Der aktuelle britische Premierminister Rishi Sunak sprach vor kurzem vor Managern von seinen Plänen, einen großen Teil der Angestellten im Gesundheitssystem durch Roboter ersetzen zu wollen – so berichtete The Telegraph Ende November.
Auch andere Branchen streben die Zusammenarbeit mit humanoiden Robotern an, um die Mitarbeitenden zu entlasten und effizientere Ergebnisse durch automatisierte Prozesse zu erzielen. Bisher werden sie jedoch vor allem in der Forschung oder zu Bildungs- und Unterhaltungszwecken eigesetzt, seltener in der Industrie – beispielsweise als Servicetechniker in einem automatisierten Lagerhaus in Großbritannien.
So faszinierend die Vorstellung auch ist, dass solche Roboterarten zur flächendeckenden Automatisierung in Unternehmen beitragen könnten – bis sie menschliche Arbeit verrichten und damit tatkräftig zur Wertschöpfung beitragen, wird noch einige Zeit vergehen. Umso wichtiger ist es, dass sich Entscheider mit den Systemen auseinandersetzen, die schon heute nicht nur direkt einsatzfähig sind, sondern auch einen spürbaren Mehrwert für Automation und Digitalisierung bringen: den Digital Robots.
Was sind Digital Robots?
Jeder kennt die beeindruckenden Industrieroboter, die große Bauteile auf langen Fertigungsstraßen hin- und her manövrieren. Große Konzerne haben mit ihrer Hilfe in den letzten Jahrzehnten nach und nach ihre Prozesse automatisiert. Mittlerweile gibt es eine neue Generation von Robotern, die nicht nur kleiner, digitaler und vernetzter ist, sondern sich auch durch ihre einfache und schnelle Integration in Industrieprozesse sowie in der Preisgestaltung auf dem Spielraum der kleinen und mittleren Unternehmen angepasst haben.
Die Rede ist von Digital Robots. Sie zeichnen sich vor allem durch drei Aspekte aus: eine intuitive Bedienung, offene Schnittstellen sowie die Anbindung an eine Industrial IoT-Plattform. Nach Programmierung durch die menschlichen Fachkräfte wickeln sie Industrieprozesse automatisiert ab. Sie bieten dem Mittelstand einen einfachen und schnellen Einstieg in die Automatisierung und Digitalisierung, der sich im Idealfall auch noch schnell amortisiert. Nicht zuletzt deshalb erobern sie gerade die Märkte.
Mittelstand digitalisiert mit Hilfe von Robotern
Laut einer repräsentativen Umfrage in mittelständischen Unternehmen von 50 bis 500 Mitarbeitern plante im Jahr 2022 fast die Hälfte, sich Roboter ins Haus zu holen. Immerhin 14 Prozent hatten in diesem Jahr sogar schon welche in Betrieb. Digital Robots sind laut fast zwei Drittel der Befragten ein guter Einstieg in die Digitalisierung und Automatisierung, denn sie können sehr einfach in Betrieb genommen und ohne Vorkenntnisse mittels grafischer Bedienkonzepte gesteuert werden.
Die Mehrheit der mehr als 1.000 befragten Fach- und Führungskräfte sagte außerdem, dass mit Hilfe von Robotern Prozesse in Unternehmen schneller ablaufen können (65 Prozent) und sich die Produktivität (62 Prozent) und Qualität (61 Prozent) durch Roboter erhöhen würde. Zwei weitere gewichtige Faktoren: 60 Prozent sehen in Robotern einen Wettbewerbsvorteil und weitere 57 Prozent gehen davon aus, dass sie so dem Fachkräftemangel entgegenwirken können.
Und was sagen die Mitarbeitenden?
