Endlich einmal etwas zum Anfassen! Etwas, dem man seine Funktion unmittelbar ansieht, das ein wenig Muskelkraft vom Produktmanager verlangt, der damit für das Pressefoto posiert. Ralf Könemann hätte es sich leichter machen können. Messumformer, für die Knick bekannt ist, Sensoren für die Flüssigkeitsanalyse - auch hier hat Knick ein umfangreiches Portfolio zu bieten. Und doch stemmt er eine der komplexen Wechselarmaturen und unterstreicht: Knick kann mehr, als viele dem Familienunternehmen zutrauen.
Ralf Könemann ist für den Bereich Sensoren und Armaturen zuständig - und er weiß um die sich ändernden Anforderungen seiner Kunden, insbesondere denen aus der Chemie- und Pharmaindustrie. „Der geeignete pH-Sensor, das optimale Glas, das Referenzsystem - das wird vorausgesetzt“. Der Anwender habe heute den Blick auf die gesamte Messstelle, die Vernetzung zur Prozesssteuerung, die Nachverfolgbarkeit der Daten, auch der Kalibrierdaten, etc.. Der Sensor ist nicht nur Signallieferant, sondern wichtiges Glied der Qualitätssicherung. Vom Anbieter werden demnach komplette Systeme erwartet - vom Sensor über Bussysteme und Transmitter, die Kommunikation zum Leitsystem bis hin zur Software, um komplett rückverfolgbare Signale darzustellen. „Da hat uns die digitale Technik mit Memosens einen großen Schritt nach vorne gebracht. Verbunden mit der kontaktlosen Übertragungstechnik und der Möglichkeit der Laborkalibrierungen erfüllen wir die Anforderungen besser denn je“, ist Könemann überzeugt. Aufbauend auf der induktiven Steckertechnologie, von Endress+Hauser und Knick einst parallel und schließlich innerhalb einer Kooperation entwickelt, hat Knick inzwischen etliche sich ergänzende Produktfamilien entwickelt: Angefangen von pH-, Sauerstoff- und Leitfähigkeitssensoren über diverse Analysengeräte für unterschiedlichste Ansprüche bis hin zum Angebot für das Sensormanagement, die Memosuite. „Damit können nicht nur pH- und Leitfähigkeits-, sondern auch Sauerstoffsonden komplett verwaltet werden - alle Mess- und Kalibrierdaten sind so auf lange Frist verfügbar“, erläutert der Produktmanager.
Er ist der Mann, der den Kunden versteht - und seine Anwendung. Egal ob der Flansch zu klein oder der Sensor zu kurz ist: Ein Anruf beim Produktmanager - und schon fühlt der sich gefordert, Entwicklung und Fertigung gesondert zu bemühen. Dort findet sich meist eine Lösung: etwa eine Armatur zum automatischen Kalibrieren oder Reinigen von Raman- oder NIR-Sonden - verwirklicht für die Kautschuk-Industrie. Könemann: „Unser Fokus liegt darauf, die Produkte so zu planen, dass man über die Modularität unseres Angebots möglichst vielen Kundenwünschen gerecht werden kann.“ In drei großen Bearbeitungszentren in Berlin realisiert Knick eine enorme Fertigungstiefe. Könemann erläutert: „Hier können wir auch hoch funktionelle Teile in einem Schritt herstellen - und dadurch für fast jede Applikation da draußen vernünftige Lösungen bieten.“ Im Moment etwa werde an einer Sensorschleuse gearbeitet, die mit einer Keramik gegen den Prozess abdichtet; sie ist für Hochdruckanwendungen bis zu 300mm Eintauchtiefe geeignet. Die Fertigungsmöglichkeiten erlauben es auch, Medienführungen direkt in Prozessarmaturen zu integrieren. Könemann: „Die Produkte sehen von außen simpel aus. Die komplette Funktion steckt innen.“
Dabei ist die Verfügbarkeit für viele Kunden das Entscheidende. Gerade da bietet Memosens große Vorteile. Das Steckersystem, das nicht nur Daten, sondern auch Energie kontaktlos überträgt, ist kaum störanfällig - unbeeinflusst von Feuchtigkeit, Korrosion oder Störpotenzial. Sensoren lassen sich einfach über einen Bajonettverschluss anstecken oder durch vorkalibrierte austauschen. Zusammen mit Diagnosefunktionen ermöglicht das eine vorausschauende Instandhaltung, was die Sensor-Lebensdauer und -Zuverlässigkeit erhöht. Ungeplanter Prozessstillstand oder durch Falschmessungen bedingte Qualitätseinbußen werden verhindert.
