Vorherrschende geopolitische Spannungen beschäftigen die Menschen in Deutschland auch, wenn es um ein auf den ersten Blick unpolitisches Freizeitvergnügen geht. Ab dem 14. Juni werden die 24 qualifizierten Teams nach dem Anpfiff des Eröffnungsspiels die EM-Endrunde bestreiten. Bereits heute jedoch steht die Sicherheit dieses Großereignisses nicht nur bei Organisationsteam und Sicherheitsbehörden ganz oben auf der Agenda. Die breite Öffentlichkeit blickt ebenfalls mit einem geschärften Bewusstsein für die Gefahren von Cyber-Attacken auf das neben den Olympischen Spielen in Paris reichweitenstärkste Sportereignis auf dem europäischen Kontinent.
Ein Szenario, in dem besonderes Bedrohungspotenzial gesehen wird, ist laut den Ergebnissen des repräsentativen Panels der über das Meinungsforschungsinstitut YouGov durchgeführten Umfrage eine unbefugte Kenntnisnahme sicherheitskritischer Informationen. Hierzu zählen beispielsweise Angriffe auf die militärische IT-Infrastruktur. Für 33 Prozent der Befragten wäre dieses eines der drei gefährlichsten Szenarien beim Thema Cyber-Attacken während der EM.
Eine Beeinträchtigung der öffentlichen Versorgung, beispielsweise beim Angriff auf die IT-Systeme deutscher Energieversorger oder der Lebensmittelindustrie, wird von 30 Prozent befürchtet. Spionage in öffentlichen Gebäuden, zum Beispiel durch Abhören des Datenverkehrs von Bundesbeamten und Politikern, folgt in der Auflistung der von der Öffentlichkeit befürchteten potenziellen Cyber-Attacken-Szenarien (29 Prozent).
Desinformation im digitalen Raum: gesellschaftliche Spaltung?
Ebenfalls als relevante Bedrohung eingeschätzt (31 Prozent) wird die Beeinflussung der öffentlichen Meinungsbildung mit dem Ziel der gesellschaftlichen Spaltung und der Destabilisierung des demokratischen Diskurses.
Hybride Attacken als Bedrohungsszenarien sind dabei längst im Bewusstsein der Öffentlichkeit präsent. Immer wieder konnten insbesondere in den letzten gut zwei Jahren bewusste Falschinformationen mit außenpolitischem Fokus aufgedeckt werden. Wie gezielt staatliche oder staatsnahe Medien von außen an der Diskreditierung innenpolitischer Akteurinnen und Akteure arbeiten, zeigte und zeigt sich jedoch schon länger durch die zahlreichen Verschwörungstheorien in sozialen Netzwerken und auf Videoplattformen.
Leistungsfähige Security spielt bei der Reputation von Unternehmen eine Rolle
Cyber Security mag für die Wirtschaft zunächst mit umfassenden Investitionen verbunden sein. Denn Unternehmen, die auf resiliente IT-Infrastrukturen und geschulte Beschäftigte setzen, bringen entsprechende Lösungen mittel- und langfristig allerdings Profite. Für über die Hälfte der Deutschen (56 Prozent) spielt die empfundene Cyber-Resilienz eines Unternehmens bei der Kaufentscheidung eine (eher) entscheidende Rolle, wie die Ergebnisse der Umfrage ebenfalls verdeutlichen. Die nun vorliegenden Zahlen liefern zudem Anhaltspunkte dafür, dass die Reputation und die Marke eng mit der empfunden Cyber-Sicherheit des Unternehmens verknüpft sind.
„Die Bedrohung im Cyber-Raum war im Jahr 2023 so hoch wie nie zuvor, wie der Bericht zur Lage der IT-Sicherheit in Deutschland des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) feststellte. Insbesondere Ransomware bleibt eine ernsthafte Gefahr. Dabei hat sich das Angriffsziel verlagert: Nicht mehr nur große zahlungskräftige Unternehmen stehen im Fokus, sondern zunehmend auch kleine und mittlere Organisationen sowie staatliche Institutionen und Kommunen. Cyber-Angriffe auf Kommunalverwaltungen und kommunale Betriebe können sich unmittelbar auf die Bürgerinnen und Bürger auswirken, indem bürgernahe Dienstleistungen vorübergehend nicht verfügbar sind oder persönliche Daten in die Hände von Kriminellen gelangen“, konstatiert Roland Ehlies, Partner für Cyber Security bei BearingPoint.
Datenschutz ist längst en vogue – mit Implikationen für Unternehmen
Datenschutz und das Verhältnis von Unternehmen zum Thema Datenschutz sind Faktoren, die inzwischen für über die Hälfte der Deutschen wichtig sind. Vorbei scheinen die Zeiten, in denen Nutzende wenig Sensibilisierung für die persönlichen Daten im digitalen Raum hatten. Entsprechend stimmen 57 Prozent der eigentlich preissensiblen Deutschen der Aussage zu, der günstigere Preis würde für sie keine Rolle spielen, wenn die Einsparung auf Kosten der Sicherheit gehen würde und etwa bei Datenlecks persönliche Informationen an die Öffentlichkeit gelangen würden.
„Die Reputation und die Marke eines Unternehmens sind inzwischen eng mit der wahrgenommenen Cyber-Sicherheit verknüpft. Unternehmen müssen daher in Cyber Security investieren, um ihre Reputation zu schützen und das Vertrauen ihrer Kunden zu behalten“, so Gerrit Aufderheide, Partner für Cyber Security bei BearingPoint.
Omnipräsente Bedrohung ist längst im Bewusstsein angekommen
Das generelle Fazit zu einem höchstaktuellen und sensiblen Thema bietet sowohl Schatten als auch Licht. Beinahe jeder Zweite in Deutschland (49 Prozent) hat bereits von einem Angriff auf ein Unternehmen gehört und war dadurch beunruhigt. Konstatiert werden kann also trotz der Gefährdungseinschätzung durch die Öffentlichkeit ein entwickeltes Bewusstsein für die neuen Gefahren und Akzeptanz und Wertschätzung für wirkungsvolle Präventionsmaßnahmen im Unternehmensumfeld.
Über die Umfrage
Für die Umfrage wurden zwischen dem 3. und dem 6. Mai 2024 im Auftrag von BearingPoint 2.057 Personen durch das Meinungsforschungsinstitut YouGov befragt. Diese Stichprobe ist bevölkerungsrepräsentativ nach Alter (ab 18 Jahren), Geschlecht und Region. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die Bevölkerung ab 18 Jahren in Deutschland.