„Wir sind sieben Mann in der Instandhaltung und haben von Montag bis Freitag eine 24-Stunden-Bereitschaft“, erläutert Lutz Kastka, Betriebsleiter der Osterhusumer Meierei Witzwort das Problem, vor dem das Unternehmen stand. Dennoch könne nicht immer ein Mann mit der absoluten Kernkompetenz für ein bestimmtes Fachgebiet, wie etwa der Messtechnik, vor Ort sein. „Unser Ziel, eine hohe und im Notfall eine schnelle Wiederherstellung der Verfügbarkeit unserer Anlage sicherzustellen, wird nun durch eine transparente und durchgehende Informationsstruktur maßgeblich unterstützt“, sagt er nicht ganz ohne Stolz auf die neue Systemlandschaft. Und das zu Recht – gelten Milchverarbeitungsbetriebe doch eher als konservativ in der Lebensmittelbranche. Doch die Turbulenzen auf dem globalen Milchmarkt und der Kampf beim Absatz von Milchprodukten wie etwa Milchpulver und Handelsmarken haben zu einem Hinterfragen etablierter Prozesse geführt und zwingen auch diese Unternehmen zu „smarten“ Ansätzen, um ihre Kostenstrukturen niedrig zu halten. Ziel war es daher, effiziente Prozesse und effektive Strukturen zu schaffen.
Milchtradition bewahrt
Welche rasante Entwicklung die Osterhusumer Meierei Witzwort vor sich hatte, ahnten die Bauern der Region um Witzwort wohl kaum, als sie im Jahr 1894 den Grundstein zum heutigen Unternehmen legten. Das Unternehmen wandelte sich schnell zu einer großen Meierei und musste sich im Laufe der Jahre stetig technisch weiter entwickeln. Auch durch Schicksalsschläge, wie das Großfeuer im September 2007, welches große Teile der Produktion vernichtete, erfand sich das Unternehmen immer wieder aufs Neue. Man führte trotz des Rückschlages die Geschäfte uneingeschränkt weiter.
Der Milchverarbeitungsbetrieb gilt heute als eine der modernsten Meiereien Europas. Der Anspruch des Unternehmens ist dabei nicht gerade niedrig: Der moderne Produktionsbetrieb will seinen Kunden gleich bleibende Qualität der Produkte bieten und muss dabei strenge lebensmittel- und hygienerechtliche Vorgaben bei der Verarbeitung von großen Mengen an Milch erfüllen. Dies geht nicht ohne konsequentes und permanentes Streben nach Verbesserung.
„Mit dem Wiederaufbau des Unternehmens wollten wir auch IT-seitig eine neue moderne ERP-Landschaft schaffen“, begründet Alf Nielsen, hauseigener Systemadministrator, und ergänzt: „Hierzu haben wir uns an das Softwarehaus CSB gewandt, die uns eine auf das Unternehmen angepasste Software anboten. Diese umfasst nicht nur die allgemeine Abbildung von Geschäftsprozessen, sondern auch die Einbindung aller Aktivitäten und Informationen rund um die Instandhaltung.“ Nielsen verweist in einer Demonstration auf die gelungene Einbindung der Instandhaltung: „Durch den Fokus auf das Thema Transparenz im Bereich der Instandhaltung konnten wir eine klare Zielformulierung finden: ein effektives und gleichzeitig effizientes Wissensmanagement.“ Ab diesem Zeitpunkt fanden die ersten Gespräche zwischen der Osterhusumer Meierei und Endress+Hauser statt, um die Herausforderungen des Vorhabens klar herauszustellen.
Moderne Anlagenwartung
Im Wesentlichen handelte es sich hierbei um die Aufnahme sämtlicher relevanten Anlagenteile für eine vollständig digitale Darstellung der Anlage in den Systemen sowie die durchgehende Verlinkung vom eigenen ERP- und Instandhaltungsmanagementsystem CSB in die Endress+Hauser W@M Portal-Datenbank. Hierzu unterstützte das Unternehmen mit einem spezialisierten Techniker durch ein vor Ort durchgeführtes Installed Base Audit das Aufsetzen eines Endress+Hauser W@M Portals und die Datenintegration aller Informationen aus dem Audit zu den bereits vorhandenen Daten aus der internen Endress+Hauser-Datenbank mit finaler Darstellung im W@M Portal. Hinzu kam die Unterstützung der IT und des Softwarehauses CSB bei der passenden Verlinkung der Instandhaltungssoftwaresystems CSB mit dem W@M Portal auf Basis der in beiden Systemen geführten TAG-Nummer.
