Die Geschichte der Elektrifizierung des öffentlichen Raums beginnt bekanntlich mit der Erfindung der Glühbirne durch Thomas A. Edison. Bereits kurz nach der öffentlichen Vorstellung in New York im Jahr 1882 fand die Technologie ihren Weg über den Atlantik. Die Wohnungen der Menschen erreichte sie zwar erst im Laufe der 1920er Jahre, verbreitete sich dann aber umso schneller. Bereits im Jahr 1925 waren in Berlin ein Viertel aller Häuser verkabelt.
Fünf Jahre später hatte sich diese Quote schon verdoppelt, da elektrische Haushaltsgeräte wie Kühlschränke, Bügeleisen oder Staubsauger reißenden Absatz fanden. Damit stieg auch der Bedarf an Schutzmaßnahmen für die Stromleitungen und -nutzer. Einen Wendepunkt markiert hier der erste kompakte Sicherungsautomat der Welt, der 1924 durch Hugo Stotz vorgestellt wurde. Erstmals stand damit eine Sicherheitslösung für elektrifizierte Haushalte zur Verfügung, die im Gegensatz zu den bislang genutzten Schmelzsicherungen nicht nur hitzebeständig und langlebig war, sondern auch gefahrlos von technischen Laien bedient werden konnte.
Überstromschutzschalter im Wandel
Dieses Basiskonzept des elektromagnetischen Überstromschutzschalters wurde im Laufe der folgenden Jahrzehnte immer weiter verfeinert und um weitere Schutzfunktionen ergänzt. Allein am ABB Standort Heidelberg laufen heute jedes Jahr rund 45 Millionen Sicherungsautomaten vom Band, insgesamt hat die Menge der produzierten Einheiten längst die Milliardengrenze überschritten.
Heute gibt es über 6.000 Varianten, die weltweit nahezu jeden erdenklichen Anwendungsbereich in Wohnungen, Häusern, Büros oder anderen Zweckgebäuden erfüllen. Beispielsweise durch die Geräte der S750-Familie, die integrierte Sperrfunktionen beinhalten und eine gleichzeitige Blockierung der drei Pole einer Drehstrom-Versorgung ermöglichen. Durch ihr besonderes Funktionsprinzip ermöglichen diese Geräte eine vollständige Selektivität zu nachgeschalteten Sicherungsautomaten und begrenzen zusätzlich die Energie, die die Anlage und somit auch das Versorgungsnetz im Kurzschlussfall belastet. Unnötige Abschaltungen in Anlagen mit hohen Anforderungen werden so vermieden.
Ab 1984 wurde das Schutzprinzip um einen Fehlerschutz erweitert, der seit 2007 für alle Steckdosen-Stromkreise verbindlich ist. Moderne Lösungen wie der kompakte FI/LS (Fehlerstrom-/Leitungsschutzschalter) der Baureihe DS301C von ABB vereinen mittlerweile beide Schutzfunktionen in einer einzigen Teilungseinheit und sind damit die erste Wahl, wenn es um die Nachrüstung oder auch den Neubau von Wohn- und Zweckgebäuden geht.
Plug-and-play-Konzepte erhöhen Flexibilität und Effizienz
Doch nicht nur die Leistungsmerkmale der Schutz- und Schaltgeräte selbst, sondern auch Art und Weise ihrer Installation werden von ABB kontinuierlich weiterentwickelt. So etwa beim Universalkonzept Flex-Line, das mit seiner Push-in-Technologie und der praktischen Kabeleinführung von vorn in puncto Einfachheit, Schnelligkeit und Flexibilität bei Elektroinstallationen neue Maßstäbe setzt. Mussten sich Elektroinstallateure bislang Gedanken darüber machen, welche Phasenschiene die richtige ist, können Schutzgeräte an jeder Stelle der FlexLine-Phasenschiene beliebig kombiniert aufgesteckt und auch wieder aus dem Ver-bund entnommen werden, da die Phasenfolge immer gleich ist.
Alle oberen Klemmen sind steckbar und frei zugänglich, sodass die Verdrahtung und Zugprüfung bequem durchgeführt werden können, ohne in den Zwischenraum zweier Hutschienen greifen zu müssen. Das Öffnen der Klemme ist selbst mit einem Stift möglich. Um die Arbeit von Installateuren noch effizienter zu machen, bietet ABB die beliebten Stromkreis-verteiler AK600 und UK600 nun auch in bestückten und vorverdrahteten Varianten an. Erhältlich sind diese Komplettverteiler in einer 4-reihigen Ausführung mit FI und LS oder in einer platzsparenden 3-reihigen Variante mit FI/LS-Kombination.
