Mobil und vernetzt sein spielt schon heute, aber noch mehr in der Zukunft eine zunehmend wichtige Rolle. So genannte „Wearables“ machen das zurzeit deutlich: Am Körper getragene Computertechnologie, die Menschen vernetzt und sie bei ihren Alltagstätigkeiten unterstützt - und nicht stört. Ein Beispiel hierfür sind Armbanduhren, die ständig den Puls messen, mit denen man aber auch auf Social Networks aktiv sein kann. Weitere nützliche Helfer im Alltag sind Apps, die nun auch Fahrzeughersteller für ihre Kunden entwickeln und übers Smartphone mit den Infotainmentsystemen kompatibel sind. Durch all dies entsteht Mehrwert dank Vernetzung unterschiedlicher Technologien mit dem Menschen.
Doch die Vernetzung hört bei der Technologie nicht auf. Denn es stellen sich dahinter auch immer wieder die Fragen, wie zusammengearbeitet wird - besonders bei Bezahlprozessen etwa für Maut, Benzin, Ladestrom oder Musik. Ob OEMs eigene Angebote aufbauen oder ob sie mit Partnern zusammenarbeiten. Zudem gibt es beim vernetzten Fahrzeug hinsichtlich der Datensicherheit noch viele offene Fragen. Und auch hier sind Partnerschaften zwischen Automobil- und anderen Branchen gefragt, um gemeinsam Konzepte und Anwendungen zu erarbeiten.
Um branchenübergreifende innovative Konzepte geht es bei Akka und ihrer deutschen Tochtergesellschaft MBtech. Expertisen aus verschiedenen Branchen wie der Automobilindustrie, Luftfahrt und dem Schienenverkehr bringen diese beiden Unternehmen in ihren Projekten mit ein, wie etwa beim prämierten Mobilitätskonzept „Link & Go“, das die Innovationsschmiede der Akka Group, Akka Research, im vergangenen Jahr in Genf vorgestellt haben. „Mehrwert entstand auch dadurch, dass Ingenieure unterschiedlicher Standorte in Frankreich und Deutschland beteiligt waren“, betont Philippe Obry, President Akka Research.
Vernetzte Mobilität
Grundgedanke von Link & Go war, die Herausforderungen urbaner Ballungsräume wie Stau und Luftverschmutzung zu lösen. Und so flossen Carsharing und Carpooling ebenso in das Konzept ein wie das Vernetzen von Fahrzeug, Passagieren und Infrastruktur wie Ampeln und Verkehrsinfos. Ein innovatives elektrisches Antriebssystem mit zwei unabhängig ansteuerbaren auf den Achsen liegenden Elektromotoren mit je 28 kW??Leistung macht das Konzeptauto unglaublich beweglich. Es kann auf der Stelle wenden und sogar seitlich in die engsten Parklücken rangieren. Mit der 400-Volt-Lithium-Ionen-Batterie kommt das Fahrzeug etwa 200 Kilometer weit.
Die Technologieplattform verbindet durch die Möglichkeit des autonomen Fahrens die Vorteile des öffentlichen Nahverkehrs mit den Vorteilen der individuellen Mobilität. Braucht man ein Auto, steht es bereit und sammelt weitere Fahrgäste mit gleichem Ziel auf - vernetzt über eine App. Der autonome Betrieb schafft Freizeit für den Fahrer, den es so nicht mehr gibt. Denn das Auto fährt von allein. Man kann sich also getrost mit Lesen, Arbeiten oder Reden die Zeit vertreiben. Auch die Parkplatzsuche ist mit Link & Go kein Problem: Das Fahrzeug sucht sich selbst einen Parkplatz und parkt ohne Hilfe ein. Sensoren erfassen hierfür Hindernisse, Lidar-Sensoren (Light Detection and Ranging) erkennen die Umgebung, Slam (Simultaneous Localization Acquisition and Mapping) und GPS sorgen für die Lokalisierung. „Das ist eine technologische Leistung, die Türen für verschiedene Anwendungen im Automobilbereich öffnet und gleichzeitig für die Luftfahrt oder die Bahn- und Mobilitätsindustrie verwendbar ist“, sagt Obry.
