Prozessautomation „Dezentrale Intelligenz passt perfekt zu uns“

WAGO GmbH & Co. KG

Bild: Wago
21.08.2014

Wago, Sponsor der diesjährigen Namur-Hauptsitzung, stellt für modulare Prozessanlagen erstmalig ein Konzept für die modulare Automation vor. P&A sprach im Vorfeld mit Benjamin Böhm, Global Industry Manager Process, und Wolfgang Laufmann, Global Key 
Account Manager Chemicals, über dezentrale Intelligenz.

P&A:

Wago ist Sponsor der Namur-Hauptsitzung. Was ist Ihre Motivation?

Wolfgang Laufmann:

Die Namur-Hauptsitzung mit dem Thema „Dezentrale Intelligenz" passt perfekt zu Wago. Wir wollen dort ein neues Konzept für modulare Prozessanlagen vorstellen.

Benjamin Böhm:

Wir haben bei Wago schon immer auf innovative Lösungen gesetzt. Unser Ziel ist deshalb, unser Know-how in das Namur-Thema einzubringen. Wir möchten auf dem Gebiet der modularen Automation, die gleichen Impulse setzen, wie wir es mit der Entwicklung des modularen I/O-Systems vor 20 Jahren geschafft haben.

Welches Feedback gab es bisher auf das Sponsoring?

Böhm:

Wir bekommen viele positive Rückmeldungen aus der Prozessindustrie, verbunden mit einer großen Erwartungshaltung, welches Konzept Wago vorstellen wird. Die Namur-Hauptsitzung bedeutet aber keineswegs das Ende unserer Arbeiten.

Dezentrale Intelligenz – Experten sind sich einig, dass die Zukunft der Prozessindustrie der modularen Anlage gehört. Welche Vorteile haben modulare Konzepte für die Prozess­industrie?

Laufmann:

Die Produktion prozesstechnischer Anlagen muss zukünftig viel flexibler werden. Die Anzahl und der Individualisierungsgrad der Produkte steigen. Dies sieht man beispielsweise deutlich in der Spezialitätenchemie, im Zuliefererbereich der Automobilindustrie, der Pharmaindustrie oder dem Pflanzenschutz. Die Produkte werden vielfältiger und müssen dazu in kürzerer Zeit zur Verfügung stehen. Dies ist mit den bisherigen monoli­thischen Anlagentypen nicht möglich. Deshalb gibt es den Trend zu einem modularen Anlagenbau, der durch die Modularität für schwankende Produktionsmengen auch skalierbar angepasst werden kann. Der so entstehende modulare Anlagenbau mit Package Units bietet zudem eine höhere Verfügbarkeit als eine monolithische Anlage, was dem Betreiber eine höhere Produktionssicherheit gibt.

Böhm:

Modularer Anlagenbau mit Package Units hat aber auch noch einen weiteren Aspekt. Es besteht die Option, dass die Package Units mit kleineren Stoffmengen arbeiten können als herkömmliche Großanlagen. Durch diese Miniaturisierung werden, was zum Beispiel den Explosionsschutz betrifft, die Mengen an explosionsfähigen Gemischen geringer. Durch ein geschicktes Design der Anlage kann man eventuell sogar so weit gehen, dass die Anforderungen für den Explosionsschutz heruntergeschraubt werden.

Herr Laufmann, Sie haben einen Vorteil der Package Units bereits erwähnt. Gibt es noch einen weiteren Mehrwert?

Laufmann:

Ja. Der Engineeringprozess kann deutlich reduziert werden. Eine, im optimalen Fall, komplett aus Modulen aufgebaute Anlage benötigt im Wesentlichen nur noch das Integrations-Engineering aller Anlagenmodule im überlagerten Leitsystem. Wie das optimal durchgeführt wird, werden wir auf der Namur-Hauptsitzung zeigen.

Welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein?

Laufmann:

Package Units müssen zunächst vollständig ihren eigenen Prozess, für den sie in einer modularisierten Anlage eingesetzt werden, betreibergerecht beherrschen. Alles Weitere werden wir Ihnen, wie gesagt, auf der Namur-Konferenz vorzustellen.

Für modulare Konzepte spielen aber auch I/O-Systeme eine wichtige Rolle. Sind denn da noch große Entwicklungen erforderlich?

Böhm:

In dieser Richtung erwarten wir wenige Änderungen. Das Einzige wäre die Miniaturisierung der Feldgeräte, aber die Schnittstelle zu den I/O-Systemen wird sich nicht groß verändern.

I/O-Systeme für modulare Konzepte – was bietet Wago dafür an?

Böhm:

Das Wago-I/O-System 750 erfüllt mit seiner kompakten Bauweise die Anforderungen für die Modularisierung. Das System ist für den weltweiten Einsatz zertifiziert. Im Bereich Prozesstechnik sind da beispielsweise die Zertifizierungen Atex und IECEx zu nennen. Für Brasilien erfüllen wir die Inmetro-Anforderungen und für den nordamerikanischen Markt die ISA-Normen. Für den Offshore-Bereich spielt der Formfaktor eine große Rolle sowie Schiffszulassungen wie DMW und AWS. Zur Hannover Messe haben wir eine erweiterte Version, das Wago-I/O-System 750 XTR für extreme Situationen, vorgestellt.

Welche Konzepte könnten sich aus der Modularisierung für den Anlagenbetreiber entwickeln?

Böhm:

Ich könnte mir vorstellen, dass sich für modulare Anlagen möglicherweise Leasingkonzepte entwickeln. Beispiel: Ein Pharmakonzern A möchte ein neues Produkt weltweit auf den Markt bringen. Da im Vorfeld ungewiss ist, wie sich das Medikament absetzen wird, scheut der Konzern die Investition in neue Anlagen. Ein Konzern B hat dagegen eine Anlage in Nordamerika, die mit einer Anlage in Europa vernetzt ist. Was spricht dagegen, diese Anlagen zunächst zu leasen? Ob sich dieses Modell aber wirklich umsetzen lässt, muss sich zeigen.

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