Dr. Clemens Eckert war mit diesem Beitrag im P&A-Kompendium 2019 als einer von 100 Machern der Prozessindustrie vertreten. Alle Beiträge des P&A-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen .
Auch in der Prozessindustrie gibt es kaum ein Unternehmen, das sich heute nicht mit Industrie 4.0 und den damit erhofften Effizienzvorteilen beschäftigt. Das Verständnis darüber ist aber sehr unterschiedlich. Die meisten Betriebe setzen bislang eher nur Insellösungen um. Da geht es um Automatisierung in der Produktion und mitunter um Maßnahmen bei der Qualitätssicherung, dem Vertrieb oder der Logistik, doch nicht um die ganzheitliche native Digitalisierung der gesamten Organisation.
Auch die Tatsache, dass dieses wichtige Thema einer Bitkom-Studie zufolge nur in weniger als der Hälfte aller Unternehmen Chefsache und stattdessen die IT-Abteilung federführend ist, zeigt, dass viele noch nicht die Dimension erkannt haben. Denn der infrastrukturelle und technische Wandel ist heute schon relativ leicht erreichbar.
Tief in Arbeitsweisen eingreifen
Will ein Unternehmen hingegen eine wirklich native digitale Transformation seiner Organisation, Wertschöpfungsketten und Arbeitsabläufe realisieren, was zu erheblichen Effizienz- und Umsatzsteigerungen führen kann, ist die Herausforderung ungleich größer. Schließlich geht es um die Implementierung von digitalen Prozessen sowie Workflows und insofern eine umfassende Veränderung.
Dies bedeutet zugleich einen Change im Mindset aller Beteiligten, der für einen nachhaltigen Erfolg unbedingt erforderlich, allerdings mit am schwersten umzusetzen ist. Genau dies und die gleichzeitige intensive Einbindung aller Mitarbeiter muss jedoch die Unternehmensleitung steuern.
Eine wirkliche Digitalisierung bedeutet nämlich einen tiefgehenden Eingriff in Arbeitsweisen und Anforderungsprofile. Für die meisten Unternehmen wird dieser Wandel neben den technischen und organisatorischen Veränderungen auch kulturelle und menschliche Aspekte umfassen. Grund dafür ist, dass viele Betriebe zu wesentlichen Teilen noch in analog geprägten Abläufen und Strukturen leben. Vielfach besteht zwar die Überzeugung, man nutze ja bereits digitale Werkzeuge, doch werden diese häufig nur zur Abwicklung eigentlich noch analoger Prozesse eingesetzt.
Wissensgefälle lösen sich auf
Zudem ist ein neues Führungsdenken erforderlich: Während in traditionellen, hierarchisch geprägten Unternehmen Führungskräfte häufig noch Vorgabe und Kontrolle als wichtige Kriterien sehen und über mehr Wissen als andere verfügen, lösen sich solche Strukturen in digital geprägten Unternehmen zunehmend auf. Dort haben alle eingebundenen Mitarbeiter Zugang zu den erforderlichen Informationen und mehr Eigenverantwortung. Damit eine solch umfassende Veränderung auch wirklich gelingt, kann es sinnvoll sein, auf Expertise zu setzen und eine in solchen Prozessen kompetente Beratung und Begleitung einzubeziehen.
Sie kann bei wichtigen Basics auf dem Weg in die digitale Unternehmenswelt eine wertvolle Hilfe sein – zunächst bei der Entwicklung einer Vision und deren Spiegelung am digitalen Reifegrad des Unternehmens, dann bei der Optimierung von Prozessen und Datenstrukturen, bevor diese digitalisiert werden, bei der Durchführung eines Pilotprojekts und schließlich der grundsätzlichen Bewältigung des Change-Aufwands. Das alles ist sicher nicht leicht, aber es zahlt sich aus! Unternehmen, die den Mut zu dieser Erneuerung haben, werden die gewünschte Nachhaltigkeit der Verbesserung erreichen und beträchtliche Potenziale realisieren.