Für einen Entwickler ist ein Produkt mit der Übergabe an die Fertigung meistens erledigt: Es funktioniert, kann gefertigt werden und geht an den oder die Kunden. Aber was kommt danach? In Wirklichkeit ist nach der Produktion der Lebenszyklus eines Produktes noch lange nicht beendet. Arrow bietet daher unter dem Stichwort „Reverse Logistics“ spezielle Services für das Lebensende eines Produktes an.
In die entgegen gesetzte Richtung
Unternehmen sind es gewohnt, Produkte zu fertigen und auszuliefern. Der umgekehrte Weg ist die Ausnahme und stellt diese Unternehmen vor eine große Herausforderung: Was macht man mit den zurückgesendeten Produkte? Dieser Vorgang ist in den Abläufen und Prozessen nur selten vorgesehen. Daher spricht man auch von Reverse Logistics, also umgekehrter Logistik, wenn es um die Verwertung nicht mehr benötigter Produkte geht. Dabei kann dieser Prozess durchaus sehr früh im Lebenszyklus eines Produktes beginnen - nämlich dann, wenn überschüssige Produkte im Lager liegen, die sich nicht mehr verkaufen lassen.
Der Normalfall sieht aber anders aus. „Die größte Menge der Produkte, mit denen wir es zu tun haben, sind gebrauchte Geräte“, erklärt Joep van Loon, Leiter von Arrow Value Recovery in Europa. Unterschieden wird im Wesentlichen zwischen zwei Ansätzen: Product Return Management und Service Parts Management. Letzteres erfasst, wie der Name vermuten lässt, die Abwicklung von Ersatzteilen. Dabei geht es aber nicht nur um das klassische Ersatzteilemanagement, sondern vor allem auch um die Weiterverarbeitung der vermeintlich defekten Teile. „Wir erhalten jedes Jahr etwa 200.000 Festplatten, die die Kunden als defekt zurückgegeben haben“, so Joep van Loon. „Mehr als 40 Prozent davon sind aber absolut funktionsfähig und können wieder verkauft werden“. Und das ist es im Wesentlichen, worum es beim Product Return Management geht: Aus dem vermeintlichen Elektro-Schrott lässt sich nämlich durchaus noch Geld machen, wenn man es richtig angeht. Denn viele Geräte sind durchaus noch einsatzfähig, wie das Festplatten-Beispiel zeigt. „Wenn Sie nicht gerade die NASA sind, brauchen Sie auf Ihrem Notebook nicht unbedingt die neueste Technologie“, erklärt Joep van Loon. „Auf diesen zwei oder drei Jahre alten Geräten laufen Windows 7 oder Windows 8, und Sie können damit problemlos online gehen, E-Mails versenden und die üblichen Büroarbeiten erledigen.
“Der erste Ansatz von Arrow Value Recovery besteht also darin, Produkte möglichst wieder in den Umlauf zu bringen, um dem Hersteller einen - wenn auch bescheidenen - zusätzlichen Umsatz zu ermöglichen. Was relativ banal klingt, erfordert einige Maßnahmen. So werden alle Geräte ausführlich getestet, um ihre Funktionsfähigkeit auch wirklich sicherzustellen. Ein besonders wichtiger Aspekt ist aber auch noch der Datenschutz, der zwar in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat - die ordnungsgemäße Entsorgung von Computer-Hardware ist dennoch längst keine Selbstverständlichkeit. Und das Löschen der Festplatte löst dieses Problem bekanntlich nur bedingt. Arrow Value Recovery garantiert daher, dass auf den wiederverkauften Produkten keinerlei Daten mehr zu finden sind.
Natürlich erreicht jede Hardware irgendwann ihr Lebensende. Ein zehn Jahre altes Notebook wird man in den wenigsten Fällen überholen und erneut verkaufen. Joep van Loon macht deutlich, dass Reverse Logistics den Lebenszyklus eines Produktes lediglich verlängert. Wenn dieser Zeitpunkt erreicht ist, wird dennoch geprüft, ob zumindest einzelne Teile des Gerätes noch verwendet werden können. Sollte auch das nicht mehr möglich sein, übergibt Arrow Value Recovery die Produkte an Recycling-Experten, mit denen man in ganz Europa zusammenarbeitet. „Es ist aber nicht unser Ziel, Elektronik-Schrott zu sammeln“, macht Joen van Loop deutlich. „Unser Ziel ist es, die Produkte der Wiederverwendung zuzuführen.“ Der Grund dafür liegt auf der Hand: Sowohl aus ökologischen als auch aus wirtschaftlichen Gründen ist die Wiederverwertung deutlich attraktiver als die Verschrottung von Produkten.
