Die Druck- und Papierindustrie hat 2011 ihr selbst gestecktes Wachstumsziel erreicht, sieht sich aber weiterhin in einem durch konjunkturelle und strukturelle Schwankungen verursachten schwierigen Geschäftsumfeld. Das Umsatzplus lag im vorigen Jahr bei den angestrebten fünf Prozent. Im laufenden Jahr rechnet die Branche mit einem Wachstum zwischen null und fünf Prozent. „Die ganze Branche wartet mit Spannung auf die Drupa“, sagte Markus Heering, Geschäftsführer des Fachverbandes Druck- und Papiertechnik im VDMA, auf einer Pressekonferenz in Frankfurt Mitte April. Von der alle vier Jahre stattfindenden Messe erhoffen sich die deutschen Aussteller die Auflösung des durch die Finanzkrisen der vergangenen Jahre verursachten Investitionsstaus. „Die unsichere konjunkturelle Lage hat das Investitionsverhalten der Kunden gebremst“, sagte Heering.Von Dezember 2011 bis Februar 2012 verzeichnete die Branche beim Auftragseingang ein Minus von elf Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Damit bewegt sich die Druck- und Papiertechnik im Einklang mit der Entwicklung des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus insgesamt. Positiv entwickelt sich die Kapazitätsauslastung. Sie lag im Januar bei 83,2Prozent. „Seit dem historischen Tiefststand Ende 2009 von 57,6Prozent ist diese Kennziffer kontinuierlich gestiegen“, sagte Heering. Mit dem aktuellen Wert bewegt sich die Kapazitätsauslastung im mittleren Bereich aller Maschinenbaubranchen.Die Zurückhaltung bei Investitionen in neue Maschinen ist auch eine Konsequenz der strukturellen Veränderungen in der Druckbranche. Mit dem Einzug elektronischer Medien ist in vielen Industrieländern der Publikationsdruck geschrumpft. Ganz besonders deutlich ist das in den USA der Fall, aber auch in Westeuropa ist dieser Trend erkennbar. In der Folge sind viele Druckereien vom Markt verschwunden, andere haben sich zu größeren Einheiten zusammengeschlossen. Damit ist die Zahl der Kunden für die Druckmaschinenbranche insgesamt geschrumpft. Die deutsche Druck-und Papiertechnik stellt sich auf die veränderten Marktanforderungen ein. Für Kunden mit wenig Investitionsspielraum bieten sie zunehmend preisgünstigere Standardmaschinen an. Diese haben zwar einen niedrigeren Automatisierungsgrad, sind aber qualitativ hochwertig und heben sich so weiterhin von der Konkurrenz, zum Beispiel aus China, ab. Für hohe Ansprüche entwickeln die Hersteller komplette Druckmaschinenprozesse, die auch die Veredlung und die Druckmaterialien mit einschließen. Zwar ist die Zahl der Kunden für die Druckindustrie zurückgegangen. Das Druckvolumen ist in den vergangenen Jahren weltweit jedoch gestiegen, hauptsächlich durch das Wachstum in den Schwellenländern Asiens und Südamerikas. China ist inzwischen zum weltgrößten Markt für Druckprodukte geworden. Das spiegelt sich auch in den deutschen Exporten wider, die 2011 erstmals die Milliardenmarke überschritten. Nach China rangiert der nächstgrößte Markt USA mit 422Millionen Euro weit dahinter auf Platz zwei. „Die USA waren bis 2009 der größte Exportmarkt für unsere Branche. Nach dem drastischen Einbruch dort rechnen wir inzwischen aber mit einer leichten Belebung“, sagte Heering.
Weltmarktführerschaft verteidigt
Die führende Stellung der deutschen Drucktechnik in der Welt ist durch die Wirtschaftskrisen der jüngeren Vergangenheit nicht gefährdet worden. Nach den neuesten VDMA-Zahlen hatten die Bogenoffsetdruckmaschinen der heimischen Hersteller 2011 einen Anteil am Welthandel von 57,2 Prozent. Japan als nächstgrößtes Exportland folgte mit großem Abstand und erreichte 18,6Prozent. Dahinter rangierten die USA, Großbritannien und Österreich. �?hnlich deutlich sieht es bei Rollenoffsetdruckmaschinen aus, die vor allem im Zeitungsdruck eingesetzt werden. Hier betrug der deutsche Weltmarktanteil 38,3Prozent. Auf Platz zwei folgte die USA mit 12,4Prozent Marktanteil. Dahinter lagen Japan, Frankreich und die Niederlande mit Anteilen im einstelligen Prozentbereich. Beim Flexodruck, der vor allem beim Bedrucken von Verpackungen angewendet wird, lag der deutsche Exportanteil bei 32,6Prozent. Italien kam den deutschen Marktführern hier mit einem Marktanteil von 14,2Prozent am nächsten.