Zunehmend komplexer werdende industrielle Systeme stellen hohe Anforderungen an Steckverbinder. In Anwendungen wie der Bestückung von Leiterplatten zählt oft jeder Millimeter, häufig sind individuelle Steckverbindersysteme gefragt. Das war auch bei einem Anbieter von Komplettlösungen für die Elektrotechnik- und IT-Branche der Fall.
„Das Unternehmen hat uns als Steckverbinderspezialist angefragt, ob wir einen unserer kleinsten Steckverbinder für seine Applikation anbieten können“, sagt Guido Werner, Produktmanager bei Binder. „Nach Durchsicht der Anforderungen war schnell klar, dass nur eine gewinkelte Variante infrage kommt. Diese hatten wir bis dato nicht im Portfolio. Das führte zu einer Neuentwicklung, die inzwischen auch bei anderen Kunden auf Interesse gestoßen ist. Daher werden wir die gewinkelten M5-Flanschteile bald in unser Standardportfolio aufzunehmen.“
Herausfordernde Produktentwicklung
Die gewinkelten M5-Flanschteile bilden eine zentrale Komponente im Steckverbindersystem, das mechanische und elektrische Verbindungen in beengten Räumen ermöglicht. Sie eignen sich insbesondere dort, wo Platzmangel eine zentrale Herausforderung darstellt, wobei die Einsatzgebiete teils sehr individuell und die Lösungen dementsprechend maßgeschneidert sein müssen. Zu den typischen Anwendungsbereichen zählen die industrielle Kameratechnik, Sensoren für die Automatisierung, Analysegeräte, Cobots und Drohnen.
Die Entwicklung des Flanschteils war dabei an mehreren Stellen kompliziert. „Eine abgewinkelte Version unseres Flanschteils in Baugröße M5 ist an sich schon eine konstruktive Herausforderung. Dazu kam die Kundenanforderung, die Bauteilabmessung auf maximal 7,5 mm x 7,5 mm zu reduzieren, damit möglichst viele Teile nebeneinander auf der Leiterplatte platziert werden können“, erklärt Werner. „Dabei stößt man auch an geometrische Grenzen wie Wandstärken und Luft- und Kriechstrecken. Hinzu kommt die Materialauswahl.“
So seien für die Flanschteile unter anderem neue Kontakte und ein neues Gehäuse notwendig gewesen. Auch neue Fertigungshilfsmittel hätten hergestellt werden müssen, um die gewinkelten Flanschteile in Serie prozesssicher produzieren zu können. „Doch der Aufwand war es wert“, sagt Werner. „Am Ende steht ein erfolgreich realisiertes und qualitativ hochwertiges Bauteil.“
Zwei besondere Eigenschaften
Eine weitere Besonderheit der Flanschteile ist mit bloßem Auge kaum zu erkennen: Es handelt sich um die gespreizten Positionierpins, die in der Leiterplatte schon vor dem Verlöten für einen Verdrehschutz sorgen sollen. Auch ein tiefer liegender O-Ring, der eine zuverlässige Abdichtung zum Gehäuse erlaubt, zählt zu den Kernmerkmalen. Er wird beim Anschluss des Flanschteils bis zum Anschlag am Gehäuse definiert verdichtet. Eine Zerstörung des Rings durch zu starkes Anziehen soll somit von vornherein ausgeschlossen werden.