Die Verpackungsplanung für die Bauteile neuer Fahrzeuge erfolgt in der Automobilbranche in der Regel durch externe Dienstleister, da die Hersteller sie zum Beispiel wegen fehlender Kapazitäten nicht selbst abdecken können. Die Münchener C-P-S Gruppe ist ein solcher Partner: Ihr werden alle Daten zu den Bauteilen, die verpackt werden sollen, virtuell zur Verfügung gestellt, auf dieser Basis erstellt sie Verpackungskonzepte, die wiederum aus Qualitäts- und Kostensicht bewertet und mit dem Kunden abgestimmt werden. C-P-S liefert hier eine Entscheidungsvorlage und eine Empfehlung. Bei Bedarf werden die Konzepte nochmals in einer weiteren Schleife überarbeitet.
Im Anschluss wird das ausgewählte Verpackungskonzept in der Praxis realisiert; aus dem Grobkonzept wird ein Feinkonzept und Fragen beantwortet wie: Wie werden die Teile genau aufgenommen oder wie sieht der Behälter auskonstruiert aus? Nach der Abstimmung des Feinkonzepts wird ein Prototyp gebaut, der bemustert werden muss. Für diesen Abnahmeprozess schöpft C-P-S die Möglichkeiten der Digitalisierung mit einer App und einer Datenbrille aus.
Ladungsträgerabnahme mit einer Vielzahl an Beteiligten
Für die Abnahme wird der Ladungsträger aufgebaut und von allen Beteiligten inspiziert und freigegeben bzw. notwendige Anpassungen festgelegt. Verpackungen werden abhängig von Größe, Komplexität und Material im Werk oder schon beim Lieferanten abgenommen. Auch die Handlingsgeräte für die Bauteile werden berücksichtigt. Bei Motoren benötigt man zum Beispiel Hilfen, um die Komponenten anzuheben. Die Verpackung muss so gestaltet sein, dass die Bauteile mit dem Gerät entnommen werden können.
An der Verpackungsabnahme ist entsprechend ein umfangreicher Personenkreis beteiligt: von OEM Produktion, Qualität und Versorgungsplanung, bei Stahlbehältern zusätzlich Verantwortliche für Ergonomie und Arbeitssicherheit, zudem gegebenenfalls Handlingsgeräte-Hersteller und -Planer sowie die Logistik für Transportplanung und Materialfluss. Auf Bauteilieferantenseite nehmen im Extremfall noch einmal die gleiche Anzahl an Personen teil.
Der Abnahmeprozess selbst wird in einem Protokoll festgehalten. Im herkömmlichen Prozess existiert dafür ein Word-Template. Es wird mit den Stammdaten und Teilnehmern vorausgefüllt und ausgedruckt, während der Abnahme wird es vervollständigt, Notizen händisch ergänzt und die Abnahme mit Kameras beziehungsweise dem Smartphone dokumentiert.
Das macht eine Nachbearbeitung erforderlich: Die Notizen werden in Reinschrift gebracht, die Unterschriften der Beteiligten eingescannt und die Bilder zugeordnet. Daraus wird dann das finale Protokoll erstellt. Durchschnittlich nimmt die Vorbereitung einer Abnahme etwa eine Stunde in Anspruch, die Nachbereitung kann länger dauern.
Pro Ladungsträger finden mindestens zwei dieser Abnahmen statt: eine bei der Freigabe des Prototyps, eine weitere beim Serienausfallmuster vor der Freigabe der Serienproduktion. In der Regel gibt es aber pro Behälter vier Abnahmen, bei komplexen Verpackungen noch mehr. Bei einem Fahrzeugprojekt fallen zwischen 100 und 180 Spezialbehälter an, die jeweils Abnahmen erfordern. Jedes Bauteil wie Stoßfänger, Lenkräder oder Sitze aber auch Dekorleisten oder Luftauslässe müssen bei einem neuen Modell neu geplant werden und erfordern neue Verpackungen. Die Übernahme alter ist in der Regel nur bei Facelifts möglich.
App beschleunigt den Prozess und die Protokollierung
Die C-P-S Gruppe hat die App Appceptance entwickelt, um den Prozess zu verschlanken und zu beschleunigen. Sie wurde in Deutschland und den USA getestet und ist nun im Serieneinsatz. Die App ist lauffähig auf Smartphones, Tablets oder via Webinterface auf einem Computer und hält alle Fragen vor, die durch die Abnahme führen, so dass die relevanten Punkte berücksichtigt und geprüft werden können.
Hinter jedem Prozessschritt wird sein Ergebnis notiert. Notizen und Bilder können direkt integriert und zugeordnet werden, ebenso die Verantwortlichen im Prozess. Alle Beteiligten unterzeichnen digital und mit dem Klick auf einen Button ist die Abnahme abgeschlossen. Die App erstellt automatisch das Protokoll, das in Formaten wie Word oder PDF gespeichert und versendet werden kann.
