Prozessautomation Aufmarsch der Automatisierer

16.04.2012

Aus der Wirtschaftskrise gehen die Hersteller von Automatisierungstechnik gestärkt hervor. Bei den Neuentwicklungen haben sie das Beste herausgeholt - besonders in Sachen Benutzerfeundlichkeit, Energieeffizienz und Einbindung. Im Achema-Jahr zeigen sich die Anbieter nun von ihrer besten Seite.

Die Automatisierungstechnik ist ein treibender Motor der Industrie. Wurde sie in früheren Jahren häufig als Bedrohung für Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe angesehen, hat sich inzwischen gezeigt, dass das Gegenteil der Fall ist: die Automatisierungsbranche ist ein Jobmotor am Wirtschaftsstandort Deutschland. Bei allem Innovationsgeist ist sie eine Branche geblieben, die von mittelständischen Unternehmen geprägt ist. Die letzten Jahre waren für die Anbieter in wirtschaftlicher Hinsicht eine Berg- und Talfahrt und die Wirtschaftskrise hatte auch in diesem Markt massive Auswirkungen. Die Branche ist aber inzwischen wieder hervorragend aufgestellt und bereit dazu, neue Märkte zu erobern. Die Automatisierungsanbieter haben die Krise als Chance genutzt und gehen seither noch mehr auf die Wünsche der Anwender und ihrer Kunden ein.

Um bei den heutigen Anforderungen mitzuhalten, muss besonders die produzierende Industrie flexibel sein. Die Automatisierungstechnik stellt sich dieser Herausforderung. Und auch in der Produktion ist intelligentes Produktionsmanagement mit Werkzeugen wie Lean Production, Production on Demand, Mass Customization ohne intelligente, angepasste Automatisierungstechnik ebenso wenig umsetzbar wie intelligentes Supply Chain Management. Zugleich wird die zunehmende Bedeutung der vernetzten Automatisierungstechnik deutlich. Die innerhalb der Branche vorgenommene Trennung in Fertigungs-, Prozess- und Gebäudeautomation greift immer weniger, denn Übergänge zwischen den Bereichen werden fließend. Ebenso sind die Bereiche Elektromechanik, Elektrotechnik und Automatisierungstechnik immer mehr miteinander verwoben. So sind zum Beispiel intelligente Stromversorgungen in Automatisierungsnetzwerke eingebunden und liefern Informationen zur vorbeugenden Wartung an Steuerungen und Scada-Systemen. Auch der Informationsvermittlung kommt in Form von Software für Konstruktion, Engineering, Planung, Datenmanagement und Service eine immer größere Bedeutung zu. Doch die Informationsvermittlung in Form von Daten, die ohne Programmieraufwand von einem Automatisierungsgerät zum nächsten übermittelt werden können, steckt mancherorts noch in den Kinderschuhen. Hier besteht Handlungsbedarf in Sachen Benutzerfreundlichkeit - und das bietet vielfältige Möglichkeiten für Innovationen. Es gilt also, die Gewinne, die nach der Wirtschaftskrise generiert werden können, in Forschung und Entwicklung zu investieren.

Komplizierte Inbetriebnahmekonzepte, unverständliche Bedienoberflächen und langes Rätselraten im Störungsfall sollen, wenn es nach den Anwendern und Anbietern geht, demnächst der Vergangenheit angehören. Mit Hilfe von verständlichen Bedienungsanleitungen, Online-Hilfen und vertraut erscheinenden Benutzeroberflächen lassen sich komplexe Systeme schneller und auch sicherer in Betrieb nehmen. Gerade in zeitkritischen Anwendungen, bei denen im Störungsfall schnell reagiert werden muss, erweisen sich Produkte, die benutzerfreundlich gestaltet sind, als besonders nützlich, denn intuitive Bedienung spart hier viel Zeit und natürlich auch Geld. Zudem ist ein Wandel in der Personalstruktur zu beobachten. Wo früher versierte Anwender, die zumeist ausgebildete Techniker waren, ein System bedienten, kommen heute immer häufiger angelernte Arbeitskräfte zum Einsatz, die schnell mit der Maschine oder Anlage vertraut gemacht werden müssen. Gerade diese Zielgruppe der reinen Bediener ist auf gebrauchsfertige Bedienoberflächen angewiesen, da oft nur ein geringes Hintergrundwissen vorhanden ist. Der Programmieraufwand muss hier seitens der Hersteller also heruntergefahren werden und die Bedienung sollte im Idealfall weitgehend über grafische Benutzeroberflächen erfolgen können. Auch hier schlummert sicher noch viel ungenutztes Potenzial, das es zu analysieren und auszuschöpfen gilt.

