Die steigende Auftragslage und das starke Unternehmenswachstum machte bei Turck eine Verdopplung der Lagerkapazitäten notwendig. Bei der Modernisierung des Lagerstandortes legte das Unternehmen nicht nur Wert auf technologische Verbesserungen, sondern auch auf die Entlastung der Mitarbeiter durch ergonomische Verbesserungen.
Denn: An körperliche Bedürfnisse angepasste Pack- und Kommissionierplätze bieten ein hohes Produktivitätspotenzial und sichern langfristig die Gesundheit der Mitarbeiter. Der Generalunternehmer Unitechnik unterstützte das Unternehmen bei der Planung und Umsetzung.
Neues Konzept soll den Bedarf decken
Hans Turck mit Sitz in Mülheim an der Ruhr ist die weltweite Vertriebs- und Marketing-Zentrale der global agierenden Unternehmensgruppe Turck. Über das Logistikzentrum beliefert Turck aus der kreisfreien Großstadt im westlichen Ruhrgebiet seine Landesgesellschaften und Vertriebspartner rund um den Globus. Das Unternehmen lagert und versendet fertige Produkte der Turck-Gruppe, wie Steckverbinder und Leitungen, Sensorik, Feldbuslösungen, Steuerungsmodule, RFID-Systeme und vieles mehr.
2015 hatte eine Hochrechnung des Kapazitätsbedarfs ergeben, dass Turck bis 2025 mehr als doppelt so viele Lagerplätze benötigen würde wie bisher, nämlich 24.000 Behälterstellplätze. Um der steigenden Auftragslage auch zukünftig gerecht zu werden, implementierte Unitechnik ein komplett neues Materialflusskonzept.
Dies beinhaltete drei zusätzliche Hochregallager-Gassen mit hochdynamischen Regalbediengeräten, neue Behälterfördertechnik, Ware-zur-Person-Kommissionierplätze, einen Hub-Balkenspeicher zur Auftragskonsolidierung und Packplätze.
Gesteuert wird das Ganze von UniWare, dem Lagerverwaltungssystem von Unitechnik mit integrierter Anlagenvisualisierung. Ein neues RFID-System zur Behälteridentifikation und der Umstieg auf Profinet im Bereich Datenkommunikation runden die technische Seite der Modernisierungsmaßnahmen ab, bei der auch viele Produkte aus dem Hause Turck zum Einsatz kamen.
Erleichterungen für die Mitarbeiter
Doch die reine Automatisierung ist nur ein Bestandteil effizienter Logistikprozesse: Damit die zunehmenden Kundenaufträge von den Arbeitskräften in möglichst kurzer Zeit kommissioniert und versendet werden können, ist die intuitive und ergonomische Gestaltung der Arbeitsplätze eine wichtige Voraussetzung.
„Eine gute und nachhaltige Arbeitsatmosphäre ist uns wichtig“, betont Ulrich vom Bovert, Leiter Einkauf und Logistik bei Turck. „Trotz hoher Automatisierungsgrade ist der Mensch bei uns zentraler Leistungsfaktor, auf den wir jetzt und in Zukunft setzen.“
Durch gezielte Veränderungen plante Turck den Mitarbeitern im Mülheimer Warenverteilzentrum die Arbeit zu erleichtern: Trotz eines dynamischen Materialflusses herrscht ein niedriger Geräuschpegel in den fast 4000 Quadratmeter umfassenden Hallen für Warenein- und -ausgang, Lagerhaltung, Kommissionierung und Packprozesse. Die Lichtverhältnisse sind dank der neuen LED-Beleuchtung hell, was für eine verbesserte Konzentrationsfähigkeit und Sicht sorgen soll.
Mit ergonomisch gestalteten Arbeitsplätzen will Turck frühzeitiger Ermüdung und möglichen Gesundheitsproblemen seiner Logistikmitarbeiter vorbeugen. „Besonders stolz sind wir auf die neuen Kommissionierarbeitsplätze, die unseren Mitarbeitern dort ein Optimum an Ergonomie bieten“, sagt vom Bovert.
