Noch relativ einfach sind die Zinskosten zu ermitteln, die aber meist nicht in der Entwicklung selber berücksichtigt werden. Bedenkt man, dass eine integrierte schnell um mindestens 100.000 Euro über einer modularen Entwicklung liegt, und setzt man 5 Prozent als Zinssatz an, bedeutet das zusätzliche Kosten von 5.000 Euro pro Jahr.
Eine schwer zu fassende Größe ist das geplante Markteintrittsdatum. Dies kann aber ganz entscheidend sein. Handelt es sich z.B. um einen saisonalen Artikel, kann eine verspätete Fertigstellung den kompletten Produktlaunch gefährden. Ein modulares Design gibt mehr Sicherheit, das geplante Markteintrittsdatum zu realisieren. Wie hoch dieser Wert anzusetzen ist, hängt ganz entscheidend von Branche und Produkt ab. Ein zeitiger Markteintritt hat in aller Regel aber auch die Funktion, eine Marktführerschaft zu etablieren oder zu festigen. Wer zuerst auf den Markt kommt, bestimmt in aller Regel die Preise und die Spezifikationen. Und was das in Euro bedeutet, dürfte jedem klar sein. Hier erhält das Schlagwort „Time-to-Market“ eine zählbare Bedeutung. Ein modulares Design hilft in jedem Fall, ein Produkt schneller und zeitlich kalkulierbarer serienreif zu bekommen.
Kosten: fix und variabel
Schwierig sind ist oft die Preiskalkulationen und die Festlegung des Vermarktungspreises für das finale Produkt. Der Preis setzt sich in aller Regel zusammen aus den Fixkosten, wie u.a. Entwicklungskosten und den variablen Stück- und Fertigungskosten. Die Fixkosten werden durch die Anzahl der geplanten Stückzahl dividiert und auf den variablen Stückpreis als sogenannte Umlagekosten aufgeschlagen. Angenommen, der zusätzliche Aufwand in einer integrierten Entwicklung sind 100.000 Euro und geplant ist eine Stückzahl von 5.000 Stück über den Lebenszyklus. So entstünden kalkulatorische Umlagekosten von 20 Euro pro Stück. Werden aber nur 3.000 Stück verkauft, wäre eine Umlage von 33 Euro notwendig. Sind diese 13 Euro Mehrkosten in der Kalkulation berücksichtigt, oder wird dadurch das Produkt zu einem Minusgeschäft? Mit anderen Worten, je höher die variablen Kosten eines Produktes sind, je genauer ist eine Preisfindung für das Produkt möglich. Eine Änderung in der Stückzahl ist dann meist kein großes Problem. Natürlich kann man genügend kalkulatorische Sicherheiten einbauen, dann ist man zwar auf der sicheren Seite. Die Frage bleibt jedoch: Erreiche ich den gewünschten Markterfolg und die geplante Absatzstückzahl? Oder wäre bei einem aggressiveren Pricing eine höhere Absatzzahl möglich gewesen? Modulares Design gibt hier in jedem Fall die Möglichkeit, genauer zu kalkulieren, da ein größerer Teil der Kosten als variable Kosten anfallen.
Investitionskosten
In einer komplexen Entwicklung kann eine ganze Reihe von weiteren Investitionskosten anfallen, die die Fixkosten teilweise erheblich in die Höhe treiben können. Dabei ist zu klären, welcher Anteil auf das Projekt entfällt und umgelegt werden muss und welcher Teil als allgemeine Investitionen zu verstehen ist. Auf das Projekt entfallen unter Umständen spezielle Werkzeuge und Design Tools für die Entwicklung. Neben der Kostenfrage, stellt sich hier natürlich auch die Zeitfrage. Wie lange benötigt der Entwickler, diese neuen Werkzeuge kennen zu lernen und erfolgreich ein zu setzten. Dadurch verzögert sich der Entwicklungsprozess unter Umständen ganz entscheidend. Das Gleiche gilt im Layout. Bei sehr komplexen Prozessor-Designs sind entsprechende Layout-Tools notwendig. Für das Layout des vereinfachten Applikationsboards reichen vielleicht die vorhandenen Tools. Auch hier ist die Frage nach der Lernkurve und der damit verbundenen Zeitverzögerung zu stellen. Ist die Komplexität der Entwicklung auf Grund des Einsatzes eines Moduls reduziert, sind die Investitionen in neue Tools vielleicht nicht nötig und der Entwickler benötigt keine zusätzliche Zeit, sich in neue Werkzeuge einzuarbeiten.
