Interview zur Anlagenplanung „Da können wir mehr draus machen“

Helmut Schuller, Leiter der Region Zentral-EMEA bei Aveva, erklärt, wie seine neue Software Planer und Bauer bei den Mammut-Aufgaben unterstützen soll.

22.05.2013

Anlagenplanung soll einfach, integriert und schnell sein. Und die Projekte werden immer größer. Das stellt auch die Anbieter von Planungssoftware vor Herausforderungen.

P&A: Herr Dr. Lücke, was hat für die Übernahme von IPSC gesprochen?

Lücke: M+W Process Industries kommt aus der Life-Science-Industrie. Wir haben uns aus dieser in angrenzende Industrien entwickelt, etwa Lebensmittel und Consumer Care - seit 2006 auch sehr intensiv im Bereich der Chemieindustrie. Unser Anspruch ist der eines integrierten Anlagenbauers. Um diese Wachstumsstrategie und diese Portfolioerweiterung glaubhaft vertreten zu können und neue Industrien zu erschließen, brauchen wir das entsprechende Know-How. Das ist nicht einfach automatisch vorhanden.

Haben Sie Beispiele für die Dienstleistungen, die IPSC erbringt?

IPSC ist Rahmenvertragspartner einer großen Raffinerie und bietet im Zuge des Vertrags Ingenieursdienstleisungen aller Art an. In der Region Nord-Ost-Deutschland ist sie ähnlich für regionale Kunden im Bereich der chemischen Industrie aufgestellt.

Das heißt, sie möchten die Branchen Öl, Gas, Chemie in Ihrem Portfolio stärken?

Die Erweiterung unserer Aktivitäten in Richtung Öl und Gas ist ein Thema, das wir uns auf die Fahnen geschrieben haben. Dort war es notwendig, dass wir uns mit externem Know-how verstärken. Das Thema Chemie ist bei M+W schon recht weit entwickelt. Dass im Zuge der IPSC-Akquisition noch eine Verstärkung der Chemie-Kompetenz hinzukommt, war ein weiteres strategisches Element.

Haben Sie Schwächen gesehen, oder sagen Sie einfach: Das ist ausbaufähig?

Wir waren in der Öl-und-Gas-Industrie bisher nicht als Anlagenbauer aktiv. Durch unsere Schwester M+W Process Automation sind wir als Konzern im Öl-und-Gas-Bereich vor allem in der Prozessautomation tätig. Es gibt also etablierte Geschäftsbeziehungen in die Industrie hinein. Uns war klar: Daraus können wir mehr machen. Das war der Grund für diese Akquisition. Wir wollen die bestehenden Kontakte und Kompetenzen ausbauen, um nicht nur Automatisierer zu sein, sondern das gesamte Portfolio anzubieten.

Bei der aktuellen Entwicklung des Gasmarkts kann man davon ausgehen, dass er weiter prächtig gedeiht.

Ich denke, es gibt Industrien, die in einer schlimmeren Situation sind. Schiefergas ist natürlich ein Thema.

Die VDMA-AG Großanlagenbau sieht weltweit eine klare Tendenz zu Mega-Anlagen - und großen Nachholbedarf deutscher Anbieter in diesem Bereich. Wie sehen Sie der Zukunft entgegen?

Wir sagen ganz klar: Jawohl, wir machen gerne große Projekte. Aber wir wollen ganz bewusst nah am Kunden bleiben - gerade im Rahmen kleinerer und mittlerer Projekte. Das ist eine weitere Erklärung für die Akquisition in Nord-Ost-Deutschland: Wir wollen regional vertreten sein, um den Kunden wirklich zu begleiten.

Wenn es um Großanlagenbau geht, kann ich bestätigen, dass die Projekte immer größer und komplexer werden. Zudem werden die Verantwortlichkeiten für den EPC-Contractor immer umfassender, bis hin zur Übernahme weitreichender Verfahrensgarantien. Als großer Anlagenbauer ist die M+W Group entsprechend aufgestellt. Als M+W Process Industries sind wir innerhalb des Gesamtkonzerns eine Gesellschaft, die besonders den verfahrenstechnischen Anlagenbau vertritt. Aber wenn es in ein Megaprojekt hineingeht, wird der ganze Konzernverbund tätig.

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