Fit für die digitale Zukunft Führerschein für Robotik und Künstliche Intelligenz

Kompetenzen in Robotik und KI können in der digitalisierten Arbeitswelt einen Faktor für Personalentscheidungen darstellen. Es gilt, junge Menschen darauf vorzubereiten.

Bild: iStock, Kirillm
07.03.2019

Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung sind Künstliche Intelligenz und Robotik essenziell für die Entwicklung neuer, innovativer Produkte – aber auch für die berufliche Zukunft junger Menschen. Dennoch werden diese Themen in den Lehrplänen kaum berücksichtigt. Ein unter Leitung der TU Graz entwickelter Europäischer Führerschein soll nun für den technologischen Wandel fit machen.

Es gibt zu wenig qualifizierte Fachkräfte für den Arbeitsmarkt von morgen. Ein Umstand, den das Institut für Softwaretechnologie der TU Graz ändern will. Gemeinsam mit Partnerinstitutionen aus Österreich und Ungarn sollen junge Menschen auf die digitalisierte Welt vorbereitet werden.

Kompetenzentwicklung in Robotik und KI

Die Grazer Experten haben in Zusammenarbeit mit Kollegen der Széchenyi István Universität Györ das Trainings- und Fortbildungsprogramm EDLRIS (European Driving License for Robots and Intelligent Systems) entwickelt, um junge Menschen frühzeitig mit den Themen KI und Robotik vertraut zu machen. In einer ersten Phase fokussiert sich das Projektteam auf die Ausbildung und Zertifizierung von Lehrern nach dem Train-the-Trainer-Konzept. „Wir wollen Lehrenden die notwendigen Fähigkeiten vermitteln, damit sie junge Menschen auf einem hohen Niveau ausbilden können“, sagt Projektleiter Gerald Steinbauer von der TU Graz. Die Lehrenden sind somit die ersten Multiplikatoren für ein besseres Verständnis von Robotik und KI in Bezug auf deren Technik als auch deren gesellschaftliche Auswirkungen.

Europäischer Computerführerschein dient als Vorbild

Wie beim ECDL, mit dem Personen ihre Computerkenntnisse nachweisen können, ist auch das EDLRIS-Zertifikat modular aufgebaut. „Wir bieten Basis- und Fortgeschrittenen-Kurse in den Bereichen Robotik und KI an und stellen Curricula, didaktische Konzepte sowie Lern- und Lehrmaterialien zur Verfügung“, erklärt Steinbauer. Die Ausbildungsinhalte reichen von den Grundlagen der KI und Informatik über mathematische Elemente bis hin zu praxisbezogenen Problemlösungen. „Die Fortgeschrittenen-Module kommen einem Bachelorstudium schon sehr nahe“, so Steinbauer.

Die ersten Kurse sind am 4. März 2019 an der Pädagogischen Hochschule Burgenland gestartet. Laut Steinbauer sei sie der ideale Projektpartner, „zumal dort auch das Bundeszentrum Virtuelle Pädagogische Hochschule angesiedelt ist – ein Innovationshub für digitale Bildungstrends.“

Anerkanntes Trainings- und Zertifizierungssystem

Die Zertifizierung übernehmen die Österreichische Computer Gesellschaft (OCG) und die John von Neumann Computer Society Ungarn. Die Institutionen zertifizieren dabei nicht nur die Lehrenden, sondern führen in weiterer Folge auch die Zertifizierung jener jungen Menschen durch, die die Kurse absolvieren.

Schon während der Entwicklungsphase zeigten Unternehmen aus Industrie und Wirtschaft großes Interesse am Projekt. „Egal ob bei der Lehrstellensuche, bei der Bewerbung um einen Praktikumsplatz oder ganz allgemein als Fähigkeit im Lebenslauf: Das Zertifikat kann für Unternehmen zukünftig ein entscheidendes Kriterium bei Personalentscheidungen sein“, sieht Steinbauer in diesem neuen Europäischen Führerschein die Basis dafür, Robotik und KI langfristig als Grundkompetenzen zu etablieren. „KI-Wissen muss genauso selbstverständlich werden wie Lesen und Schreiben.“

Das EDLRIS-Projekt wird im Programm Interreg V-A Österreich – Ungarn gefördert.

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