Ergonomische Kommissionierarbeitsplätze
Jede Kommissionierstation im modernisierten Lager ist mit einer Hubbühne sowie mit gelenkschonenden Anti-Ermüdungsmatten ausgestattet. Die Hubvorrichtung erlaubt es, den Arbeitsplatz an die individuelle Körpergröße der Mitarbeiter anzupassen. Dazu wird der Boden stufenlos verstellt, bis eine bequeme Bedienhöhe der Kommissioniereinrichtung erreicht ist.
Hochauflösende und damit augenschonende Monitore mit intuitiv bedienbaren Touch-Displays leiten jeden Mitarbeiter Arbeitsschritt für Arbeitsschritt an. Insgesamt sind die neuen Arbeitsstationen kompakter als die bisherigen Plätze. Die Anordnung der Behälter und Hilfsmittel ist auf die körperlichen Belange der Mitarbeiter zugeschnitten.
Die Auftragsbehälter wurden gegen flache Ausführungen ausgetauscht, sodass sie sich leichter befüllen lassen. Da die Leerbehälter automatisch angedient und die gefüllten Behälter automatisch abgefördert werden, reduziert sich der Handlingaufwand auf ein Minimum. Sensoren und Scanner kontrollieren an mehreren Stellen im Kommissionier- und Packprozess die Richtigkeit in Bezug auf die Ware, die Stückzahl beziehungsweise das Gewicht. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Fehlerrate liegt praktisch bei null.
Virtual Reality: Mitarbeiter optimieren Planung
Bereits in der frühen Planungsphase ermöglicht Unitechnik eine Visualisierung des Lagerlayouts mittels Virtual Reality. In der virtuellen Lagerumgebung können die zukünftigen Kommissionierplätze realitätsnah und interaktiv dargestellt werden.
„Bestandteil der Planungsphase in einem Unitechnik-Projekt sind Workshops mit dem Kunden: Die Simulation des geplanten Logistiksystems via Virtual Reality ermöglicht ein realistisches Durchspielen von Arbeitsabläufen und die Einbeziehung der späteren Arbeitsplatznutzer“, erklärt Ralf Lüning, Geschäftsführer bei Unitechnik Systems.
„Das eröffnet die Möglichkeit der individuellen Anpassung, beispielsweise von Greifhöhen und -weiten.“ Insbesondere bei der Planung der Kommissionierplätze hatten die Mitarbeiter von Turck die Möglichkeit, die zukünftigen Arbeitsplätze virtuell zu begutachten. “Die Einbindung der Mitarbeiter schon in der Konzeptionsphase hat viel Optimierungspotenzial offengelegt“, so vom Bovert.
Fazit
Effiziente Logistikprozesse und ergonomische Arbeitsplätze schließen sich nicht aus. Im Gegenteil: Die Leistungsfähigkeit einer Logistikanlage wird durch das Zusammenspiel von Menschen, Prozessen und Technik definiert. Die Arbeitsplätze der Logistikmitarbeiter sollten daher genauso sorgsam geplant werden wie der Materialfluss. Eine gute Möglichkeit stellt dazu die Einbeziehung der Mitarbeiter in der Planung dar.
„Die Menschen, die in diesem Logistikzentrum arbeiten sind mit dem Ergebnis der Modernisierung und der ergonomischen Gestaltung sehr zufrieden“, bestätigt vom Bovert und verweist auf den modernen Managementansatz von Turck bei dem die Eigenverantwortung der Mitarbeiter im Mittelpunkt steht.
Abschließend resümiert vom Bovert: „Bereits vor einigen Jahren hatte Unitechnik ein Retrofit an unserer Anlage durchgeführt. Den damaligen Erfolg konnten wir mit diesem Projekt noch toppen. Der Umbau funktionierte im laufenden Betrieb dank detaillierter Planung und guter Ausführung hochprofessionell.“