Eine wichtige Erkenntnis: Ein Großteil der Befragten verknüpft mit der Einführung von Robotern Hoffnungen für den Betrieb sowie den eigenen Arbeitsplatz. Durch den Einsatz von Digital Robots erhoffen sich viele Fachkräfte ganz praktische Verbesserungen im Alltag, wie beispielsweise eine Verringerung der gleichtönigen Arbeitsschritte, aber auch die Aussicht, weniger mit gefährlichen Substanzen arbeiten zu müssen.
Auch eine Aufwertung des eigenen Arbeitsplatzes konnten sich einige vorstellen: Fast ein Drittel sagte, ihr Job würde interessanter werden (27 Prozent) und sie würden Stolz empfinden, mit High Tech zu arbeiten (26 Prozent). Denn oft herrscht ein Ungleichgewicht zwischen der Technik, die man privat nutzt und derer, die einem am Arbeitsplatz zur Verfügung gestellt wird – das kann zu Frust führen.
Nichtsdestotrotz sahen nicht alle Mitarbeitenden den neuen Roboterkollegen mit ausschließlich positiven Gefühlen entgegen: Ein Fünftel gab an, sich im Falle einer Einführung überflüssig zu fühlen, 15 Prozent befürchten mit den neuen Kollegen überfordert zu sein und 13 Prozent haben generell Angst vor einer solchen Neuerung.
Wie das Management die Einführung von Robotern begleiten kann
Ich kann mir gut vorstellen, dass sich mehr Menschen Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen, wenn Roboter wirklich wie Menschen aussehen und viele menschliche Fertigkeiten besitzen. Dann ist eine massive, begleitende Change-Kommunikation gefragt. Aber auch bei Digital Robots raten wir dem Management, die Einführung gut zu begleiten. In der Umfrage haben die Mitarbeiter verraten, was ihnen dabei am wichtigsten ist.
Ganz oben steht dabei die fachliche Vorbereitung auf die neuen „Kollegen“. Am wichtigsten sind den Befragten Trainings und Upskilling-Programme, die sie für die Arbeit mit Robotern befähigen (34 Prozent). Kurz dahinter rangiert der Wunsch, nicht ausschließlich mit Robotern arbeiten zu müssen (32 Prozent), darauf sollte bei der Arbeits- und Schichtplanung geachtet werden.
Ganz wichtig auch: Viele Mitarbeitende mögen bestimmte Aufgabenbereiche besonders gerne oder sind stolz auf Fertigkeiten, die sie für Arbeitsschritte brauchen. Sie wollen nicht, dass ihnen genau diese Aufgaben „abgenommen“ werden (29 Prozent).
Was Unternehmen und Politik tun können
Ich befürchte, Rishi Sunak wird noch eine Weile auf seine NHS-Roboter warten müssen. Ja, eines Tages werden wir humanoide Roboter in verschiedensten Bereichen flächendeckend im Einsatz haben. Digital Robots hingegen tragen schon heute zur Wertschöpfung bei. Die Befragten erhoffen sich auch von der Politik Unterstützung, wenn Digital Robots den Markt durchdringen.
Viele sprechen sich für bessere Bildungspakete aus, die vor allem auch in technischen Ausbildungen Sinn machen. Weitere wichtige Begleitmaßnahmen sind unseren Befragten nach auch Trainings und Upskilling-Programme, die sie für die Arbeit mit Robotern befähigen (34 Prozent). Ist dieser Grundstein gelegt, kann eine Einführung der Digital Robots gemeinsam mit der Belegschaft gelingen.
Über die Umfrage
Fruitcore Robotics beauftragte Sapio Research mit der Befragung von Fach- und Führungskräften in Deutschland. 1.005 Personen nahmen an der Umfrage teil. Die Auswahl fokussierte sich auf Fach- und Führungskräfte, die vor allem manuelle Arbeit verrichten oder manuelle Arbeit planen und/oder beaufsichtigen. Bei mehr als 30 Prozent der Befragten handelt es sich um Produktionsleiter. Die Umfrage wurde im zweiten Quartal 2022 durchgeführt.