagen, dass Videos in der Cloud automatisch geedited werden. Welcher Prozess läuft dort ab?
Darum kümmert sich ein Rendering-Service, den wir entwickelt haben. Der Datenservice nimmt die Videotakes, die der User in der App aufgenommen und in unsere Cloud hochgeladen hat. Die Software erkennt, dass es ein bestimmtes Template eines Kunden – beispielsweise für ein Tutorial mit insgesamt fünf Takes - ist. Der Datenservice identifiziert dann die Schnittdatei und entscheidet in welcher Reihenfolge die Takes zusammengeschnitten werden, welche Breaks eingefügt werden, über das Intro und Outro, das Color Grading und die Untertitel. Ein Video-Renderingservice erzeugt dann vollautomatisch und in wenigen Minuten das fertige Video. Wenn ein User beispielsweise ein Video mit fünf Takes aufnimmt, von denen jedes eine Minute lang ist, kann innerhalb von drei bis fünf Minuten ein fertiges Video erstellt werden.
Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie ist digitaler Content wichtiger denn je. Wie kann Ihr Tool hierbei erfolgreich eingesetzt werden?
Die Einsatzmöglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Wir haben vier Säulen identifiziert, bei denen wir die größte Nachfrage und Video-Potenzial sehen. Die Erste ist E-Learning. Die Zweite, der ganze Komplex HR, Employer Branding, Recruiting. Hierbei kann es unter anderen um die Stellenbeschreibung, beziehungsweise das Employee-Testimonial gehen. Beispielsweise nimmt ein Ingenieur von DMG Mori mit unserer App auf, wie er sein Team beschreibt, welche Aufgaben er täglich erledigt und was der Input und Output sind. Recruiter können dann mit diesem Video die Stellenanzeigen ergänzen und aufwerten. So gelingt ein sehr authentischer Einblick in die Arbeitswelt, der Bewerber sieht schon einmal seine Kollegen, hat aber auch die fachliche Komponente, die von dem Ingenieur vermittelt wird. Darüber hinaus können über CREACE auch Aufgaben an Bewerber gestellt werden. Recruiter haben die Möglichkeit diesem beispielsweise ein Interview-Template mit zehn Fragen zukommen zu lassen, die per Video beantwortet werden müssen. Damit kann ein authentischer Eindruck von Bewerbern gewonnen werden, bevor eine Einladung zum Gespräch erfolgt. Auch dieser Prozess läuft komplett automatisiert ab. Die dritte Säule ist der Sales. Wenn komplexe Maschinen oder Anlagen verkauft werden, können Videos zur Erklärung einen großen Mehrwert schaffen. Hierfür könnte beispielsweise eine Sales-Person gemeinsam mit einem Produktmanager ein Video aufnehmen, in dem sie die USPs und Vorteile der Anlagen beschreiben oder Installationen und Software-Updates veranschaulichen. Die vierte Säule ist das Marketing, angefangen bei der Darstellung des Portfolios bis hin zu Content für Social-Media, Landingpages oder auch Veranstaltungen.
Ist auch eine Echtzeitproduktion, beispielsweise bei Veranstaltungen möglich?
Ja, dazu haben wir das App-Feature „Kollaboratives Video“ kreiert. Damit können Nutzer ein Template aufrufen und es mit mehreren Leuten teilen, sodass alle auf ihren eigenen Devices am gleichen Video arbeiten können. So haben beispielsweise mehrere Redakteure die Möglichkeit, gleichzeitig an einem Video zu arbeiten und Influencer vor Ort in das Projekt einzubinden.
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