Insbesondere das W@M Portal von Endress+Hauser konnte im Projekt seine Stärken beweisen: Mit diesem steht nun der Osterhusumer Meierei ein leistungsstarkes Werkzeug für das Informationsmanagement über den gesamten Lebenszyklus der Geräte zur Verfügung. Über die Zuordnung der individuellen Seriennummer des Gerätes zur installationsseitig vergebenen TAG-Nummer stellt Endress+Hauser alle Informationen vom Beschaffungsvorgang über die Installation und Inbetriebnahme bis zur Betriebsphase und Instandhaltung zur Verfügung. So finden sich unter den einzelnen Geräten Ersatzteile und Ersatzteillisten zu Endress+Hauser-Geräten. Explosionsdarstellungen helfen dabei, schnell und einfach die richtigen Teile zu identifizieren. In einem Logbuch können zusätzliche Ereignisse für ein Gerät wie etwa ein Reparatur-, Wartungs- oder Kalibrierereignis abgespeichert werden.
Unterstützung des gesamten Lebenszyklus
Falls Endress+Hauser ein Messgerät in Betrieb nimmt, repariert oder kalibriert, wird dieses Ereignis automatisch protokolliert. Für alle Produkte von Endress+Hauser steht der komplette Dokumentationssatz zur Verfügung. Praktisch: Sobald ein Messgerät physisch geliefert wird, befindet es sich auch als digitale Version im Portal und kann in der digitalen Abbildung der Anlage an den Einbauort verschoben werden.
Des Weiteren lassen sich jederzeit wichtige Dokumente (zum Beispiel CAD-Zeichnungen, Bescheinigungen, Prüfberichte) anhängen. Mit einem einzigen Klick können die Betreiber auch ein Dokument allen Geräten desselben Typs zuweisen. Für die Verfügbarkeit der Daten zeichnet Endress+Hauser verantwortlich. Per E-Mail erhält die Meierei automatisch Hinweise auf neue Informationen wie Serviceberichte, neue Kalibrierscheine oder Ablösungen von Messgeräten durch neue Modelle.
Umfangreiche Datenbank jederzeit zugreifbar
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Von null auf hundert wurde aus „wenig und dezentral“ ein „perfektes, zentrales System“ geschaffen – ohne großen finanziellen Aufwand. Damit haben die beteiligten Partner eine umfangreiche Wissensdatenbank für die Instandhaltung geschaffen, die sich nicht nur regelmäßig fortschreibt, sondern die auch jederzeit Zugriff auf sämtliche relevanten Daten bietet und somit allen Nutzern der Anlage die nötigen Informationen bereitstellt.
Ab diesem Zeitpunkt bedarf es somit keines Aufwands mehr für Pflege von wichtigen Dokumentationen, wie beispielsweise Bedienungsanleitungen, technischen Informationen und Kalibierzertifikaten für die regelmäßig stattfindenden Audits.
„Nicht nur, dass wir in der Instandhaltung nun sehr einfach eine schnelle Verfügbarkeit im Störfall sicherstellen können, selbst wenn mal nicht der Experte für ein Bereich wie Messgeräte, Ventile oder Pumpen ist“, bekräftigt Kim Christiansen, Mitarbeiter in der Instandhaltung erfreut. „Alle Parameter haben wir im System zentral hinterlegt. Für Audits sind in wenigen Schritten alle wichtigen Dokumente verfügbar. Zudem sind meine Wege in der täglichen Instandhaltung, aber auch bei einem Störfall deutlich reduziert. An die richtige Information zu kommen ist um ein vielfaches einfacher geworden.“
Christiansen sagt lachend zu seinen Vorgesetzten Kastka: „Wir sind nun auch bestens für das mobile Instandhaltungsmanagement gerüstet – es fehlen nur noch die Tablets.“ „Die kommen“, entgegnet Kastka sofort und ergänzt: „Wir wollen uns ja stetig weiterentwickeln – ganz der Tradition verpflichtet.“