Obwohl das Auto das beliebteste Verkehrsmittel ist, verliert es seinen Wert als Statussymbol. Junge Großstadtbewohner verzichten immer häufiger auf ein eigenes Fahrzeug. Stattdessen nutzen sie kostengünstige Mobilitätsdienstleistungen als Alternativen. Es zeichnet sich also der Trend ab, dass Mobilität zukünftig nicht mehr gekauft, sondern organisiert wird. Diese Organisation erfordert das Vernetzen intelligenter Geräte und Verkehrsmittelsysteme über mobile Datennetze, sodass eine schnelle Interaktion zwischen dem Fahrzeug und seiner Umwelt stattfinden kann. Als Mobilitätsbaustein profitiert Carsharing von diesem Wandel. Forschungsarbeiten der FH Aachen und insbesondere das Carsharing-Elektromobilitäts-Projekt „ec2go“ haben gezeigt, dass sich Carsharing und Elektromobilität sehr gut kombinieren lassen. Wesentliche Herausforderungen der Elektromobilität wie hohe Anschaffungskosten und eine geringere Reichweite kompensieren sich beim eCarsharing weitgehend. Die Kosten verteilen sich auf alle Nutzer, die mit den Fahrzeugen überwiegend Kurzstrecken (< 25 km) im Stadtverkehr fahren.
Elektromobilität kennenlernen
Aus Testfahrten im Rahmen der Forschungsvorhaben ist hervorgegangen, dass ein Elektroauto für die meisten Probanden ein erklärungsbedürftiges Produkt ist. Grundsätzlich wurden zwei wesentliche Aspekte der Elektromobilität identifiziert, die den Fahrern Probleme bereiteten:
Die Bedienung bedingt durch die neue Antriebstechnik eines Elektrofahrzeugs stellt die Nutzer vor Schwierigkeiten.
Die Reichweite abhängig von internen (Fahrverhalten und Nutzung der Bordelektronik) und externen Einflüssen (Verkehrslage und Wetter) sind von großer Bedeutung
Aus diesen Gründen liegt die Herausforderung darin, den Nutzern eCarsharing als Mobilitätsbaustein mittels eines innovativen Human Machine Interface (HMI) als intelligenten Fahrassistenten zu vermitteln. eCarsharing sowie das Auto als vernetztes Element und die Besonderheiten der Elektromobilität stellen aber spezielle Anforderungen an ein HMI.
Interaktionen und Interfaces erleben
Während einer Autofahrt werden 80 bis 90 Prozent aller Verkehrsinformationen visuell wahrgenommen. Die enorme Beanspruchung des optischen Kanals liegt im Verarbeiten vieler Eindrücke und Informationen hinsichtlich der Fahrsituation, was wiederum für den Fahrer einen enormen Grad an Aufmerksamkeit erfordert [2]. Weil bestehende Car-Infotainment-Systeme immer mehr Daten an den Fahrerplatz bringen und unübersichtliche Visualisierungen den Fahrer ablenken, sind sie nicht für den Einsatz im eCarsharing geeignet. Sie sind zu komplex und lenken den Nutzer von seiner eigentlichen Fahraufgabe ab [6].Der Schwerpunkt dieser Systeme liegt darin, „easy to use“ zu sein. eCarsharing-Assistenten sollten jedoch „easy to learn“ sein, da Carsharing-Nutzer in der Regel Gelegenheitsfahrer sind. Des Weiteren müssen die Systeme nahtlos in den Kontext „Carsharing und Elektromobilität“ eingebunden werden. Wichtig ist, dass dem Fahrer die notwendigen Informationen zur richtigen Zeit vermittelt werden.Das vernetzte Fahrzeug bezieht nicht nur Informationen seiner Umwelt und verarbeitet diese, sondern wird so auch selbst zum Informationslieferanten. Das Auto erhält Angaben zum Kunden samt Nutzungshäufigkeit, Kenntnisstand und Präferenzen. Unerfahrenen Nutzern kann es Hilfestellungen liefern. Beispielsweise zeigt ein Einführungsvideo dem Kunden, wie der Startvorgang durchgeführt werden muss. Mit eCarsharing als Baustein einer Mobilitätsdienstleistung und Ergänzung zum öffentlichen Personennahverkehr müssen zusätzlich multimodale Wegeketten eingebunden und organisiert werden. Alle relevanten Informationen wie Fahrplan- und Preisauskunft der im Mobilitätsverbund integrierten Verkehrsmittelsysteme müssen zu einer gemeinsamen Dienstleistung zusammengeführt und dem Nutzer angeboten werden.Neben Informationen zum Fahrzeug und zu multimodalen Mobilitätsangeboten werden dem Kunden auch wichtige Informationen zum Ladestand und zur Reichweite mitgeteilt. Detaillierte Informationen zum Fahrverhalten - für eine nachhaltige Erziehung und Bewusstseinsförderung - erhalten Nutzer aus dem Web. Indem der Fahrer daraus ausführliche Rückschlüsse zu seinem Fahrverhalten bekommt, werden abstrakte Größen wie der Stromverbrauch oder die Beeinflussung der Reichweite für den Kunden greifbar und verständlich, ohne den optischen Kanal des Nutzers während der Fahrt durch weitere Systeme zu beanspruchen.
Nachhaltiges Fahren belohnen
Das Verknüpfen vernetzter Fahrzeuge mit innovativen Mobilitätskonzepten wie eCarsharing sowie einem benutzergerechten HMI hilft, Akzeptanz- und Informationsdefizite in der Elektromobilität zu verringern und nachhaltiges Fahren zu fördern.Um das Fahrverhalten der Nutzer langfristig zu beeinflussen, wurden auf Grundlage der „Persuasive Technology“ nach Fogg [5] (Verhaltensänderung durch computergestützte Informationen) Überzeugungsstrategien in das HMI integriert. Diese pädagogischen Anreize lassen sich ebenfalls in das Geschäftsmodell integrieren. Durch ein Bonussystem können positive Effekte erzielt werden. Sowohl Carsharing-Betreiber als auch Kunden profitieren von Kosteneinsparungen.