Markt mit vielen Möglichkeiteni
Der Markt für Reverse Logistics befindet sich im Wandel, wie Joep van Loon aus langjähriger Erfahrung berichten kann. In den 90-er und frühen 2000-er Jahren ging es vor allem um die so genannte Client-Hardware, also Desktops, Notebooks und Displays. „Diese Produkte machen noch immer den größten Teil der Geräte aus, die wir einsammeln und bearbeiten“, so Joep van Loon. „Aber vor einigen Jahren ist die Enterprise-Hardware hinzugekommen. Und inzwischen spielen natürlich mobile Geräte wie Smartphones und Tablets eine wichtige Rolle.“ Einen weiteren Trend sieht Joep van Loon bei Satelliten-Receivern, die vor einigen Jahren noch keine Rolle in seinem Geschäft spielten. Generell ist aus seiner Sicht alles für Reverse Logistics geeignet, was im weitesten Sinne unter IT-Hardware fällt. Uninteressant ist hingegen das Geschäft mit der so genannten weißen Ware. Im Gegensatz zur IT-Hardware gibt es hier nur ein sehr geringes Wiederverwertungspotential, so dass die meisten der Geräte entsorgt werden müssen.
Für die Zukunft erwartet Joep van Loon aber auch den Zugang zu anderen Märkten, denn letztlich unterscheiden sich die Produkte und Teile in vielen Fällen nicht. So sind auch Kunden beispielsweise aus dem Embedded-Bereich denkbar, die ja im Wesentlichen auch mit IT-Komponenten arbeiten. Auf jeden Fall ist Joep van Loon zuversichtlich, dass Reverse Logistics kein kurzfristiger Hype ist, sondern ein Markt mit einer langen Zukunft.
Die Risiken minimiereni
Wenn man Joep van Loon nach dem Vorteil für seine Kunden fragt, fällt die Antwort einfach aus: Sie minimieren ihr Risiko. „Vor einiger Zeit haben die Unternehmen ihre Hardware noch an Broker verkauft und fanden die Geräte dann plötzlich auf Ebay wieder - mit ihren Daten drauf“, beschreibt er die Erfahrungen. Wer die Dienste von Arrow Value Recovery in Anspruch nimmt, kann sicher sein, dass die Daten vollständig gelöscht werden, bevor die Geräte weiterverkauft werden. Neben dem Risiko des Datenmissbrauchs gibt es noch ein weiteres Problem: Die unsachgemäße Entsorgung von Elektronik-Schrott. „Niemand möchte, dass Hardware mit seinem Firmenlogo drauf plötzlich in Afrika oder Asien auftaucht und dort unsachgemäß entsorgt wird“, weist Joep van Loon auf das Problem hin. „Daher ist es für mich eine große Überraschung, wie viele Unternehmen immer noch keine Reverse-Logistics-Prozesse implementiert haben.“ Und schließlich ist es auch hilfreich, beim Wiederverkauf die richtigen Kanäle zu adressieren.
Auch wenn Joep van Loon sich schon seit 1995 mit Reverse Logistics beschäftigt, sieht er den Prozess des Value Recovery nach wie vor als relativ neues Geschäftsfeld. Das liegt weniger daran, dass die notwendigen Dienstleistungen nicht zur Verfügung stehen, sondern am fehlenden Bewusstsein der Hersteller. Aber er ist zuversichtlich, dass sich das in den nächsten Jahren noch deutlich ändern wird. Ein wichtiger Treiber ist dabei aus seiner Sicht der Markt für mobile Endgeräte. Neben der ständig steigenden Zahl an Smartphones sind es vor allem die Tablets, die für einen weiteren Zuwachs an elektronischen Produkten sorgen. Und mit neuen Modellen im 3- oder 6-Monats-Rhythmus sorgen die Hersteller dafür, dass die Nachfrage ebenfalls hoch bleibt. Um das, was übrig bleibt, kümmert sich Arrow Value Recovery - und schafft damit nicht nur für einen zusätzlichen Wert für Unternehmen, sondern entlastet auch die Umwelt.