Kostenbewusste Hausmänner und -frauen sichten regelmäßig ihre Kontoauszüge, überprüfen Rechnungen und passen Verträge wenn nötig an. Nicht anders geht es Unternehmen, die Kontrolle über ihre Energiekosten behalten wollen. Am Ende des Monats kommt die ausführliche Rechnung des Energieversorgers; der Unternehmer sieht den Verbrauch der letzten Abrechnungsphase. Doch Einsparmaßnahmen kann er daraus nicht ableiten. Mit einem umfassenden Energiemonitoring hingegen ist das möglich.
Selbst wenn die Prozesse optimiert sind, wie es oft in der Chemie der Fall ist, gibt es im Hinblick auf den Energieverbrauch meist noch viel zu tun. Auch wenn Fahrweise einer Destillationskolonne die Rücklaufverhältnisse berücksichtigt oder die Produktion so auf die verfügbaren Anlagen verteilt wurde, dass man möglichst wenig Teillast fahren muss: Die Energieverbräuche einer still stehenden oder nur zum Teil ausgelasteten Anlage sind selten bekannt. Auch Nebenbetriebe werden nicht immer betrachtet, zumal sie häufig nicht in die restliche Automatisierung integriert sind. Wie viel Energie geht dort verloren?
Für den Wachs-Hersteller Romonta aus Sachsen-Anhalt ist das Thema Energieeinsparung nicht nur durch Kosteneinsparung motiviert, sondern auch durch das Streben nach einem grünen Image. Mit Energiemanagement beschäftigen sich der Energiemanagementbeauftragte Matthias Meyer und das Energieteam im Unternehmen seit Ende 2011. Sein erster Schritt war, ein zertifiziertes Energiemanagementsystem einzuführen. Nachdem er sein Team gebildet hatte, wurde das Energiemanagementhandbuch erstellt, um die Implementierung des Systems zu regeln.
Zu den ersten Maßnahmen gehörte die Beschaffung eines Energiemonitoring-Systems, das den nötigen Überblick schaffen sollte. Die Monitoring-Software sollte einige Funktionalitäten bieten, die übliche Prozessleitsysteme nicht hergeben. PLS sind zwar sehr mächtig und flexibel, aber benötigen aufwändige Anpassungen, um die Funktionen eines Monitoringsystems zu übernehmen: Transparenz der Verbräuche und Darstellung von aussagekräftigen Kennzahlen (sogenannte Energy Peformance Indicators – EnPIs). Und das einfach bedienbar und voll skalierbar.
Strom- und Dampfkennzahlen als Einstieg
Für den Einstieg gilt die Maxime „vom Groben ins Feine“. Das heißt, man sollte mit einer übersichtlichen Anzahl von Messstellen anfangen. Alle historischen Anlagendaten oder Hunderte von Energiedaten auf einmal in das Monitoringsystem – das würde die Energiebeauftragten erschlagen. Wo sollen die ersten Maßnahmen überhaupt durchgeführt werden, wenn so viel Information auf einmal verfügbar werden? Für den Betrieb wichtige Größen und Bereiche sollten als erstes an der Reihe sein. Bei Romonta wurden verschiedene Messstellen in dieser ersten Phase ausgewählt, die den wichtigen Merkmalen des Betriebs entsprechen. Hauptsächlich liegen diese in den Bereichen Strom und Dampf.
Als Partner für die Einführung des Energiemonitoring-Systems hat Matthias Meyer die Firma Endress+Hauser ausgewählt. Mit einem maßgeschneiderten Konzept wurden in einem Paket Stromzähler, Gateways und die Software geliefert. Eine vernünftige Architektur für die Anbindung aller ausgewählten Zähler wurde in Absprache mit Romonta ausgearbeitet. Es ist sehr wichtig, dass diese Struktur skalierbar bleibt, um das Einfügen von zukünftigen Zählern zu ermöglichen. Die Einrichtung der Software samt Integration und Parametrierung der Messpunkte sowie die Inbetriebnahme des Systems waren mit enthalten.
Für den reibungslosen Ablauf des gesamten Projekts hat Endress+Hauser die Verantwortung übernommen. Der Projektmanager hat alle Erwartungen des Kunden in einem Pflichtenheft dokumentiert, den kompletten Projektablauf koordiniert und mit seinem Team die Aufgaben nach Kundenwünschen erledigt. Wichtig beim Einsatz der Energiemonitoring-Software ist die enge Absprache mit der IT-Abteilung, denn die Software ist völlig webbasiert, und die Daten fließen von den Feldgeräten ins Firmen-Netzwerk.
Nach Abschluss des Projekts machten die Endress+Hauser-Experten das Energie-Team der Romonta im Rahmen einer Schulung mit der neuen Software vertraut. Die eingesetzte Energiemonitoring-Software bietet intuitive Bedienung und aussagekräftige, vorgefertigte Analysen, die man mit wenigen Mausklicks zu Berichten machen kann. Dank der webbasierten Oberfläche fällt kein Installationsaufwand an; auch benötigen Mitarbeiter, die mit dem System arbeiten, keine spezielle IT-Berechtigungen. Die volle Nutzer-Verwaltung erspart dem Mitarbeiter Informationen, die für ihn unwichtig sind. Und ein automatisches Berichtswesen verschickt und legt alle Berichte ab. Der Nutzer muss also nicht unbedingt ins System, um seine wichtigsten Analysen anzuschauen.
Energiekosten mit Software optimieren
Knapp ein halbes Jahr nach der erfolgreichen Einführung des Monitoring-Systems arbeitet Romonta intensiv mit dem Energiemanagementsystem. Zusätzliche Messgeräte werden angebunden, und die Zertifizierung gemäß ISO 50001 ist im Gang. Die erfolgreiche Zertifizierung wird durch das Monitoring-System unterstützt. Neben den neuen Messstellen ziehen die Verantwortlichen auch weitere Funktionen für das Energiemonitoring in Erwägung. Romonta überlegt sich, Energiekosten und Budgetierung mit der eingebetteten Funktionalität der Software zu betrachten. Dabei können detaillierte Vertragsdaten hinterlegt und alle Verbräuche als Währung ausgewertet und mit budgetierten Kosten verglichen werden. Für einen weiteren Schritt plant Romonta in der Software vorhandene Alarmmeldungen zu nutzen, die durch eine Abweichung von Profil-Werten oder Unter- bzw. Überschreitung von Grenzwerten ausgelöst werden können.
Von den ersten Überlegungen, Energiemanagement zu betreiben, bis zum aktuellen Stand war es ein langer Weg. Doch nun verfügt Romonta über eine mächtige, skalierbare Software und die passende Messtechnik für ihr Energiemonitoring. Die hierdurch erzielte Transparenz über die Energieverbräuche und das systematische Vorgehen durch die Zertifizierung gemäß ISO 50001 sichern zusammen den Erfolg der Energieeinsparmaßnahmen.