P&A: In den vergangenen drei Jahren - seit der letzten Achema - hatten viele andere Veranstaltungen mit einem starken Besucherrückgang zu kämpfen. Verbreitet sich gerade eine gewisse Messemüdigkeit, Herr Professor Wagemann?
Prof. Wagemann: Nein, definitiv nicht. Unsere eigenen Veranstaltungen sind durch die Bank gut besucht - gerade von Vertretern der chemischen Industrie. Auch unsere Aussteller scheinen das nicht so zu empfinden. Für die Achema haben wir einen wirklich erfreulichen Buchungsstand, sodass wir davon ausgehen, dass die Zahl der Aussteller sogar leicht über der von 2009 liegen wird.
Warum funktioniert die Achema, während andere Messen und Kongresse mit ähnlichem Fokus Abstriche machen müssen?
Die Achema ist einfach die Leitmesse weltweit. Das war schon 2009 das Pfund, mit dem wir wuchern konnten. Selbst in diesem extrem schwierigen Jahr hatten wir praktisch keine Rückgänge zu verbuchen, weder bei Aussteller- noch bei Besucherzahlen. Die jetzigen Gespräche mit Ausstellern, also den Lieferanten der Chemiebranche und der Biotechnologie, vermitteln uns eine recht positive Stimmung. Allerdings verschieben sich die Themen deutlich.
Nämlich zugunsten welcher Themen?
Der Komplex weiße Biotechnologie - Nutzung nachwachsender Rohstoffe wächst extrem stark. Und außerdem alle Themen, die mit Energie im weitesten Sinne zu tun hat.
Sie hatten demnach ein glückliches Händchen, als sie Energie und Energiespeicher zum Sonderthema gemacht haben. Und auch das Plattformkonzept für die Biotechnologie kommt wohl gerade richtig. Holen Sie damit eher langjährige Aussteller ab, die ihren Fokus verändern? Oder adressieren Sie damit vorwiegend neue Anbieter?
Sowohl als auch. Auf der Achema stellen viele etablierte Hersteller aus, die gerade im Bereich Biotechnologie auch stark engagiert sind. Die Achema ist dadurch unterm Strich die größte Biotech-Veranstaltung, wenn man die Zahl der Aussteller betrachtet, die sich mit Biotechnologie befassen. Und inzwischen beschäftigt das Thema Energie beziehungsweise Energieeffizienz uns alle immer mehr. Die Eröffnungssitzung der Achema wird sich daher der Energieversorgung der Zukunft widmen.
Welche weiteren Schlüsse ziehen Sie aus dem Vergleich der Anmeldestatistiken?
Ins Auge fällt, dass zwei Ausstellungsgruppen heute schon deutlich über dem Endstand von 2009 liegen: Das ist Pharma-, Verpackungs- und Lagertechnik und die Mess- und Regeltechnik. Bei der zweiten Gruppe spielt sicherlich die Positionierung in der Halle 11 eine Rolle, die sehr gut angenommen wurde.
Die neue Halle wird einhellig begrüßt. Aber ist es nicht verwunderlich, dass auch Pharma-, Verpackungs- und Lagertechnik als Peripherie-Prozesse so stark wachsen?
Als Peripherie kann man das in vielen Branchen kaum betrachten. Im Pharmasektor etwa sind Prozesse wie hygienische Abfüllung und Etikettierung verbunden mit den Forderungen nach Rückverfolgbarkeit sehr anspruchsvolle Thematiken. Und gerade in Deutschland gibt es einige führende Anbieter, mit hoher Bedeutung für den Weltmarkt.
Ist es Ihnen gelungen, Aussteller, die abgesprungen waren, wieder zurückzugewinnen?
Traditionell hat die Achema einen festen Ausstellerstamm. Natürlich kommt es vor, dass der eine oder andere aussetzt. Wir freuen uns sehr, wenn er wiederkommt, und da sehen wir wie bei jeder Achema auch diesmal eine Reihe von Firmen. Genauso sehr freuen wir uns aber auch über die vielen neuen Aussteller, die erstmals dabei sind. Interessant ist sicherlich auch, dass wir aus bestimmten Ländern starken Zuwachs verzeichnen: vor allem aus China und Indien, aber auch aus Südkorea, Taiwan und der Türkei.