Derzeit haben biobasierte Polymere eine Gesamtproduktionsmenge von 7,5 Millionen Tonnen und damit zwei Prozent der Produktionsmenge petrochemischer Polymere. Laut einer Studie des Nova-Instituts hat sich die Produktion von biobasierten Polymeren in den letzten Jahren dennoch deutlich professionalisiert und differenziert. Demnach gibt es mittlerweile für praktisch jede Anwendung eine biobasierte Alternative.
Noch haben konventionelle Kunststoffe ihren biobasierten „Geschwistern“ aber einiges voraus. Sie sind über Jahrzehnte in die Prozesskette der Olefinverarbeitung eingebunden und damit Teil einer hocheffizienten Herstellung und Veredelung. Um sich erfolgreich etablieren zu können, benötigen biobasierte Kunststoffe deshalb eine gesamte Prozesskette innerhalb einer Bioökonomie, die für die Produktion der chemischen Grundstoffe sorgt.
Diese Bioökonomie setzt sowohl auf nachwachsende Rohstoffe als auch auf biobasierte Prozesslösungen. Ihr Leitprinzip ist dem Bundesministerium für Bildung und Forschung zufolge der Aufbau einer Kreislaufwirtschaft, in der Rohstoffe bestmöglich verwertet und mehrfach genutzt werden.
Reale Beispiele für biobasierte Verpackungen
Beim FNR Wissensforum während der Fachpack 2018 nannte Dr. Harald Käb vom Beratungsunternehmen Narocon die Lebensmittelhersteller Pepsi, Danone und Nestlé als Beispiele aus der Praxis. Die Firmen wollen gemeinsam Flaschen aus 100 Prozent biobasiertem PET entwickeln. In den Super- und Discountermärkten fänden sich außerdem bereits viele Verpackungen, die aus biobasierten Kunststoffen und Rezyklat hergestellt wurden – zum Beispiel Getränkeflaschen aus Bio-PET, Folien aus Bio-PE, biobasiertem HDPE und Zellulose oder Joghurtbecher aus biobasiertem PLA.
Auch in der Verpackungslogistik ist man bestrebt, Kunststoffbehältnisse aus biobasierten Materialien einzusetzen. So hat der Kunststoffhersteller Walther Faltsysteme eine biobasierte und wiederverwertbare RFID-Faltbox für automatisierte Intralogistik und Lieferantentransporte im Programm. Dem Unternehmen zufolge sind 100 Umläufe möglich, die Boxen seien zwei- bis dreimal wiederverwertbar.
Noch fehlen Standards
Dennoch seien auch Biokunststoffe „nur“ Kunststoffe, betonte Nuse Lack-Ersöz von der Hochschule Hannover, Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe (IfBB), während des FNR-Wissensforums 2018. Auch bei biobasierten Polymeren müssen Additive eingesetzt werden, um ihre Funktionalität und Verarbeitbarkeit zu gewährleisten, bestätigt auch Dr. Frank Welle vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV. In der Regel seien dies die gleichen Additive wie bei erdölbasierten Polymeren; spezielle Additive ausschließlich für biobasierte Polymere seien nicht am Markt.
Lack-Ersöz bemängelt zudem, dass es noch keine standardisierten Regelwerke gibt, um Biokunststoffe in ihrer Nachhaltigkeit zu bewerten. Sie empfiehlt deshalb eine harmonisierte Vorgehensweise für konventionelle und Biokunststoffe in Europa, um eruieren zu können, wo Vor- und Nachteile liegen. Ihrer Auffassung nach sind Biokunststoffe ebenso zukunftsträchtig und nachhaltig wie konventionelle Kunststoffe. Das Problem läge vielmehr im falschen Umgang mit dem Kunststoffabfall.
Recycling von Biokunststoffen
Harald Käb sieht in diesem Zusammenhang große Chancen, erdölbasierte Verpackungskunststoffe durch solche zu ersetzen, die aus nachwachsenden Rohstoffen wie Holz, Rohrzucker, Algen oder den Schalen von Meerestieren erzeugt werden – gerade weil mit dem neuen Verpackungsgesetz nicht oder schlecht recycelbare Verpackungen teurer geworden sind. Käb sprach von einer New Plastics Economy, also dem Übergang von fossilen zu erneuerbaren Rohstoffen, und verglich dies mit dem Wandel der Energiewirtschaft und des Transportwesens.
Ein Vorteil für die Wiederverwertung ist, dass Kunststoffe, die chemisch identisch zu Kunststoffen aus fossilen Rohstoffen sind, sich beim Recycling wie ihre petrochemischen Pendants verhalten und gemeinsam mit ihnen verwertet werden können. Wäre eine biobasierte recycelbare Verpackung, die anteilig aus Rezyklat hergestellt wurde, das wiederum biobasiert ist, dann das ultimative Ziel? Laut Käb ist das Verpackungsgesetz ein wichtiges Vehikel, um das umzusetzen.