Zehn Jahre unseres Lebens verbringen wir im Durchschnitt vor dem Fernseher. Genauso viel Zeit nutzen wir zum Radiohören und weitere 2,2 Jahre surfen wir im Internet. Wir telefonieren 1,45 Jahre lang und acht Monate lang beschäftigen wir uns mit EMails. Summa Summarum verbringen wir weit über 20 Jahre damit, durch Technik mit anderen zu kommunizieren oder uns unterhalten zu lassen. Die Anfänge dieses Lebensbereichs gehen auf den Physiker Heinrich Hertz zurück. Der 1857 geborene Hertz begann nach seinem Abitur in Hamburg ein Ingenieursstudium in Dresden.
Doktor mit 23
Dieses brach er jedoch nach einem Semester ab, da ihn daran nur die Mathematikvorlesungen begeisterten. Nach dem folgenden einjährigen Militärdienst studierte er Mathematik und Physik in München und Berlin. Bereits mit 23 Jahren promovierte er mit einer Arbeit über die Rotation von Metallkugeln in einem Magnetfeld. Anschließend war er zwei Jahre Forschungs-und Vorlesungsassistent bei Hermann von Helmholtz. Der Physiker und Physiologe von Helmholtz war ein begeisterter Anhänger der Theorien des schottischen Forschers James Maxwell. Anhand seiner Gleichungen behauptete Maxwell, dass sichtbares Licht ein Ausschnitt aus dem elektromagnetischen Wellenspektrum mit einer genau definierten Wellenlänge sei und darüber hinaus weitere elektromagnetische Wellen existieren würden. Er konnte den jungen Hertz davon überzeugen, Maxwells Thesen zu untersuchen. Bekannt war bereits, dass elektrische Schwingungen entstehen, wenn elektrische Entladungen über eine Spule geleitet werden. Unterbricht man die Spule, so bilden sich Funken an der unterbrochenen Stelle. Hertz wollte ursprünglich die Funken an der Unterbrechungsstelle näher untersuchen. Zufällig beobachtete er jedoch, dass bei der Entladung der einen Spule, Funken auf einer zweiten, ebenfalls unterbrochenen Spule übersprangen. Die zweite Spule war jedoch nicht mit dem Stromkreis verbunden. Für Hertz ein Indiz, dass elektromagnetische Wellen tatsächlich existieren.
Entdeckung mit Tragweite
Zur genaueren Untersuchung baute Hertz eine Anlage mit einem Sender und einem Empfänger. Den Sender bezeichnete er als "großen Oszillator", der die Grundform des Dipols war und später in den "Hertzschen Dipol" umbenannt wurde. Bei diesem Versuchsaufbau näherte Hertz den Empfänger an den Sender an und in etwa zwei Metern Entfernung begann der Empfänger mit der Funkenentladung. Für Hertz war dies der Beweis, dass unsichtbare elektromagnetische Wellen dafür verantwortlich seien. Außerdem behauptete er, dass die elektromagnetischen Wellen sich wellenförmig im Raum ausbreiten und die Spannungen zur Funkenentstehung übertragen. Falls elektromagnetischen Erscheinungen wirklich Wellencharakter besitzen würden, müssten die typischen Welleneigenschaften wie Reflexion und Interferenz ebenfalls nachweisbar sein, war er überzeugt. Auch diese Eigenschaften wies Hertz experimentell nach. Allerdings konnte er sich nicht vorstellen, wozu man elektromagnetische Wellen verwenden könnte. Dass seine Entdeckung die Grundlage künftiger Kommunikation sein würde, konnte er nicht mehr miterleben, da Hertz 1894 im Alter von nur 36 Jahren verstarb. Nach seinem Tod gründeten die deutsche Reichspost und der Verband Deutscher Elektrotechniker 1927 das "Heinrich-Hertz-Institut für Schwingungsforschung". Drei Jahre später schlug Deutschland in der IEC vor, die Einheit der Frequenz mit der Bezeichnung "Hertz" einzuführen.