Mit PLS und Scada sparen

energieintensive Branchen nachhaltig

Ein weiterer wichtiger Faktor für die Automatisierungstechnik sind Prozessleitsysteme und Scada. Schätzungen von IMS Research zufolge wird der Weltmarkt für Prozessleitsysteme bis 2014 auf über 17,2 Mrd. US-Dollar anwachsen. Dieses Wachstum werde insbesondere von Branchen wie Energie-, Öl- und Gas- oder Wasser- und Abwasserindustrie getragen. IMS sieht allein hier ein Wachstum von 1,5 Mrd. US-Dollar, wobei besonders hervorzuheben ist, dass solche Systeme zunehmend auch in Bereichen außerhalb der Fertigungsindustrie zum Einsatz kommen. Auch die zunehmende Beliebtheit von Smart-Grid-Anwendungen sorgt für Wachstumschancen in diesem Bereich.

Der Trend hin zu mehr Energieeffizienz gibt den Herstellern von Prozessleitsystemen und Scada zusätzlichen Rückenwind. Moderne Prozessautomatisierungstechnik kann gerade in energieintensiven Branchen für Einsparungen und mehr Umweltfreundlichkeit sorgen. Laut einer Studie des ZVEI können 20 bis 25 Prozent der eingesetzten Energie mit Hilfe intelligenter Automatisierungstechnik eingespart werden. Nach Berechnungen des Verbands könnten in Produktionsanlagen der deutschen Industrie allein durch den Einsatz energieeffizienter Messtechnik, Prozessautomatisierung und elektrischer Antriebstechnik Energieeinsparungen in Höhe von 88 Mrd. kWh erzielt werden, was einer Einsparung von 43 Mio. Tonnen CO2jährlich entspricht. Durch den konsequenten Einsatz von energieeffizienter Automatisierungstechnik könnten die Kohlendioxid-Emissionen des industriellen Sektors in Deutschland also um elf Prozent gesenkt werden.

Webserver in der Produktion bringen neue

Security-Anforderungen

Die Automatisierungstechnik entwickelt sich kontinuierlich weiter. Während in den Jahren 1999 bis 2002 der Einzug der IT- und Internettechnologien prägend für die Branche waren, hat sich inzwischen Ethernet in all seinen Ausprägungen neben den Feldbussen als Standard etabliert, und Internettechnik wie zum Beispiel Webserver auf den Geräten sind heute in vielen Bereichen eine Selbstverständlichkeit. Dadurch stehen mittlerweile aber die aus der IT-Welt bekannten Probleme in Sachen Zugriffssicherheit immer mehr im Mittelpunkt des Interesses. Es gibt also auch in Sachen Security noch Handlungsbedarf und somit auch Entwicklungspotenziale. Im Falle der Steuerungstechnik ist vor allem das Zusammenwachsen von Industrie-PCs mit Soft-SPSen und Embedded-Steuerungen bemerkenswert, denn auch auf Embedded-SPS-Systemen finden sich heute häufig aus der IT-Welt bekannte Funktionalitäten wie beispielsweise integrierte Webserver, Datenbankanbindungen und Dateifunktionalitäten. Alle diese Entwicklungen tragen zu mehr Effizienz bei.

Von dem breiten Spektrum der Automatisierungstechnik können sich die Besucher der diesjährigen Achema direkt vor Ort überzeugen. In Sachen Energieeffizienz wird sicherlich auch das Querschnittsthema der Messe, der Umweltschutz, einige interessante Aspekte bereithalten.

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