Fachbeitrag Die Evolution des QR-Codes

19.09.2013

Die QR-Code-Technologie entwickelt sich rasant. Bislang ist es üblich, mit dem Smartphone über den Code multimediale Informationen zu beziehen, welche die jeweilige Charge des Produkts betreffen. Nun bemühen sich einige Technologiehersteller, in Zukunft eine Rückverfolgung bis zur einzelnen Verpackung Wirklichkeit werden zu lassen.

Nach zahlreichen Lebensmittelskandalen der Vergangenheit - seien es EHEC- oder Dioxin-Fälle - hat der Verbraucher ein starkes Bedürfnis, genau zu wissen, was in seinen Lebensmitteln steckt und wer sie wo, wie und wann produziert hat. Bislang standen ihnen dazu Aufdrucke auf der Verpackung selbst und Marketingmaßnahmen am Point-of-Sale zur Verfügung. Das ändert sich mit dem Phänomen Mobile Tagging: Jedes zweite verkaufte Handy ist mittlerweile ein Smartphone, mit dem Verbraucher QR-Codes von Verpackungen scannen und auf Internetseiten von externen Datenprovidern wie fTrace Zusatzinformationen rund um das Produkt erhalten. Hersteller könnten die Verbraucher auf diesem Wege über Webcams in die Produktion schauen lassen, andere veröffentlichen Rezepte und Videos mit Kochanleitungen.

Mehr Produkttransparenz durch dynamischen QR-Code

In der einfachsten Form speichert der so genannte statische QR-Code lediglich die URL der Internetadresse, auf der grundsätzliche Informationen zum Produkt bereitstehen - allerdings keine Auskünfte zur Historie der einzelnen Verpackung, die der Verbraucher in Händen hält. Die Evolution dieser Technologie ist allerdings schon einen Schritt weiter: Der dynamische QR-Code kann sich mit jeder Charge und mit jedem Produkt ändern. Er speichert unter anderem Chargennummer, Produktionsdatum und -uhrzeit, die zusätzlich auf der Internetseite neben den allgemeinen Produktinformationen angezeigt werden können. Voraussetzung für eine solche dynamische QR-Codierung, die wesentlich mehr Produkttransparenz bietet, ist ein kontinuierlicher Datenaustausch zwischen Produktionswerk und Datenprovider. In der Vergangenheit haben viele Lebensmittelproduzenten bei der Implementierung des QR-Codes eigene Systeme entwickelt, um ihre EDV mit externen Datenprovidern zu verbinden und gleichzeitig den Datenaustausch mit den Preisauszeichnern zu synchronisieren. Das Problem: Besonders kleinere Unternehmen fühlen sich durch solche Fallbeispiele abgeschreckt, da sie zeit- und kostenaufwendige Implementierungsarbeiten befürchten. Abhilfe schafft ein QR-Code-Package. Produzenten können Stamm- und Produktionsdaten aus mehreren Werken auf einem zentralen SQL-Server speichern und von dort per Internet an die Datenprovider übertragen - zum Beispiel in zyklischen Abständen von 30 Minuten. Die Schnittstellen zu den Providern sind standardisiert und lassen sich problemlos in die EDV integrieren, können aber auch individuell angepasst werden. Einige Kunden übergeben die Daten minimal verschlüsselt, andere fordern hohe Sicherheitsstandards - etwa AES 256, den auch das US-amerikanische Militär nutzt. Synchron dazu drucken Preisauszeichner dynamische QR-Codes auf Etiketten, die auf diese Datensätze verweisen. Auch die Provider arbeiten mit statischen und dynamischen Elementen. Bezieht ein Produzent Fleisch von mehreren Hauptlieferanten, kann er für jeden eine Schablone als feste Größe im System anlegen. Was sich in der Darstellung des jeweiligen Profils ändert, sind Datum, Uhrzeit und Chargennummer, die im dynamischen QR-Code verschlüsselt sind.

Fälschungen fliegen auf

Betrüger, die einfach die gesamte Verpackung inklusive Code fälschen und qualitativ minderwertige Waren verpacken, könnten ebenfalls entlarvt werden. Deshalb fragen immer mehr Hersteller, besonders solche von Premium-Produkten, nach einem eindeutigen QR-Code, der jeder einzelnen Verpackung eine eigene ID zuweist. Würden Fälscher diesen Code kopieren, so würden Verbraucher aus verschiedenen Ländern und Regionen ein und denselben Code scannen. Dem System würde auffallen, dass Plagiate im Umlauf sind. Entsprechend könnten die Hersteller auf der Website des Datenproviders eine Warnung mit Hinweisen einblenden, die der Verbraucher direkt nach dem Scan zu Gesicht bekommt. Die Fälschung könnte somit enttarnt werden. Doch bevor diese Vision Wirklichkeit wird, müssen Lösungen für den damit verbundenen hohen Datentraffic geschaffen werden. War es bislang notwendig, lediglich einen Datensatz pro Charge, also etwa pro 10.000 Artikel, zu speichern, müssen Hersteller diesen in Zukunft für jeden einzelnen Artikel sichern. Vorbereitungen der Hardware auf diese Belastung wurden bereits getroffen - beispielsweise wurde der vollautomatische Preisauszeichner GLM-Ievo von Bizerba mit größerer Rechenleistung ausgestattet. Auch die IT-Infrastrukturen, die den schnellen Datenaustausch zwischen Providern ermöglichen sollen, sind ausgereift. Der Verbraucher wird also zukünftig mit seinem Smartphone Informationen abrufen können, die tatsächlich sein individuelles Produkt betreffen. Für Produzenten bedeutet dies neben dem Schutz vor Markenpiraterie eine neue Form der Differenzierung gegenüber dem Wettbewerb.

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