Test- und Fertigungskosten
Aber auch in der Fertigung und im Test des Produktes, können auf Grund der Komplexität der Technik weitere Investitionen in neue Produktions- und Testmittel notwendig werden. Hier gilt das Gleiche, wie bei der Entwicklung. Neben den reinen Investitionskosten, fallen entsprechende zusätzliche Zeiten für die Einrichtung und das Erlernen der neuen Produktions- und Testmittel an. Sind diese zusätzlichen Aufwendungen nur für dieses eine Produkt notwendig, geht die Rechnung im Allgemeinen nicht auf. Ein modulares Design, ermöglicht ja ein einfacheres Applikationsboard und erspart vielleicht die eine oder andere Investition in neue Werkzeuge und Maschinen.
An Redesigns denken
Ein wichtiger Kostenfaktor kann erst später im Lebenszyklus eines Produktes auftauchen. Sind in der Kalkulation ein oder mehrere Redesigns vorgesehen? Wie lange ist der erwartete Lebenszyklus des Gerätes? In manchen Bereichen, speziell im Bereich Medizintechnik und Aviation sind zehn und mehr Jahre gefordert. Hier bedeuten Änderungen erhebliche Kosten bei der Zulassung des jeweiligen Gerätes. Sind Speicherbausteine im Einsatz, kann in diesem Zeitraum von mindestens einem bis zwei Redesigns ausgegangen werden. Oft sind davon mehrere Geräte betroffen. Dass diese nicht alle gleichzeitig angepasst werden können, liegt auf der Hand, stehen doch im Allgemeinen nur bedingte Designressourcen zur Verfügung. Und diese sind meist auf die Neuentwicklung fokussiert. Ein modulares Design ist der einzige Weg, diese Probleme zu umgehen, beziehungsweise das Problem in die Hände des Modulherstellers zu verlagern.
Weitere versteckte Kosten bei einem komplexen Design, die nicht sofort sichtbar werden, beziehungsweise nicht gleich zugeordnet werden, sind höherer Verwaltungskosten oder Headerkosten. Hier soll nur exemplarisch ein Beispiel gezeigt werden. Da bei Einsatz eines modularen Designs weniger Teile eingekauft werden müssen, sind die Verwaltungskosten im Einkauf natürlich niedriger.
Von Erfahrung profitieren
Neben den versteckten Kosten, gibt es zusätzlich einen nicht sofort sichtbaren Nutzen eines modularen Designs. Zusätzlich zum Standard Modul, kann der Modulanbieter unter Umständen eine Reihe von weiteren Vorteilen bieten, die über das reine Off-the-Shelf-Produkt hinausgehen. So kann der Anwender von dessen Erfahrungen profitieren, wenn er weitere Hilfen und Unterstützung benötigt. Dazu zählen insbesondere eine weitere Design Unterstützung in Form von Schematic-Reviews für das Applikationsboard, oder Applikationsdesignunterstützung. Auch bei der Zulassung des finalen Gerätes kann der Modullieferant helfen, wenn er die notwendigen Erfahrungen und Methoden beherrscht, schließlich ist das Modul das Kernstück des Gerätes und nur im optimalen Zusammenspiel des Moduls und des Applikationsboards wird das ganz Paket optimal funktionieren.