„Memosens ist unser stärkster Wachstumstreiber“, so Dr. Dirk Steinmüller, Leiter Marketing und Vertrieb bei Knick. „Bereits 40Prozent der von uns vertriebenen Sensoren arbeiten mit der Memosens-Technik.“ Viele überzeugt es, einen im Labor vorkalibrierten Sensor während der Schicht verfügbar zu haben. Muss er getauscht werden, werden seine Daten automatisch in den Transmitter übertragen. Zudem kann für alle Hauptparameter der gleiche Kabeltyp verwendet werden; Kabellängen bis 100 Meter lassen sich problemlos realisieren.
Man habe viel in F&E investieren müssen, um so weit zu kommen, so der Produktmanager. Gerade hat Knick das Portfolio wieder erweitert: Auf der Achema kamen zu der bestehenden Analysengeräte-Linie Stratos Pro und der Premiumausführung Protos, die bereits vorher für Memosens ertüchtigt waren, weitere dazu: MemoRail etwa, ein einfacher Hutschienentransmitter ohne Vorort-Anzeige, und Portavo, eine Gerätelinie, die die Memosens-Technik tragbar macht. Da nicht an der Messstelle kalibriert werden muss, scheint Memorail auf den ersten Blick die perfekte Ergänzung. Der vorkalibrierte Sensor kann vor Ort angesteckt und über das preiswerte Gerät betrieben werden. In der Pharma- und Lebensmittelindustrie und bei den Ausrüstern dieser Märkte werde dieses Konzept gut ankommen, prognostiziert Steinmüller. Die Chemie allerdings wolle eine Anzeige vor Ort.
Das tragbare Memosens-Gerät jedoch bedient dort den Bedarf. Es ist - als erste digitale Ausführung - auch explosionsgeschützt für Zone1 im Angebot. Im Labor kann man es zudem als Tischgerät einsetzen, bei Bedarf mit den einfacheren Laborsensoren - eine weitere Premiere für Memosens. Könemann: „Von vielen Seiten wurde an uns herangetragen, dass produktionsnahe Labore gerne in Produktion und Labor die gleiche Technik benutzen würden.“ Mit der Portavo-Linie sei das möglich. Im Prozess könne man damit Memosens-Sensoren prüfen und auch mal eine Vorort-Kalibrierung machen - und durch deren Laboreinsatz für vergleichbare Messergebnisse sorgen.
Die portable Linie umfasst drei Geräte: Portavo 907, ein Multiparametergerät für pH-, Redox-, Sauerstoff- und Leitfähigkeitsmessung mit farbiger Vollgrafik-Anzeige, extra großem Datenlogger und Lithium-Ionen-Akku. Auch die optische Sauerstoffmessung ist damit möglich. Portavo 902, ein Gerät ohne Datenlogger, aber mit über 1.000 Stunden Betriebszeit, zeichnet sich durch extrem einfache Bedienbarkeit aus. Der Anwender muss sich aber entscheiden, ob er ein pH- oder ein Leitfähigkeitsmessgerät will. Die Schutzklappe dieser Version kann als Tischaufsteller verwendet werden; ein Köcher schützt die Sensoren beim Transport. Portavo 904 - die als Ex-Gerät verfügbare Variante - arbeitet mit einem kleineren Datenlogger. Das Vollgrafik-Display der High-End-Ausführung wurde hier durch ein einfacheres Segment-Display ersetzt.
Das Analysengeräteprogramm wird abgerundet durch die preiswerte rein analoge Variante Stratos Eco und durch Stratos MS, das rein digital arbeitet. Knick denkt jedoch weiter - über die reine Flüssigkeitsanalyse hinaus. Steinmüller: „Gerade bei pH-Messstellen kann es durchaus von Interesse sein, zu überwachen, ob das zu messende Produkt noch fließt.“ Dem tragen die Berliner Analysentechnik-Spezialisten mit Stratos Evo als „evolutionäre“ Erweiterung Rechnung: einem Messsystem, das analoge und digitale Sensoren automatisch erkennt. Es kann dank eines verstärkten Netzteils auch optische Sensoren speisen und darüber hinaus Druck- oder Flowsensor-Signale einschleifen. Wer auf der Achema bei Knick nach Neuerungen im High-End-Sektor suchte, wurde nicht enttäuscht.