Verpackungstechnik Zwei Filets, ein Gewicht

Bild: Ishida
06.10.2014

Die Deutsche See Fischmanufaktur stand bei der Verpackung frischer Fischfilets vor einem ­Problem: Wie lassen sich automatisch jeweils zwei der Naturprodukte in eine Verpackung mit festem Zielgewicht abfüllen? Die Lösung ist eine maßgeschneiderte Verpackungslinie. Eine Mehrkopfwaage mit Spiralförderern hat den Produktverlust deutlich reduziert.

Der Fischereihafen von Bremerhaven ist das Zentrum der deutschen Fischverarbeitung. Hier liegt die moderne Produktion von Deutsche See in direkter Nähe zu denkmalgeschützten Packhallen. Die effiziente Verpackung von Fischprodukten stellt den deutschen Marktführer auch heutzutage immer wieder vor Herausforderungen. Im konkreten Fall wollte das Unternehmen die Abfüllung frischer Fischfilets automatisieren und so kostspieligen Produktverlust vermeiden. Im Sortiment von Deutsche See sind die tiefgekühlten Gourmetportionen ein Verkaufsschlager: Jeweils zwei einzelne Filets von Fischen wie Lachs, Kabeljau oder Rotbarsch werden in transparente Tiefziehpackungen mit getrennten Kammern eingelegt. So kann der Verbraucher das Lebensmittel vor dem Kauf in Augenschein nehmen und später die Filets einzeln entnehmen. Für eine optimale Qualität werden die Filets zunächst im frischen Zustand verarbeitet und unter Schutzgasatmosphäre verpackt, bevor sie anschließend gefrostet werden.

Empfindlicher Lachs

Frische Fischfilets haben allerdings Eigenschaften, die für eine automatische Verarbeitung problematisch sind. Die Produkte sind feucht, in der natürlichen Form weich und flächig, was sie stark haften lässt. Gleichzeitig sind die Filets empfindlich, insbesondere der Lachs ist sehr weich und seine Lamellen brechen schnell bei übermäßiger Beanspruchung. Eine Verarbeitung muss also extrem schonend erfolgen. Früher erledigte Deutsche See die Wiegung der Filets portionsweise auf manuellem Wege. Das Verfahren führte aber zu hohem Produktverlust durch Überfüllung des Nenngewichts.

Deutsche See beauftragte daher das auf Wiege- und Verpackungstechnik spezialisierte Unternehmen Ishida mit einer Automatisierung des Prozesses. Die Experten konzipierten eine komplett integrierte Verpackungslinie mit einer Mehrkopfwaage CCW-R mit Spiralförderern als zentralem Dosier-Element. Dank der Schutzklasse IP 65 ist diese Waage ideal geeignet für die nasse Umgebung der Fischverarbeitung. Erschütterungen von außen kompensiert ein integriertes Anti-Floor-Vibration-System.

Voraussetzung für den effizienten Einsatz der Mehrkopfwaage ist die Vereinzelung der Fischfilets. Als individuelle Naturprodukte haben sie trotz Vorportionierung unterschiedliche Stückgewichte, die gestreut sind zwischen 155 und 175 g. Weil die Mehrkopfwaage ihre Kombinationen für das Zielgewicht von 320 g aus nur zwei Filets berechnen muss, können die Produkte nicht einfach aufgeschüttet werden.

Filets einzeln verarbeiten

Zunächst platziert ein Mitarbeiter die Filets einzeln in den Kammern eines Zuführbands. Das Förderband mit Seitenführungen hat eine offene hygienische Konstruktion, unterhalb des Bands dienen Abtropfplatten zur Ableitung von Produktstücken oder Flüssigkeiten. Die Filets werden in die Höhe befördert, um auf die Waage zu gelangen. Eine Vorrichtung am oberen Ende des Transportbandes gewährleistet, dass sich das Produkt vom Band löst. Auch bei der Produktübergabe auf den Verteilteller der Mehrkopfwaage muss die Vereinzelung der Fischfilets gewahrt bleiben. Die Lösung von Ishida ist ein synchron mit der Zuführung rotierender Einlauftrichter, der jeweils ein Filet pro Spiralförderer-Rinne beschickt. Die Riffelblechrinnen mit Antihaft-Noppen sind so geformt, dass die Produkte immer auf der gleichen Seite der Rinne landen, wo sie von den Spiralförderern erfasst und schonend in die Schalen zur Verwiegung transportiert werden. Eine herkömmliche Vibrationsförderung wäre bei derart klebrigen Produkten nicht möglich.

Die 14-köpfige Waage der Baureihe CCW-R arbeitet nach dem Teilmengenwiegeprinzip: Die Vorschalen im oberen Ring verfügen über Wiegezellen, um die Spiralförderer sofort nach Übergabe eines Filets zu stoppen. Die Vorschalen beschicken einen zweiten Ring mit Wiegeschalen. Ein dritter Ring mit Boosterschalen ermöglicht die Zwischenspeicherung bereits gewiegter Teilmengen. Das multipliziert die Kombinationsmöglichkeiten und der Waagencomputer berechnet in Sekundenbruchteilen die Kombination aus zwei Filets, welche dem Zielgewicht am nächsten kommt. Metallabstreifer an den Schalen bewirken eine vollständige Leerung ohne Anhaftungen und eine schonende Produktübergabe.

Für einen reibungslosen Produktfluss wurde auch der Auslauftrichter der Waage speziell angepasst. Die Ishida-Ingenieure montierten Rundstäbe aus Edelstahl ähnlich einem Grillrost. Auf dieser geneigten Fläche rutschen die Fischfilets sanft hinab in die Sammelspeicherschale. Der Abwurf der jeweils zwei kombinierten Filets erfolgt in die Portionskammern eines weiteren unter der Waage positionierten Transportbandes. Über diesen kurzen Querförderer erreichen die Produkte eine Packstation, wo sie durch zwei Mitarbeiter manuell in die Tiefziehschalen platziert werden.

Produktverlust senken

Deutsche See betreibt die neue Verpackungslinie im Zweischichtbetrieb und erzielt so einen Ausstoß von bis zu 30 Einheiten pro Minute. Viel wichtiger ist aber die große Genauigkeit der Mehrkopfwaage. Beim besonders hochpreisigen Lachsfilet zum Beispiel wurde der Produktverlust im Vergleich zur manuellen Verwiegung vorher deutlich gesenkt. Ein weiterer Vorteil ist die hohe Verfügbarkeit der Anlage. Die mehrmals täglich anfallenden Produktwechsel lassen sich über den Abruf von Voreinstellungen schnell erledigen. Auch die dann nötigen Reinigungsmaßnahmen lassen sich rasch erledigen. Dazu lassen sich alle Schalen, Rinnen und Spiralförderer ganz ohne Werkzeug abnehmen und an einer speziellen Waschwand abspülen.

Für Deutsche See hat sich die Automatisierung gelohnt. Allein über den stark reduzierten Produktverlust wurde eine Amortisierung binnen von zwei Jahren erreicht. Der Technische Leiter, Bernd Schröder, bilanziert: „Ishida erwies sich bei diesem Projekt als treuer Begleiter. Die technische Betreuung war super, die Mehrkopfwaage wurde beispielsweise so lange ausprobiert, bis wir die besten Spiralförderer für unsere Fischfilets gefunden hatten.“

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