Aus Sicht der mittelständischen Chemieunternehmen hat sich die Standortqualität Deutschlands in den vergangenen fünf Jahren verschlechtert. Das ist das zentrale Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter 150 mittelständischen Betrieben aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie, die die Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner für ihre Studie „Die Wettbewerbsfähigkeit des Chemiestandortes Deutschland“ durchgeführt hat. Die Ergebnisse hat der VCI auf seiner Mittelstandspressekonferenz in Frankfurt vorgestellt. Aus der Perspektive des Mittelstands, der mit 160.000 Beschäftigten über ein Drittel aller Arbeitsplätze der Branche stellt, gibt es viele Herausforderungen: Die Stärken des Chemiestandorts wurden nicht durch geeignete industriepolitische Maßnahmen weiterentwickelt. Gleichzeitig haben sich die Schwächen durch externe Faktoren, wie die niedrigen Energiepreise in den USA, sowie politische Entscheidungen in Berlin und Brüssel weiter vergrößert.
Der Vorsitzende des VCI-Ausschusses Selbständiger Unternehmer (ASU), Reinhold von Eben-Worlée, kommentierte: „Das globale Wettbewerbsumfeld entwickelt sich zu Ungunsten des Standorts Deutschland. Dennoch reagiert die Politik nicht auf diesen Wandel. Dabei müsste die Bundesregierung entschlossen handeln, um die Wettbewerbsfähigkeit des Chemie- und Industrielands Deutschland auf Dauer zu sichern. Bereits fünf Prozent der befragten Mittelständler haben angegeben, in den kommenden Jahren überhaupt nicht mehr in Deutschland zu investieren. Außerdem investiert bereits ein Drittel aller mittelständischen Firmen im Ausland.“
Aus Sicht der mittelständischen Chemieunternehmen haben sich die meisten Standortfaktoren in den vergangenen Jahren negativ entwickelt. Am stärksten verschlechterten sich die Kategorien Energiekosten sowie der Bürokratie- und Regulierungsaufwand. Die Studie kommt jedoch auch zu dem Ergebnis, dass die mittelständischen Chemieunternehmen am Standort Deutschland festhalten wollen.
Eben-Worlée und Follmann nannten hier vier Bereiche, in denen die Politik handeln müsse: eine zügige Deckelung der staatlich verursachten Energiekosten im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und die Schaffung von Rechtssicherheit bei der Erbschaftsteuer ohne rückwirkende Regulierung. Außerdem die Einführung einer steuerlichen Forschungsförderung für Unternehmen aller Größenklassen, wie sie die meisten EU- und OECD-Staaten bereits haben, und ein Eintreten der Bundesregierung für einen erfolgreichen Abschluss des transatlantischen Freihandelsabkommens TTIP.
Direkt zur PDF-Datei der Studie geht es hier: http://www.vci.de/ergaenzende-downloads/2015-01-28-vci-wieselhuber-studie-chemiestandort-deutschland-mittelstand.pdf