Mobility 2.0: Modellregionen, Leuchttürme, IKT-Projekte - es wird viel getan für Forschung und Entwicklung der Elektromobilität in Deutschland. Wo sehen Sie greifbare Erfolge?
Dr. Peter Ramsauer: Elektromobilität ist ein wichtiger Baustein für zukunftsfähige, nachhaltige Mobilität. Sie darf aber nicht in Konkurrenz zu anderen klimafreundlichen Transportmitteln stehen. Daher fokussieren wir uns in den Förderprogrammen auf die Verknüpfung von Elektromobilität mit dem ÖPNV sowie auf die Erprobung neuer Mobilitätskonzepte wie öffentliche Fahrzeugverleihsysteme. In den Modellregionen haben wir in über 200Projekten wichtige Erkenntnisse gewinnen können. Außerdem konnten wir den Nutzern die Einsatzmöglichkeiten von E-Fahrzeugen nahebringen, um eine Akzeptanz für diese Zukunftstechnologien zu schaffen. Insgesamt wurden dort rund 2500Fahrzeuge eingesetzt: Zweiräder, Hybridbusse, Pkw, Schienenfahrzeuge Nutzfahrzeuge und leichte Lkw. Gleichzeitig wurde und wird der Aufbau einer Infrastruktur angegangen. Diese Projekte gehen teilweise in den Schaufenstern auf. Neue Vorhaben konnten bereits Ende 2012 starten. Erfolgversprechende Ansätze werden weiter gefördert, die Industrie entwickelt das Angebot weiter. Außerdem sorgen wir mit unserem Regierungsprogramm für gute Rahmenbedingungen. Wir haben die Steuerbefreiung für Nullemissionsfahrzeuge für zehn Jahre verabschiedet. Der Nachteilsausgleich für die Besteuerung von elektrisch betriebenen Dienstfahrzeugen kommt in Kürze. Und wir bleiben am Ball.
Während in Deutschland die „Schaufenster“ anlaufen, liefern ausländische Hersteller schon Serienfahrzeuge. Verspielt die deutsche Autoindustrie die Chancen?
Nein, Deutschland ist hier auf einem sehr guten Weg. Die Hersteller arbeiten an attraktiven Modellen, die die Kunden überzeugen werden. Das lässt sich nicht von jetzt auf gleich lösen. Ich bin sicher, dass Deutschland als wichtiger Exporteur hochwertiger Fahrzeuge auch in der Elektromobilität weltweit interessante Fahrzeuge anbieten wird, die sich durchsetzen.
Erste batterieelektrische Autos sind seit Monaten zu haben, finden aber angesichts hoher Kosten kaum Käufer. Wann kommt die Kaufprämie für E-Fahrzeuge?
Kaufprämien bringen in der jetzigen Phase nichts. Es ist nicht sinnvoll, mit deutschem Steuergeld den Fahrzeugabsatz vorwiegend ausländischer Hersteller anzukurbeln. Der Staat kann günstige Rahmenbedingungen schaffen und dabei unterstützen, Innovationen und Nachfrage zu fördern, er kann und will Forschung und Marktentwicklung aber nicht bestimmen. Die Bundesregierung unterstützt deshalb vor allem die heimische Industrie bei Forschung und Entwicklung, etwa zur Verbesserung der Ladekapazität und Verkürzung der Ladedauer bei Batterien. Außerdem setzen wir Anreize für die Bürger. Ich gehe davon aus, dass dadurch in den nächsten Jahren eine zusätzliche Dynamik in Gang kommt und attraktive deutsche Modelle die Kunden überzeugen werden.
Halten Sie angesichts der schleppenden Marktentwicklung die Prognose von einer Million Elektrofahrzeuge 2020 aufrecht und - falls ja - wird es sich dabei hauptsächlich um Hybridfahrzeuge handeln?
Deutschland soll Leitanbieter und Leitmarkt für Elektromobilität werden. Dafür benötigen wir einen langen Atem. Deshalb ist es richtig, dass wir uns mit 1Mio. Elektrofahrzeuge bis 2020 ein anspruchsvolles Ziel setzen. Darin sind sicherlich neben reinen batterieelektrischen Fahrzeugen auch Fahrzeuge mit Wasserstoff und Brennstoffzelle und als Brückentechnologie „Range-Extender“ und „Plug-in-hybride“ enthalten. Das Angebot an E-Fahrzeugen kann nicht von heute auf morgen entstehen. Das gleiche gilt für die Akzeptanz. Daher rechnen wir nicht mit einem linearen Anstieg der Fahrzeugzahlen, sondern eher mit einer exponentiellen Verbreitung nach der Marktvorbereitungsphase. Bis 2015 werden die deutschen Hersteller mit 15 neuen Modellen auf den Markt kommen.