Steuerungstechnik „100 Mal schneller als eine SPS“

05.09.2013

Der Wandel in der Automatisierung macht auch vor der SPS nicht Halt. In Zukunft wird sie sich verändern müssen, um mit PC-basierten Steuerungssystemen mithalten zu können. Thomas Lantermann von Mitsubishi Electric verrät A&D seine Zukunftsprognose.

A&D: Herr Lauer, der ioController ist für dezentrale Automatisierungskonzepte ausgelegt. Wie ist dieses Produkt entstanden?

Knut Lauer: Wir entwickeln in unserem Hause spezielle Systeme für Pressen und Stanzen in der Umformtechnik. Dafür ist ein extrem schneller ioController in der Steuerungseinheit combi-BOX 2.0 notwendig, weil dort Prozesse mit sehr hohen Geschwindigkeiten gehandelt werden müssen. In diesem Zusammenhang sind wir auf die Idee gekommen, dass auch andere Hersteller so etwas brauchen.

Geht es denn dabei speziell um die Umformtechnik?

Nein, wir haben den Controller zwar zuerst für die Umformtechnik entwickelt. Nun wissen wir aber durch die Marktresonanz, dass überall dort, wo ultraschnelle Prozesse zu steuern sind, dieser Controller von Vorteil ist. Eigentlich ist der gesamte Automatisierungsmark für das Produkt interessant.

Wann empfiehlt sich die Steuerung als eigenständige Einheit?

Bei hohen Prozessgeschwindigkeiten hat die SPS bedingt durch die Zykluszeit ihre Grenzen. Der ioController hingegen kann Prozesse 100 Mal schneller kontrollieren. Er ist also in Bereichen mit hoher Prozessgeschwindigkeit zu Hause.

Um welche Prozesse handelt es sich dabei genau?

Der Controller ist zunächst mal eine Steuerung, aber es geht auch um das Regeln, Messen und Rechnen mit einem großen Schwerpunkt auf Analogtechnik. In vielen Prozessen werden heute analoge Daten verarbeitet, zum Beispiel aus Sensoren, und dafür ist das Gerät prädestiniert.

Sie betonen die Flexibilität des Controllers. Welchen Mehrwert erhält der Anwender konkret?

Nicht nur die klassische SPS wird durch die Programmierung flexibel und universell einsetzbar. Auch der ioController kann als kompakte Hardware speziell auf Anwendungen programmiert werden und wird so zum individuellen Problemlöser. Das passiert aber nicht zyklisch, wie bei einer SPS, sondern logisch über FPGAs. Aus dem Einsatz dieser hochintegrierten Logikbausteine resultiert die hohe Arbeitsgeschwindigkeit.

Welche Schnittstellen und Kommunikationsstandards decken Sie mit der Steuerungseinheit ab?

Heute arbeiten fast alle Automatisierungssysteme mit verschiedenen Feldbussen oder Protokolle wie Profibus, Profinet oder Ethercat. Unser ioController kann in allen üblichen Standards eingesetzt werden.

Welche Alleinstellungsmerkmale bietet die Steuerung gegenüber vergleichbaren Lösungen?

Es gibt heute eigentlich keine Standards, die schneller sind als die SPS. Das Alleinstellungsmerkmal des ioController ist, dass er genauso flexibel wie eine SPS ist, aber um ein vielfaches schneller. Meines Wissens nach gibt es derzeit keinen Mitbewerber, der eine schnellere Prozessverarbeitung im Analogbereich anbieten kann.

Seit wann ist der ioController auf dem Markt?

Im Feldeinsatz bewährt sich der ioController seit zwei Jahren erfolgreich. Bevorzugte Branchen sind neben der Verpackungsindustrie, die QS-Technik sowie die Verfahrenstechnik.

Wie war die Resonanz bisher?

Bei allen, die einfach einen schnellen Prozess brauchen, haben wir sehr gute Resonanz bekommen. Sogar aus der Forschung: Zum Beispiel beim Fraunhofer Institut, da wird der ioController in der Werkzeug- beziehungsweise Umformtechnik eingesetzt.

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