A&D:
Ab wann lohnt sich für einen Kunden Konfektionierung?
Stremlau:
Grundsätzlich fängt der Vorteil schon beim Preis ab Stückzahl 1 an. Kauft der Kunde Stückzahl 1 bei einem Distributor, zahlt er bei den Grundkomponenten schnell das Dreifache. Wir kaufen bei den Steckerherstellern in Millionenhöhe ein. Durch unsere Mengeneffekte ist der Preisvorteil für den Kunden somit bereits bei Komponenten sehr hoch.
Sehen viele den Aufwand, eine Konfektionierung zu beschreiben, bei kleiner Stückzahl schon als zu hoch an?
Immer mehr Kunden erkennen in der Zusammenarbeit den Vorteil darin, dass Igus existierende Angaben verschiedenster Formate aus unterschiedlichsten Quellen in eine schlüssige und standardisierte Dokumentation überführt. Das ist besonders wichtig, denn eine klare, eindeutige und reproduzierbare Dokumentation ist die Grundlage eines jeden Maschinenbauers. Gleichzeitig stellen wir die entsprechenden Ressourcen für diese Ingenieursarbeiten bereit und schneiden während der Projektierungsarbeit die Komponenten sowie die Fertigungsverfahren optimal auf die jeweilige Anwendung des Kunden zu. So entsteht ein Igus Readychain System in Stückzahl eins inklusive Garantie.
Wie lange müssen denn Kunden auf die oft sehr komplexen Energiekettensysteme warten?
Kurze Lieferzeiten sind ein sehr wichtiger Aspekt für unsere Kunden, das erhöht deren Flexibilität. Jedes System, dass bei uns schon einmal bestellt wurde, können wir innerhalb der zehn Tage wieder produzieren und ausliefern. Bei Prototypen, wo wir erst mit dem Kunden gemeinsam in die Planung gehen, dauert es natürlich länger. Aber auch hier machen wir alles optimiert und mit hoher Verfügbarkeit der Komponenten. Je nach Ausprägung beträgt die Lieferzeit dann drei bis sechs Wochen.
Kann Igus die Fertigung eines Energiekettensystems überhaupt industrialisieren oder bleibt es Handarbeit?
Natürlich ist auch bei Igus noch viel Handarbeit bei der Montage unserer
Readychain-Energieketten notwendig. Bei manuellen Arbeiten haben wir aber sehr optimierte Abläufe und die notwendigen Werkzeuge. Wir industrialisieren die Handarbeit, weil Durchlaufzeit, Qualität und Preis immer entscheidender werden. Insofern entwickeln wir unsere Verfahren ständig weiter, um den Automatisierungsgrad zu erhöhen. Ein Beispiel sind Crimp-Automaten, die wir in speziellen Anordnungen positionieren, um unseren Fachkräften schnellere und qualitativ hochwertigere Abläufe zu ermöglichen. Innerhalb der Branche ist Igus mit dem Automatisierungsgrad aber schon sehr weit fortgeschritten.
Sie haben den Preis erwähnt. Heißt das, Sie minimieren für geringe Kosten auch die Lagerhaltung von Komponenten?
Nein, überhaupt nicht, im Gegenteil. Unser Credo ist, durch eine möglichst große Lagerhaltung einerseits Skaleneffekte beim Einkauf von Materialien und Komponenten zu erhalten, andererseits größtmöglich unabhängig von Lieferschwierigkeiten der Zulieferer oder Schwankungen der Preise zu sein. Durch die großen Lagervorräte können wir unsere Kunden zuverlässig und zu stabilen Preisen beliefern, selbst wenn monatelang Lieferanten ausfallen. Sind beispielsweise bestimmte Steckertypen von einem Hersteller nicht mehr lieferbar, wir haben sie mit der höchsten Wahrscheinlichkeit. Das alles ist ein sehr großer Mehrwert für unsere Kunden.
Jetzt liefert Igus die konfektionierten Energieketten nicht nur aus, als Service bieten Sie auch die Montage an. Nutzen das Kunden?
Die Kunden bevorzugen es meistens, die Montage selbst durchzuführen. Die Readychain hat den Anspruch, sich in kürzester Zeit einfach von einem Menschen installieren zu lassen. Es braucht zum Anschluss nicht einmal mehr einen Elektriker, denn die Stecker sind visualisiert, codiert und haben Schnellanschlüsse. Anders sieht es bei komplexen und mehrachsigen Energiekettensystemen aus. Hier greifen die Kunden gerne auf unseren Readychain Premium Service zurück. Die oft sehr schweren Systeme transportieren wir dann auf speziellen Montage-Racks, auf denen sich die Ketten passgenau zur Maschinenmontage hinschieben und justieren lassen. Ohne das Rack bräuchte man oft mehrere Gabelstapler, der Aufwand wäre immens.
Wie stehen Sie Ihren Kunden bei der Inbetriebnahme und beim Auftauchen von Fehlern zur Seite?
Sollte mal etwas nicht funktionieren, wird bei uns nicht diskutiert, sondern gehandelt. Ob es ein kundenseitiges Problem war, ob wir zwar richtig, aber nach den falschen Vorgaben gefertigt haben – all das interessiert uns zunächst nicht. Die erste Reaktion ist ein schlagfertiges Team, das das Problem des Kunden löst. Das Beisein bei der Erstinbetriebnahme eines Seriensystems ist von uns offensiv gewünscht. Kleine Anpassungen im Verlauf der Montage und des Betriebs, das Feintuning für die optimale Funktion der Anwendung, das ist letzten Endes unser Anspruch. Was auf dem Planungspapier steht, muss auch in der Anlage beim Kunden dann passen.
Was macht die Konfektionierungslösungen von Igus besser als die der Konkurrenz?
Das ist super einfach beantwortet. Wir sind Hersteller, ein Motion Plastic Spezialist, und damit können wir dem Kunden viel Innovation bieten. Wir sind immer am Puls der Zeit bei der Entwicklung der Leitungen und Ketten. Wir wissen, wie die Leitungs-/Kettenkombination in der Montage optimiert auszulegen ist, wir können auch komplette Energiekettensysteme testen. Die tiefe Produktkenntnis und der riesige Baukasten von über 100.000 Artikeln machen den Unterschied zu einem reinen Konfektionär. Dieser kann in der Regel nur ein Diktat seines Kunden eins zu eins umsetzen. Wir können den Kunden vom Engineering der Maschine bis hin zur Inbetriebnahme wertschöpfend begleiten.
Was planen Sie für nächste Schritte?
Wir haben viele Automatisierungsideen, die in die Richtung der industriellen Konfektion wirken. Die Losgröße 1 werden wir künftig noch schneller und mit weiter gesteigerter Qualität produzieren. Damit können wir noch konkurrenzfähigere Preise anbieten. Außerdem investieren wir in mehr Fachberatung für unsere Kunden. Das ist elementar für die Zukunft und macht uns zunehmend zu einem exzellenten Systemberater.