Durchbruch der Elektrochemie Chemikern gelingt nach 50 Jahren die Synthese eines Mohn-Opiats

Im Milchsaft des Arznei-Mohns mit der charakteristisch tiefroten Blüte ist Thebain enthalten, ein Ausgangsmaterial für die industrielle Herstellung von relevanten Pharmazeutika. Thebain elektrochemisch zu synthetisieren, ist jedoch eine Herausforderung.

26.07.2018

Thebain ist im Milchsaft des Arznei-Mohns enthalten und ist der biosynthetische Vorläufer von Codein sowie Morphin. Es dient als Ausgangsmaterial für die industrielle Herstellung von Pharmazeutika wie Oxycodon oder Naloxon. Wissenschaftlern der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ist es nun gelungen, eine seit fast 50 Jahren bestehende Herausforderung der Elektrochemie zu meistern: die elektrochemische Synthese von Thebain. Taktische Modifikationen des Ausgangsmaterials waren dabei der Schlüssel.

Die Biosynthese von Thebain, Codein und Morphin beruht auf einer oxidativen Kupplung als zentralem Schlüsselschritt. Seit vielen Jahrzehnten versuchen Wissenschaftler diese in der Biosynthese enzymkatalysiert verlaufende Reaktion im Labor zu imitieren. Die oxidative Kupplung stellt allerdings eine erhebliche Herausforderung dar, weil sie zu vier unterschiedlichen Produkten führen kann, von denen nur eines weiter zu Thebain umsetzbar ist. Daher ist zur effizienten Nachahmung des natürlich ablaufenden Prozesses eine selektive Reaktion notwendig.

Meilenstein der Elektrochemie

Die Elektrochemie ist eine Technik, bei welcher der Transfer von Elektronen zu oder von Molekülen auf einer elektrisch geladenen Metalloberfläche erfolgt. Mit dieser Methode können Oxidationen reagenzfrei und daher umweltfreundlich durchgeführt werden, da lediglich elektrischer Strom für die Umsetzungen notwendig ist und idealerweise kein Abfall anfällt. Leider führte auch die Elektrochemie bisher nicht zu geeigneten Kupplungsprodukten, die in Thebain umgewandelt werden könnten. So blieb die Realisierung einer elektrochemischen Synthese von Thebain bis heute eine große Herausforderung.

Mithilfe taktischer Modifikationen an den Ausgangsmaterialien für die oxidative Kupplung ist es den Wissenschaftlern um Professor Dr. Till Opatz vom Institut für Organische Chemie der JGU nun gelungen, die erste elektrochemische Synthese von Thebain fertigzustellen. Sie liefern damit eine seit fast 50 Jahren vergeblich gesuchte Lösung, welche zugleich den Weg für die elektrochemische Synthese weiterer Opium-Alkaloide ebnet.

Beteiligt waren außerdem die Kooperationspartner Professor Dr. Siegfried Waldvogel, ebenfalls vom Institut für Organische Chemie der JGU, und Professor Dr. Hans Schäfer von der Universität Münster. Die Forschungsarbeit fand im Rahmen des Elysion-Verbunds statt; die Carl-Zeiss-Stiftung finanzierte das Advanced Lab of Electrochemistry and Electrosynthesis an der JGU.

Bildergalerie

  • In dieser einfachen, selbstgebauten Apparatur erforschten die Mainzer Chemiker den elektrochemischen Schlüsselschritt.

    In dieser einfachen, selbstgebauten Apparatur erforschten die Mainzer Chemiker den elektrochemischen Schlüsselschritt.

    Bild: Alexander Lipp, JGU

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