Neue Regelung zur Netzsteuerung Betrieb von Niederspannungsnetzen: Ein Wegweiser für § 14a EnWG

Die Implementierung von § 14a EnWG stellt für viele Netzbetreiber eine Herausforderung dar. Einen Fahrplan für kurz- bis langfristige Maßnahmen wurde kürzlich vom Fraunhofer CINES erarbeitet.

Bild: iStock, Veronika Oliinyk
17.04.2025

Am 1. Januar trat der § 14a EnWG zur netzorientierten Steuerung von Verbrauchseinrichtungen in Kraft. Mit der Regelung lässt sich die Leistung großer Verbraucher wie Wärmepumpen und Ladeeinrichtungen für Elektrofahrzeuge gezielt steuern. Ein Fraunhofer-Exzellenzcluster beleuchtet in einem Whitepaper konkrete Umsetzungsmöglichkeiten.

Um den Herausforderungen des § 14a EnWG im Niederspannungsbereich gerecht zu werden, hat das Fraunhofer CINES einen Workshop mit Netzbetreibern, Forschenden, Consultingfirmen und Industriepartnern veranstaltet. Die Erkenntnisse wurden in einem Whitepaper veröffentlicht, das aktuelle Fragestellungen und langfristige Nutzungsmöglichkeiten des Paragrafen detailliert beleuchtet.

Die Rahmenbedingungen des § 14a ermöglichen eine Anpassung des Verbrauchs an die Netzauslastung, wobei zeitvariable Netzentgelte und Steuerungsmechanismen einen netzdienlichen Betrieb fördern können. Netzbetreiber stehen jedoch vor Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf den nötigen Netzausbau und die Implementierung der Smart-Meter-Infrastruktur. Verbraucher empfinden Eingriffe in ihre Entscheidungsfreiheit als problematisch.

Eine positive Wahrnehmung der Maßnahmen wäre der Akzeptanz dynamischer Eingriffe in das Stromnetz zuträglich. Die Standardisierung von Schnittstellen und die klare Kommunikation zwischen Komponenten bilden Möglichkeiten, um die Effizienz zu steigern. Die Effektivität von zeitvariablen Netzentgelten in statischer Form zur Vermeidung von Netzengpässen bleibt indes fraglich. Dynamische Tarife, die sich nach Spotmarktpreisen richten, bieten Potenziale zur Flexibilisierung, erfordern jedoch eine integrative Betrachtung mit zeitvariablen Netzentgelten.

Umsetzungs-Roadmap bis 2030

Für eine Umsetzung bis 2030 sind laut dem Fraunhofer-Cluster mehrere Aspekte relevant: Der Ausbau der Mess- und IKT-Infrastruktur muss zukunftsgerecht gestaltet werden, ohne nur nach dem Minimalprinzip gesetzliche Anforderungen zu erfüllen. Einheitliche Schnittstellen und Standards müssen durchgesetzt werden, um Komplexität zu reduzieren. Beim operativen Ausbau der Messinfrastruktur spielen auch die Personalverfügbarkeit und die IT-Sicherheit für die Installation vor Ort eine wichtige Rolle.

Für ein netzdienliches Verhalten von Kunden bedarf es zeitvariabler Netzentgelte, die aber nicht dazu führen dürfen, dass diese durch eine höhere Gleichzeitigkeit wiederum eine Überlastung des Netzes bedingen. Alles in allem muss eine diskriminierungsfreie Steuerung nach § 14a EnWG umgesetzt werden, die technisch sinnvoll und im Einklang mit den verschiedenen Gegebenheiten unterschiedlicher Netzbetreiber ist.

Ableitung von Maßnahmen

Kurz- bis mittelfristige Umsetzungsmaßnahmen beziehen sich auf konkrete Schritte, um die Regelungen nach § 14a EnWG zu ermöglichen. Mittel- bis langfristige Forschung hat hingegen das Ziel, eine effiziente Betriebsführung von Niederspannungsnetzen zu fördern.

Zu den kurz- bis mittelfristigen Umsetzungsmaßnahmen gehört eine regulierte Einspeisung unter Berücksichtigung vieler dezentraler Erzeugungsanlagen, vor allem im ländlichen Raum. Standardisierte und praxistaugliche Schnittstellen bedürfen klarer Vorgaben, abgestimmt mit Vertretern aus der Industrie und dem Netzbetrieb. Weiterführende Studien sollten mittelfristig eine Ausgestaltung und optimale Nutzung von Flexibilitäten in den kommenden Jahren ermitteln.

Mittel- bis langfristige Forschung sollte sich währenddessen den Aspekten widmen, wann ein Netz als kritisch eingestuft wird, wie Netzentgelte und Strompreise in Zukunft gestaltet werden und in welchem Ausmaß die Steuerung von Anlagen und die Regulatorik nach § 14a EnWG aufeinander abgestimmt werden müssen.

Das Fraunhofer IEE, Mitglied im CINES, thematisiert in einer Expert Web Session am 7. Mai 2025 die erarbeiteten Möglichkeiten und Notwendigkeiten für eine netzorientierte Steuerung.

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