Beliebt ist er bei Patienten nicht gerade: der Beipackzettel. Doch mit ihm erfüllt die Pharmaindustrie gesetzliche Vorgaben und liefert wichtige Produktinformationen. Mehr als eine halbe Milliarde Leaflets produziert die ungarische Offsetdruckerei Pharmaprint, außerdem Inserts und Booklets in vielen Tausend Varianten. Zu ihren Spezialitäten gehört die Verarbeitung von besonders dünnem Papier, das mit modernsten Maschinen bedruckt und gefalzt wird. Spitzenprodukt ist das B2-formatige (343x630 mm), in 7x4 cm gefalzte und mit einem Verschlussetikett versehende Leaflet von 37g/m 2. Druck- und Falztests mit einem ultradünnen Papier verliefen ebenfalls erfolgreich. Bei diesen „Federgewichten“ spart PharmaPrint mehr als 30 Prozent Papier ein. Der Offsetspezialist garantiert auch hier einen beidseitigen, nicht durchscheinenden Druck. PharmaPrint wurde 1993 in Debrecen, Ungarn, gegründet. Seither konzentriert sich das Unternehmen auf die Erfüllung der hohen Anforderungen der pharmazeutischen Industrie an ihre Verpackungsprodukte. Wichtigstes internes Ziel ist die reklamationsfreie Dienstleistung. Um diese zu erreichen, hat PharmaPrint ein europaweit einzigartiges Qualitätssicherungssystem aufgebaut. Zudem legt das Unternehmen Wert auf einen modernen Herstellungsprozess, der den Hygieneanforderungen der pharmazeutischen Industrie Rechnung trägt. „Unabhängige Kontrollen haben die besonders hohen Reinheitsstandards unserer Beipackzettel bestätigt“, berichtet Geschäftsführerin Dr. Erika Karancsi. Damit die Packungsbeilagen beim Einlegen in die Medikamentenpackung nicht aufspringen, werden die offenen Papierkanten häufig mit einem Heißklebepunkt zusammen gehalten. Je dicker die Beipackzettel werden, desto eher springen sie bei diesem Verfahren auf, weswegen in diesen Fällen ein Verschlussetikett zum Einsatz kommt. Hierbei werden die gefalzten Drucksachen mit einem transparenten, circa ein Zentimeter breiten Etikett beklebt. Das Etikett ist in der Mitte mit einer Perforation als Öffnungshilfe versehen. Da sich unter der Perforation kein Kleber befindet, lässt sich die Packungsbeilage so einfach und sauber vom Verbraucher öffnen.
Dicke Beipackzettel wirtschaftlich verschließen
PharmaPrint bietet diese Kombination seit zweieinhalb Jahren mit wachsenden Volumina an. Geschäftsführerin Erika Karancsi schildert die Marktentwicklung: „Packungsbeilagen mit Verschlussetikett wurden lange Zeit vor allem auf dem amerikanischen Markt nachgefragt. Sie eignen sich vor allem für sehr dicke Beipackzettel. Seit einigen Jahren steigt aber auch in Europa das Interesse an diesem Falzprodukt, was vor allem daran liegt, dass die gesetzlichen Regularien immer umfangreicher werden, die Beipackzettel also dicker werden. Damit wächst die Notwendigkeit eines Verschlussetiketts.“ Für die Herstellung der Packungsbeilagen mit Verschlussetikett setzt PharmaPrint eine Falzmaschine von Herzog + Heymann sowie den Transportbandetikettierer MR393 von Multivac ein. Der Maschinenbauer Herzog + Heymann kooperiert bereits seit circa zehn Jahren mit Multivac Marking & Inspection, da das Unternehmen zu den wenigen Anbietern gehört, die einen Verschlussetikettierer im Portfolio haben. Der Transportbandetikettierer MR393 wurde speziell für das schnelle und wirtschaftliche Verschließen von gefalzten oder gehefteten Papierprodukten entwickelt. Udo Kästing von Multivac erläutert seine Funktionsweise: „Die gehefteten oder gefalzten Drucksachen werden von der vorgeschalteten Falzmaschine mit der geschlossenen Seite voraus übernommen. Ein Riementransport führt sie dann zur Etikettierstation, wo ein Etikett von oben auf die unverschlossene Papierseite appliziert wird. Anschließend wird die überstehende Hälfte des Etiketts durch eine Andrückstation u-förmig nach unten umgelegt, sodass das Produkt verschlossen wird“. Die Bedienung des Etikettierers ist einfach und übersichtlich über ein Bedienterminal mit Klartextanzeige in Landessprache möglich. 2011 traten beim Aufbringen der bis dahin eingesetzten transparenten Siegeletiketten auf die gefalzten Beipackzettel immer wieder Schwierigkeiten auf: Das Trägerband, auf dem die schmalen Verschlussetiketten zur Spendekante des Etikettierers transportiert wurden, ist häufig gerissen. Zudem kam es aufgrund der hohen Produktionsgeschwindigkeit des Etikettierers von bis zu 8.000 Beilagen je Stunde vor, dass die Perforation, die dem Verbraucher als Öffnungshilfe dient, um Bruchteile eines Millimeters verrutschte und dann nicht immer exakt über der Papierkante saß. Das jedoch erschwerte dem Verbraucher das Öffnen der Packungsbeilage mit dem Fingernagel. Auf der Suche nach einem alternativen Lieferanten kontaktierte PharmaPrint auf Anraten von Herzog + Heymann den Kennzeichnungsspezialisten Multivac direkt. Er liefert zu seinen Maschinen auch das passende Etikettenmaterial und berät seine Kunden bei dessen Einsatz. „In den Etikettierern herrschen aufgrund der hohen Geschwindigkeiten, mit denen die Packungen etikettiert werden, große Zugkräfte, unter denen das schmale Trägerband zum Reißen neigt. Durch unseren hohen Anspruch an das Etikettenmaterial bieten wir unseren Kunden maximale Zuverlässigkeit bei der Etikettenverarbeitung“, erläutert Inge Walter, verantwortlich für den Etikettenvertrieb. Um die Produktionssicherheit bei PharmaPrint zu erhöhen, verstärkte Multivac das Trägerband der Siegeletiketten mit einer zusätzlichen Folie. Dadurch wurde die Reißfestigkeit auch bei dem verwendeten schmalen Etikettenband erhöht. Außerdem wurden die Verschlussetiketten dreifach perforiert, damit immer zumindest eine der Perforationslinien genau über der Papierkante liegt. Die Lösung kam bei PharmaPrint gut an. 2012 wurden 3,7 Millionen dieser Etiketten im ungarischen Debrecen verarbeitet. Geschäftsführerin Karancsi lobt: „Der Etikettierer und die Etiketten unterstützen unsere Arbeit zuverlässig, garantieren gleichmäßige Qualität, eine hohe Produktivität. Maschine und Verbrauchsmaterial sind perfekt aufeinander abgestimmt“.