Mit der App kann nicht nur die Vorbereitung der Abnahme verkürzt werden, vor allem die Nachbereitung ist deutlich weniger arbeitsaufwändig: Hier werden rund 50 Prozent der sonst erforderlichen Zeit eingespart. Medienbrüche mit dem Übertrag von Papierdokumenten verzögern normalerweise den Prozess, diese werden mit der App verhindert: Sie macht redundante manuelle Arbeiten überflüssig und senkt so die Fehlerhäufigkeit.
Die Checklisten stellen gerade bei komplexen Abnahmen sicher, dass keine Schritte vergessen werden. Abhängig vom Material und Typ der Behälter sind zudem verschiedene Fragestellung relevant, die in der App berücksichtigt werden. Die Fragen unterscheiden sich auch bei Abnahme des Prototyps oder des Serienausfallsmusters: Ist ein Stahlbehälter projektiert, spielt bei Letzterem zum Beispiel die Qualität der Schweißnähte eine Rolle.
Mit der App lässt sich der Abnahmeprozess insgesamt schneller und effizienter abwickeln, was sich am Ende auch im Preis für den Kunden niederschlägt. Zudem wird die Disposition von Terminen unabhängig vom Teilnehmerkreis einfacher. Das Potenzial der App liegt nicht zuletzt darin, dass alle Abnahmen digital erfasst werden.
Das ermöglicht eine Analyse und eine Auswertung: wie verlaufen die Abnahmen, wo gibt es Probleme, lassen sich hier Korrelationen identifizieren? Auf dieser Datenbasis kann die Planung der Behältnisse angepasst werden: Möglicherweise kann es sinnvoll sein, Standardkonstruktionen zu überarbeiten, um sie zu verbessern und Wiederholungsabnahmen zu reduzieren.
Eine Datenbrille zur digitalen Abnahme
C-P-S hat die Abläufe der Abnahmen weiter optimiert und neben der App eine Datenbrille entwickelt, die zurzeit im Pilot-Betrieb läuft. Ihre Entstehung wurde durch Corona beschleunigt: Home Office und Lockdowns haben die Arbeitsbedingungen verändert und erschweren Abnahmen vor Ort, da auf die Zusammenkunft von Personen verzichtet werden soll. Doch gerade bei einer Abnahme stehen die Beteiligten physisch zusammen.
Schon vor Corona zeigte sich die Tendenz, dass Personen deutlich stärker in Projekte eingebunden sind, mehr unterwegs und nicht alle immer am selben Werk vor Ort verfügbar. Die Terminfindung gestaltete sich entsprechend schwierig, im Ergebnis wurden unvollständige Abnahmen durchgeführt oder im Worst Case Einzelabnahmen mit jedem Verantwortlichen gesondert.
Die Datenbrille macht das überflüssig: Über eine integrierte Kamera kann die Abnahme aus dem Blickwinkel des Werkers gefilmt werden. Der Prüfer hat die Hände frei und kann den Behälter examinieren wie sonst auch.
Eine Abnahme über das Smartphone mitzufilmen, ist nicht praktikabel, da der Blickwinkel nicht stimmt, was die Beurteilung aus der Ferne zum Beispiel zu den Platzverhältnisse in einem Ladungsträger erschwert. Mit der Brille ist der Blickwinkel des Werkers garantiert. Die Abnahme wird digital und in Echtzeit übertragen, das Bild wird in eine Konferenz gestreamt, der die Teilnehmer beiwohnen und in der sie ihre Fragen stellen können.
Die Beteiligten können die Verpackungen auf diese Weise beurteilen, auch wenn sie der Abnahme vor Ort nicht persönlich beiwohnen. Auch, wenn es zu einer normalen Abnahme gehört, die Bauteile selbst in die Hand zu nehmen, sie in den Ladungsträger zu legen und wieder herauszuholen, so ist gerade in Zeiten von steigendem Termindruck und Corona die virtuelle Abnahme eine gute Alternative. Sie spart Zeit, bietet Sicherheit und macht unabhängig von Terminen und Reisen.
Fazit
Die Abnahme von Ladungsträgern der Verpackungsplanung in der Automobilindustrie erfordert in der Regel mehrere Durchläufe und eine Vielzahl an Beteiligten. Das Prozedere ist komplex und wird in Corona-Zeiten zusätzlich verkompliziert. Mit einer App zur Digitalisierung der Protokolle sowie der Datenbrille kann es stark vereinfacht werden. Die Beteiligten müssen nicht mehr selbst vor Ort sein, Zeit und Kosten werden gespart.