Bis Ende 2014 - so die Angaben des VDA - sollen allein 16 Serienfahrzeuge aus deutscher Produktion auf den Markt kommen. Die Hersteller arbeiten in der derzeitigen Marktvorbereitungsphase mit Hochdruck daran, entsprechende Dienstleistungen für ihren Marktstart in die Elektromobilität sowie in ihre E-Marken- und Marketingstrategie zu integrieren, um die Fahrzeuge für Käufer attraktiv zu machen. Automobilhersteller müssen dabei den Endkunden zufriedenstellen - in unterschiedlichen Ländern mit sehr unterschiedlichen technischen Gegebenheiten, Gewohnheiten und Erwartungen.
Dabei reicht die Wertschöpfungskette beim Auto von der Entwicklung und Produktion der Fahrzeuge über Marketing und Sales bis zu After-Sales und Instandhaltung. Während für die konventionellen Fahrzeuge die Kraftstoffhersteller von der Ölförderung, über Raffinerien und das eigene Tankstellennetz die vollständige Wertschöpfung bei den Betriebsstoffen wie Öl und Benzin in der Hand halten, wird es in der Elektromobilität diese Trennung von Auto und Energie sowie der Tankstelle nicht mehr geben. Der Bedarf der Automobilhersteller liegt hier bei der professionellen Ladestation, die als technisches Commodity-Produkt künftig Teil der Serienausstattung der Elektrofahrzeuge sein wird.
Infrastruktur daheim und in der Welt
Die "Energiequelle" sowohl für PHEV (Plugin Hybrid Electric Vehicle) als auch BEV (Battery Electric Vehicle) ist die Garage zuhause, der Parkplatz beim Arbeitgeber oder der Betriebshof. Ein europaweit einheitliches Energiepaket müsste länderübergreifend Leistungen wie Montage, Information, Abrechnung und Qualitätssicherung, Software-Plattformen und Händlerschulungen umfassen. Darüber hinaus müssen Anbieter europaweit die üblichen Ladeleistungen kennen, die Spezifika der Stromnetze einschließlich Genehmigungsprozesse sowie sprachliche und kulturelle Besonderheiten beachten.
Da der überwiegende Teil der Fahrzeuge weniger als 150 km Fahrleistung pro Tag absolviert, sind kostengünstige Ladelösungen im halböffentlichen und privaten Raum wichtiger als eine umfassende öffentliche Ladeinfrastruktur. Bei Auswahl und Montage der Ladestation sind folgende Kriterien zu beachten:
�?� Klären der Kundenanforderungen an die Ladelösung (Dauer, Häufigkeit)
�?� Abwägung zwischen Leistungsfähigkeit und Kosten ausgehend von den technischen Gegebenheiten beim Kunden
�?� Erfüllen aller landesspezifischen Standards der Elektro-installation
Bei halböffentlichen Ladeinfrastrukturen (Autohäuser, Tiefgaragen, Firmenparkplätze) sind Ladezeiten zwischen einer und sechs Stunden üblich. Eine Authentifizierung oder Verriegelung ist je nach Zugangsmöglichkeit und Kontroll-anforderungen notwendig, eine Abrechnung üblicherweise nicht.
Es bieten sich zweckmäßige Ladesäulen oder Wallboxen mit Ladeleistungen von 3,7 bis 22 kW an, je nach Beschaffenheit der vorhandenen Strominstallation. Das hält die Kosten in einem überschaubaren Rahmen. Seit 2012 setzt sich der Typ-2-Stecker durch, der jetzt auch europäischer Standard ist. Er erlaubt Leistungen bis 22 oder auch 43 kW, Laden an Wechselstrom und deckt damit alle alltäglichen Ladeszenarien ab.
Bei privaten Ladeinfrastrukturen (Einzelgaragen, Parkplätze bei Gewerbetreibenden) ist von überwiegend langen Ladezeiten bis zu sechs Stunden auszugehen. Bei Bedarf sind auch mittlere Ladezeiten möglich. Eine Authentifizierung ist dabei nicht erforderlich - unter Umständen kann die Ladestation mit einem Schlüsselschalter oder per Smartphone verriegelt werden. Da die Ladestation direkt an den Stromanschluss des Nutzers angeschlossen wird, entfällt die Abrechnung. Geeignet sind Wallboxen mit geringer Baugröße und 3,7, 11 oder 22 kW Ladeleistung.
Sicheres und gesteuertes Laden
All das müssen die Automobilhersteller in der Marktvorbereitungsphase bedenken. Welche Ladelösungen bieten sie mit ihrem Auto an? Welche Bedürfnisse hat der Kunde? Was sind die Anforderungen in unterschiedlichen Ländern? Dienstleister stehen beratend zur Seite, um diese Fragen zu klären, und bieten außerdem heute schon in Kooperation mit Autoherstellern den Service des "sicheren Anschlusses" an. Dieser umfasst neben der Ladestation auch den Installations-Check und die Montage. Gerade im Rahmen einer erweiterten Produkthaftung sollten OEMs eine sichere Ladelösung anbieten.
Der sichere Anschluss mit einer leistungsfähigen Ladestation ist das Tor zu einer erweiterten Rolle des Elektroautos als Energiespeicher: Fahrzeugbatterien, die als Stromspeicher fungieren, könnten künftig die Effizienz des Stromnetzes verbessern, indem sie aus regenerativen Quellen erzeugten Strom zwischenspeichern, bis er gebraucht wird. Bei der Nutzung der Speichereigenschaften der Batterien zur Rückspeisung von Ener-gie in das Netz (Vehicle to Grid) kommt dem Fahrzeugnutzer eine aktive Rolle zu. Er gibt einen Zeitpunkt vor, an dem das Fahrzeug zur Verfügung stehen soll. Dazu werden die Ladezeiten und ein zeitabhängiger Stromtarif aufeinander abgestimmt und optimiert. Durch gesteuertes Laden und den Einsatz der Batterie im Auto als Stromspeicher kann der Kunde seine Stromkosten für das E-Fahrzeug bis auf null senken.
Flächendeckender Ausbau der Infrastruktur
Bevor das Elektroauto als Speicher und Schnittstelle zwischen erneuerbaren Energien, Smart Grid und Elektromobilität genutzt werden kann, müssen flächendeckend elektronische Zähler verbaut werden. Weitere Voraussetzung ist ein intelligentes Kommunikationsnetz, über das die Steuerung der Ladestationen erfolgen kann.
Es ist zu erwarten, dass Fahrer von Elektrofahrzeugen tendenziell auf eine nachhaltige Energieversorgung ihres Fahrzeugs und ihres Hauses setzen werden. Dazu bieten sich neben Ökostrom-Tarifen und -Zertifikaten auch private Photovoltaik- und Windenergie-Anlagen von Dienstleistern an.