Fachbeitrag Don‘t let the sun go down

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Untergangs-�?ngste: Kann der Stopp der Förderkürzung den Solarmarkt wiederbeleben?

29.05.2012

Förderkürzung, Preisverfall, weniger Nachfrage, mehr Produkte und Materialien - die Photovoltaik-Branche durchlebt harte Zeiten. Doch die Kürzungen werden weniger drastisch ausfallen als gedacht. Wie ist die Stimmung am Solarmarkt? Energy 2.0 hat nachgefragt.

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Eine schlechte Nachricht jagt die andere: Insolvenz, Stellenabbau, rote Zahlen. Wo vor einigen Jahren noch das Geschäft mit der Sonne boomte, bröckelt es jetzt. Der Solarmarkt steht vor einem Wandel.

2011 war trotz aller Unkenrufe mit rund 7.500 MW installierter Leistung noch ein gutes, wenn auch turbulentes Jahr. Doch 2012 kamen noch einschneidendere Förderkürzungen und politische Hakeleien, die verunsicherten. Das ließ die Aufträge stagnieren. Manche Unternehmen ziehen sich sogar ganz aus dem deutschen Markt zurück, wie zum Beispiel das amerikanische Unternehmen First Solar.

Kein Wunder, dass die meisten Unternehmen in einer Umfrage von Energy 2.0 die Lage am deutschen PV-Markt als schlecht bis sehr schlecht einschätzen. Auch bei den Erwartungen an die wirtschaftliche Entwicklung des deutschen PV-Marktes für die nächsten sechs Monate sieht es ähnlich düster aus. Zu den befragten Unternehmen gehören SolarzellenHersteller und ihre Zulieferer, Modulhersteller und Zulieferer, Komponentenhersteller, Projektierungs- und Montageunternehmen sowie Großhandels- und Handelsunternehmen.

Die aktuelle Position des eigenen Unternehmens im deutschen PV-Markt beurteilen die Firmen unterschiedlich. So sagt Siegfried Schröpf, Geschäftsführer bei Grammer Solar: „Wir sind seit knapp 35 Jahren im Solarmarkt tätig, sehr breit aufgestellt und können mit dem dauernden Auf und Ab relativ gut umgehen.“ Auch Holger Mittig, Geschäftsführer bei Altec Solartechnik, beruft sich darauf, dass das Unternehmen „seit 1993 am Markt“ ist. Andreas Kühn, Leiter Produktmanagement bei Jean Müller macht den stärkeren Wettbewerb und ein sinkendes Preisgefüge für die schwierige Position am Markt verantwortlich. Anja Kroll, Unternehmenssprecherin bei MP-Tec meint: „Durch Förderkürzungen, gesunkene Margen und verstärkten Wettbewerb asiatischer Hersteller, sind wir gezwungen, unsere jetzige Aufstellung zu überprüfen, Einsparmaßnahmen zu ergreifen und die Internationalisierung mit voller Kraft voranzutreiben.“

Andere Unternehmen bestätigen dies: „Kunden gehen in Insolvenz, verschieben Projekte und es werden auch weniger bis keine Kapazitätserweiterungen durchgeführt“, heißt es bei einem Modulhersteller. Des Weiteren gebe es auch, bedingt durch die Auftragslage, zu wenig Arbeit im PV-Markt.

Dies unterstreicht eine Umfrage des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar), der 555 seiner Mitglieder nach der aktuellen Geschäftsentwicklung befragt hat. Demnach haben die von der Bundesregierung geplanten harten Einschnitte der Solarstrom-Förderung bereits großen Schaden in der Branche verursacht; im April2012 verzeichneten Photovoltaik-Unternehmen einen Umsatzeinbruch von über 50 Prozent. In den nächsten Monaten und auch für 2013 wird mit einem weiteren Auftragsrückgang gerechnet. Schon jetzt entlassen laut BSW-Solar über die Hälfte der Solarunternehmen Mitarbeiter.

Stabilisierung des Marktes

Angesichts dieser Zahlen ist es kein Wunder, dass Mitte Mai der Bundesrat die Kürzung bei der Förderung von Solarstrom vorläufig gestoppt hat. Zwei Drittel der Mitglieder in der Länderkammer hatten gegen die Pläne von Bundesumweltminister Norbert Röttgen gestimmt. Nun soll das Gesetz grundlegend überarbeitet werden.

„Gut, dass der Bundesrat die Kürzungspläne aufhält“, freut sich Udo Möhrstedt, Vorstandsvorsitzender bei IBC Solar. „Wir hatten uns für die Anrufung des Vermittlungsausschusses eingesetzt. Sowohl der CSU als auch der bayerischen FDP gingen die Kürzungspläne zu weit.“ Und auch andere Bundesländer fürchteten um ihre Solarindustrie. Komplett stoppen kann die Länderkammer die Pläne zwar nicht, eine Abschwächung ist allerdings möglich und auch zu erwarten. Nach bisherigem Stand sollen die Kürzungen um bis zu 30 Prozent rückwirkend zum 1. April gelten.

Von der Regierung fühlen sich die Solarunternehmen jedenfalls sehr im Stich gelassen: „Die Photovoltaik steht kurz vor der Wettbewerbsfähigkeit, hat einen großen Rückhalt in der Bevölkerung und ist essentiell für das Gelingen der Energiewende. Hier wird aktuell ein funktionierender Industriezweig ohne Rücksicht auf Verluste gezielt abgewürgt“, so Anja Kroll von MP-Tec vor dem Kürzungsstopp.

Auf die Frage, was weiterhin getan werden müsse, um den PV-Markt zu stabilisieren gab es auch bei der Umfrage von Energy 2.0 eindeutige Forderungen die Regierung: Klare, langfristige Regelungen und Planungssicherheit sind gefragt. Aber auch „Lösungen, die sich ohne Subventionen tragen“, sagt Andreas Kühn von Jean Müller. Denn nur so habe die Photovoltaik künftig eine Chance. „Die Kosten müssen weiter gesenkt werden, Speichersysteme kostengünstiger entwickelt und angeboten werden“, meint ein Komponentenhersteller.

Andere Märkte erschließen

Weil Deutschland als Solarmarkt an Attraktivität verliert, setzen manche Unternehmen auf andere Quellen erneuerbarer Energien: „Wasser ist eine grundlastfähige regenerative Energiequelle mit idealen Voraussetzungen für die Energieerzeugung und den Energieverbrauch vor Ort“, so Jens Mühlhaus, Vorstand bei Green City Energy. Mit der Projektentwicklung eines Kleinwasserkraftwerks in der Münchner Innenstadt hat das Unternehmen bereits im Jahr 2005 den Grundstein für den Einstieg in den neuen Geschäftsbereich gelegt. „Nun wollen wir auch die Chancen im europäischen Ausland nutzen“, sagt Mühlhaus. „Mit 2083 MW installierter Kleinwasserkraftwerksleistung rangiert Frankreich in Europa auf Platz zwei, deutlich vor Deutschland.“

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