Ein spannendes Fahrzeugkonzept, das es wahrscheinlich so nicht geben wird. Viele Komponenten daraus können sich jedoch durchaus in anderen Fahrzeugen wiederfinden: „Wir wollen, dass unsere Kunden von dem Ergebnis des Projektes profitieren können. Wir planen nicht, das Fahrzeug am Ende zu produzieren und so wie es ist zu vermarkten. Aus diesem Grund entwickeln wir kontinuierlich einige zusätzliche Technologielösungen in Abstimmung mit den Wünschen unserer Kunden“, sagt Obry.
Link & Go bindet bereits zahlreiche gesellschaftliche, infrastrukturelle und technologische Fragestellungen ein, wie etwa:
- Wie kann man die Beförderungszeit sinnvoll und angenehm nutzen?
- Gibt es genügend Parkraum in den Innenstädten?
- Will man Autos künftig besitzen oder nach Bedarf nutzen?
- Wie werden Elektroautos geladen?
Für die künftige urbane Mobilität gibt es dennoch genügend Herausforderungen zu meistern. „Aufgrund des demografischen, sozialen und kulturellen Wandels muss in Städten in Zukunft der Mensch im Mittelpunkt stehen“, sagt Obry und erläutert einen schon in diese Richtung eingeschlagenen Weg: „Mit Business-Modellen wie Carlib in Frankreich und Car2go in Deutschland wurden schon Schritte in diese Richtung gemacht. Es wird eine Integration der Nutzer innerhalb des gesamten Verkehrssystems geben.“ Untermauert wird dieser Weg zudem von Studien, die besagen, dass jüngere Generationen das Fahrzeug immer mehr als Transportmittel ansehen und weniger als Statussymbol. Insofern müssen sich auch Carsharing-Konzepte weiterentwickeln. Im Gegensatz zu bestehenden wie DriveNow oder Car2go sieht das Konzept Link & Go vor, dass das Fahrzeug vor der Tür steht beziehungsweise selbst dorthin fährt und nicht in der Nachbarschaft gesucht werden muss. Zudem besteht die Möglichkeit, weitere Passagiere über soziale Netzwerke nach dem Prinzip von Mitfahrzentralen zu finden. Auf die gleiche Art lassen sich gemeinsam nutzbare Fahrzeuge ausfindig machen.
Doch bleiben auch bezüglich der Vernetzung der Fahrzeuge noch genügend Fragen offen, wohin zum Beispiel der Weg der Kommunikation geht. Werden individuell entwickelte Apps oder eine Vernetzung und Zugriff via Facebook und Co. von Fahrern und Passagieren bevorzugt oder etwa beides gleichermaßen geschätzt? Und welche Art von Partnerschaften und Netzwerken sind nötig, um solche neuen Mobilitätskonzepte zur Realität werden zu lassen?
Blick in die Zukunft
„Was die Zukunft angeht, denken wir über Innovationsfelder wie etwa die Kurz- und Langstreckenkommunikation nach, die viel mit Kommunikation innerhalb des Fahrzeugs sowie Diensten zu Beginn und am Ende einer Fahrt oder innerhalb und außerhalb des Fahrzeugs zu tun haben“, sagt Obry.
Auf dem Genfer Autosalon laden Akka und MBtech Interessierte zur Diskussion dieser Ideen ein. Das Konzept für die urbane Mobilität der Zukunft, stellten sie bereits vergangenes Jahr vor. Dieses Jahr zeigen sie sie Link & Go 2.0 (siehe Seite 29), eine Design-Evolution von Link & Go, und rücken damit das Thema Vernetzung und Integration in das urbane Umfeld in den Mittelpunkt.