Dieses Interview ist Teil unserer Titelreportage der Hier geht es zur zugehörigen Titelstory.
Der Schwerpunkt „Process Goes Digital“ der diesjährigen PI-Konferenz war im Hinblick auf die Achema gelegt worden, die nun um ein Jahr verschoben wurde. Bleibt es bei dem Schwerpunkt, gerade im Hinblick auf Ethernet-APL?
Dr. Jörg Hähniche:
Bei der Entwicklung rund um APL haben wir uns in der Vergangenheit immer an der wichtigen Zielmarke Achema orientiert, um dort unsere neuen Entwicklungen zu präsentieren. Dass diese nun pandemiebedingt verschoben wird, konnten wir nicht ahnen, spielt aber keine ganz große Rolle. Obwohl Präsenzveranstaltungen natürlich immer besser geeignet sind, um erste APL-Produkte zu zeigen, halten wir an dem Zeitpunkt fest. Wir sind sehr stolz, dass nun die Spezifikationsarbeiten abgeschlossen sind und wir im Frühsommer Switches und Feldgeräte mit Ethernet-APL vorstellen können. Die Zeit für den Durchbruch von Ethernet in der Prozessindustrie ist nun einfach reif.
Warum sind Sie zuversichtlich, dass die Prozessindustrie mitzieht?
Profinet ist ein etabliertes Protokoll, das sich in anderen Branchen seit vielen Jahren bewährt. Die Bandbreite ist hoch, die Installation einfach, die Zertifizierungsverfahren sind eingespielt und es gibt viele Erfahrungen, etwa in puncto Interoperabilität. Davon abgesehen geschah die Entwicklung von Profinet PA 4.0 und Ethernet-APL immer in enger Abstimmung zwischen Anwenderorganisationen, Herstellern und Anwendern. Es ziehen also alle an einem Strang. Darüber hinaus steht die Prozessindustrie in puncto Automatisierung und Digitalisierung jetzt vor einem Umbruch. Es wurden sehr viele Entwicklungen, wenn man etwa an Namur Open Architecture (NOA) denkt, angestoßen, in denen es darum geht, mehr Informationen aus dem Prozess zu erhalten, effizienter oder flexibler zu arbeiten.
Wie geht es weiter?
Nachdem in diesem Jahr alle wichtigen Arbeiten bezüglich Zertifizierung und Standardisierung abgeschlossen werden, starten im Jahr 2022 die ersten konkreten Projekte mit Ethernet APL. Unter anderem wird die Testanlage der BASF mit neuen Geräten und nicht mehr nur mit Prototypen ausgestattet. Wichtig ist aus meiner Erfahrung, dass wir schnell mit der Umsetzung der Use Cases beginnen. Daraus folgen sicher noch weitere Anpassungen, die aber eher Feinheiten sind. Aber nur so gewinnen die Anwender Vertrauen in die neue Technologie.