Anlagenbau & Betrieb „Wahnsinn, wie viel Geld man sparen könnte“

14.06.2013

Den Verbrauch zu messen und dann zu staunen, wie viel Energie der Prozess kostet, reicht nicht. Optimieren auf allen Ebenen braucht es. Norbert Meierhöfer, Director Business Consulting EMEA bei Aspentech, kennt die Wünsche der Anlagenbetreiber und weiß, wie man sie erfüllen kann.

Herr Meierhöfer, was heißt für Sie Operational Excellence?

In der Prozessindustrie ist die Produktion stets �?nderungen unterworfen, etwa bei den Rohstoffen, der gewünschten Qualität oder der Batch-Größe. Aus diesen Variablen müssen immer neue optimale Targets abgeleitet werden - ob für wenige Minuten, Stunden, einen Tag oder ein Jahr. Die wirkliche Produktion mit dem Plan abzugleichen und bei Abweichungen sofort zu reagieren, das nenne ich Operational Excellence.

Spielt nicht gerade in dieser Branche auch die Energieanalyse eine entscheidende Rolle?

Ja! Man kann sagen: Je dichter man am Rohöl ist, also je weiter upstream, umso mehr spielt Energie eine Rolle. Je näher ich an den Kunden komme, also Pharma, Food, Consumer Packaged Goods, desto eher sind Produktqualitäten und Logistikeffizienz entscheidend.

Bringen Sie mit der Software AspenOne Energieeffizienz und Produktqualität unter einen Hut?

Natürlich, denn es hängt alles miteinander zusammen. Ich versuche bei jedem Kunden herauszufinden, wo sein Schwerpunkt liegt: Versucht er, das Anlagen-Design zu optimieren oder will er den Betrieb der Anlage optimal gestalten? Aber letztlich ist natürlich beides wichtig. Es reicht nicht, Werte zu erfassen und dann überrascht zu sein, dass man viel verbraucht. Iterativ zum Optimum gelangt nur, wer schon bei der Anlagenplanung auf Energieeffizienz achtet, dann auch in der Planung und Feinplanung innerhalb der Anlage und zusätzlich bei der Produktion mittels Advanced Process Control. Da steckt meiner Meinung nach noch viel Geld drin, das die Unternehmen sparen könnten, das ist der Wahnsinn.

Um den Prozess so detailliert anzupassen, ist viel Know-how nötig. Bringt die Software das mit?

Ja, und das Know-how wird ständig erweitert. Das aktuelle Release beinhaltet zum Beispiel eine Datenbank für Rohölqualitäten. Damit kann unser Planungsmodell noch besser bestimmen, wie verschiedene Sorten mit welchen Komponenten auf welchen Anlagen am besten umgesetzt werden. Mit zusätzlicher Echtzeitoptimierung kann der Anwender den Prozess dann sogar stundenweise noch genauer berechnen.

Sind das nicht klassischerweise Erfahrungswerte, die der Anwender im Lauf der Zeit schon selbst gesammelt hat?

Eigentlich schon. Aber ich will dazu eine kurze Episode erzählen: Auf einer Konferenz in Paris, bei der sämtliche großen Erdölfirmen im Podium waren, ging es nicht um Rohstoffprobleme. Das Thema war, dass man nicht mehr genug Leute hat, die wissen, wie so ein Erdöl-Betrieb funktioniert. Der Alterungsprozess der Know-how-Träger ist ein sehr großes Thema in der Industrie. Wenn komplexe Zusammenhänge bedacht werden müssen, ist oft ein unglaublicher Erfahrungsschatz im Spiel, den die Leute über viele Jahre angesammelt haben. Wenn dieser mal verschwindet, hat der Betreiber ein Problem. Ein Bediener mit 20Jahren Erfahrung hat alle Korrelationen in einer Anlage weitestgehend im Kopf. Er weiß: Wenn ich hier etwas drehe, dann tut sich erst Stunden später dort hinten etwas - oder auch erst am nächsten Tag; solche Latenzeiten hat man ja zum Teil. Wenn ich als Betreiber aber dieses prädiktive Verständnis verliere, weil die Leute nicht mehr im Betrieb sind, dann kann eine Software wie AspenOne wirklich sehr gut helfen, indem sie mit den verschiedensten Werten beim Bau eines Modells unterstützt.

Reichen bloße Datenbanken und Messwerte denn wirklich aus, um einen Prozess zu optimieren?

Software für die Prozessoptimierung sollte letztlich eine Entscheidungshilfe sein. In diesem Sinn lautet die Antwort ganz klar: ja. Wir ermöglichen das, indem wir den Erfahrungsschatz, der früher von langjährigen Mitarbeitern kam, umsetzen - durch Datenbanken, Messwerte, Simulationen und Optimierungstechniken. Wir helfen dem Bediener, seine Anlage härter an den Grenzen zu fahren, mehr Durchsatz zu erzielen und weniger Energie zu verbrauchen.

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