Alle Stromkreisverteiler verfügen zudem zum Schutz vor Überspannungen über einen 4-poligen Überspannungsableiter Typ 2 und beinhalten eine Hauptleitungsabzweigklemme. Die FI-, LS- sowie FI/LS-Varianten sind jeweils über Phasenschienen miteinander verbunden. Als schnelle und praktische Lösung für die Planung und Installation von Endstromkreisen eröffnen die neuen Komplettvertei-ler damit ein breites Anwendungsfeld für Renovierungen, Modernisierungen und Neuinstallationen im Wohnungsbau und in gewerblichen Anwendungen.
Flexible Lösungen für wachsende Anforderungen in Zweckbauten
Auch in gewerblichen Gebäuden stellt die steigende Energienutzung durch eine wachsende Zahl von Büro- und Informationstechnologie, HLK-Technologie, Beleuchtung und Spezialgeräten immer höhere Anforde-rungen an die Sicherheit und Verfügbarkeit elektrischer Verteilanlagen. Anders als in Wohnhäusern kommt es in Zweckbauten häufig zu funktionalen Umwidmungen von Gebäudeteilen und Änderungen der Gerätelandschaft. Um Ausfallzeiten zu minimieren und hohe Folgekosten zu vermeiden, gilt es schnell und flexibel auf solche Änderungen zu reagieren. Da Gebäudetechniker mögliche Erweiterungen nicht immer schon vorausplanen können, hat ABB das Stecksockelsystem Smissline TP entwickelt. Anders als bei Systemen mit Kammschienenverdrahtung, wo der Sammelschienenkamm immer genau zur richtigen Gerätekombination passen muss, können Geräte hier in beliebiger Reihenfolge angeordnet werden.
Dabei spielt es auch keine Rolle, ob es sich um 1-, 2-, 3- oder 4-polige Geräte handelt. Selbst Geräte unterschiedlicher Bauart mit oder ohne Hilfs- und Signalkontakt können nach Belieben berührungsgeschützt aneinandergereiht und last-frei aufgesteckt oder entfernt werden. Das spart gegenüber der herkömmlichen Montagedauer nicht nur bis zu 50 Prozent, sondern begünstigt auch eine hohe Verfügbarkeit innerhalb der Installationslandschaft, für deren Umgestaltung betroffene Bereiche gezielt angesprochen werden können.
Effiziente Kontrolle von Leistung und Sicherheit im RCCB-System
Um schnell und umfassend über Schalt- oder Störereignisse informiert zu bleiben, werden Sicherungsauto-maten in Zweckgebäuden oft mit Hilfs- und Signalkontakten kombiniert. Die Anzeige der Schaltstellung der Gerätekontakte erfolgt durch eine Hilfsschalterfunktion oder Meldung, wenn der Schutzschalter durch einen Fehler wie Überstrom oder Kurzschluss ausgelöst hat. Um sich einen aktuellen Überblick über den Zustand der Anlage zu verschaffen, muss der verantwortliche Facility Manager noch nicht einmal selbst im Gebäude anwesend sein, da diese Informationen auch per Modbus RS485-Protokoll oder KNX in ein Gebäudeleitsys-tem eingebunden werden können.
Da in Zweckbauten oft auch anspruchsvolle Technologien wie Aufzugsteuerungen, Lüftersteuerungen, Pumpen, drehzahlgesteuerte Werkzeugmaschinen oder medizinische Geräte zu finden sind, beinhaltet das um-fassende Schutzgeräte-Portfolio von ABB auch spezielle Lösungen wie kurzzeitverzögerte oder allstromsensitive Fehlerstromschutzschalter. Eine clevere Lösung stellen darüber hinaus Fehlerstrom-Schutzschalter mit automatischer Prüffunktion dar. So verfügt die Baureihe F-ARI Test über eine automatische Wiedereinschaltungseinheit, die den RCCB wieder schließt, sofern es sich nicht um eine permanente Störung handelt und so beispielsweise den Weiterbetrieb von Kühlaggregaten sicherstellt.
Auch die langwierige Planung von Stromabschaltungen zur Einhaltung der Prüfintervalle gemäß OVE EN 61008-1 entfällt mit den F-ATI-/F-ARI-Geräten, da die Prüfung der FI-Schutzschalter automatisch und unterbrechungsfrei alle 28 Tage erfolgt. Über Modbus lassen sich die Tests mit Hilfe der Kommunikationseinheit ARBus auch aus der Ferne anstoßen. Um die Systemleistung und Sicherheit des gesamten RCCB-Systems zu überwachen, können zudem die Ergebnisse aller Schaltkreise gesammelt und so die Bedienung durch das Wartungspersonal auf ein Mi-nimum reduziert werden.