CO2-neutral bis 2040: Das ist das Ziel der Miba mit Sitz in Laakirchen in Oberösterreich. Dazu sollen nicht nur die Produkte der Technologiegruppe beitragen, die in der gesamten Energie-Wertschöpfungskette eingesetzt werden. Auch in den Büros und der Produktion sollen künftig weniger Ressourcen verbraucht und der CO2-Fußabdruck verringert werden. Wie solch eine nachhaltige Umstellung in der Produktion aussehen könnte, hat jüngst das Unternehmen Miba Gleitlager Austria gezeigt. Für die Reinigung und Entfettung ihrer Gleitlager setzt sie statt Frischware jetzt Rezyklate bei Richard Geiss ein. Mit dem recycelten Perchlorethylen (PER) des bayerischen Lösemittelspezialisten aus Offingen spart Miba im Entfettungsprozess 73 Prozent CO2 im Vergleich zu frisch produzierter Ware ein.
Die Miba-Gruppe ist weltweit führender Hersteller von Technologien für die nachhaltige Gewinnung, Übertragung, Speicherung und Nutzung von Energie. In der Miba Gleitlager Austria in Laakirchen (Oberösterreich) fertigt die Technologiegruppe Gleitlager mit Durchmessern von 80 bis 600 mm. Miba Gleitlager kommen etwa in Windturbinen, Lkw, Schiffen oder Flugzeugen zum Einsatz.
Von Frischware auf Rezyklat
„Wir waren anfangs skeptisch, ob wir unseren Inhouse-Entfettungsprozess wirklich auf recycelte Lösemittel umstellen sollen. Immerhin fertigen wir auch Gleitlager für die Luftfahrt und da sind die Ansprüche an die Reinheit der Teile besonders hoch“, erklärt Michael Trausner, Lead-Buyer bei Miba Gleitlager Austria. „Als alle Tests erfolgreich absolviert waren, haben wir schließlich gewechselt. Darüber sind wir sehr froh, denn es war genau der richtige Schritt zum richtigen Zeitpunkt. Der Entfettungsprozess mit dem Rezyklat funktioniert einwandfrei, was auch an der guten Zusammenarbeit und dem engen Austausch mit bei Richard Geiss liegt“, betont Trausner.
Insgesamt ein halbes Jahr hat die Umstellung von Perchlorethylen (PER) als Frischware auf das Rezyklat bei Miba in Laakirchen gedauert. Den gesamten Prozess haben die Lösemittelspezialisten bei Richard Geiss begleitet. Sie haben die österreichische Technologiegruppe in allen Prozessschritten beraten und unterstützt, gemeinsam mit Miba aufwendige Labortests durchgeführt und die Parameter immer wieder im Labor überprüft und analysiert. Die Entfettung der Gleitlager mit dem PER-Rezyklat wurde zunächst auf Referenzanlagen bei Miba getestet, bevor schließlich die drei Pero-Anlagen für die Inhouse-Entfettung umgestellt wurden.
73 Prozent weniger CO2 im Vergleich zu frisch produzierter Ware
Toll für Miba und die Umwelt: Mit dem PER-Rezyklat bei Richard Geiss spart Miba 73 Prozent CO2 bei der Reinigung und Entfettung der Gleitlager ein, im Vergleich zu frisch produzierter Ware. „Die Umstellung auf recycelte Lösemittel ist ein wichtiger Schritt im Rahmen unserer Unternehmensmission ‘Technologies for a cleaner planet‘“, erklärt Anja Friedrich, Buyer bei Miba Gleitlager Austria. Auf dem Weg zur geplanten Klimaneutralität bis 2040 hat sich Miba einen ehrgeizigen Meilenstein gesetzt: Bis 2030 will die Technologiegruppe die CO2-Emissionen aus der eigenen Produktion halbieren. „Und da spielen eben auch Ressourcen in Form von Lösemittel für die Entfettung unserer Gleitlager eine Rolle“, so Friedrich weiter.
Im Jahr 2023 hat Miba Gleitlager Austria über vier t an recyceltem Perchlorethylen (PER) bei Richard Geiss bezogen und damit allein in einem Jahr 13,53 t CO2 gegenüber der bisher verwendeten PER-Frischware eingespart, das entspricht 73 Prozent. „Die jährliche CO2-Einsparung bescheinigen wir unseren Kunden mit einer speziellen und individuell berechneten Urkunde“, erklärt Manuel Huihui, internationaler Vertrieb und technischer Support bei Richard Geiss. Er hat den Umstellungsprozess bei Miba intensiv begleitet und unterstützt.
Stabiler Entfettungsprozess
Die Umstellung von PER-Frischware auf Rezyklat war für Miba damit ein großer Schritt, der sich besonders positiv auf die CO2-Bilanz auswirkt. Im Entfettungsprozess selbst hat sich, bis auf die Befüllung der Reinigungsanlagen, nichts verändert. Die Prozessparameter sind gleichgeblieben und stabil. „Das war auch eine der Anforderungen an Richard Geiss: Wir hatten einen gut funktionierenden und stabilen Entfettungsprozess und der musste natürlich auch nach der Umstellung auf das Rezyklat reibungslos laufen – das tut er auch“, freut sich Manuel Krallinger, Leiter der Galvanikabteilung bei Miba Gleitlager Austria.
100 Prozent Qualität
Die Rezyklate von Richard Geiss, wie im Fall von Miba das Perchlorethylen, stehen der Frischware in nichts nach – im Gegenteil. „Unsere Rezyklate erreichen 100 Prozent der Qualität der Originalware und punkten dabei mit einem Umweltplus“, versichert Bastian Geiss, geschäftsführender Gesellschafter bei Richard Geiss. Die Lösemittel-Rezyklate lassen sich in den Destillationsanalagen in Offingen unendlich neu aufbereiten, was den Bedarf an neu produzierten Lösemitteln und damit wertvollen Ressourcen senkt.
Zuverlässige und sichere Belieferung
Einmal im Monat wird Miba in Laakirchen mit dem hochwertigen PER-Rezyklat beliefert, und zwar direkt von Richard Geiss. Die Lösemittel werden in Sicherheitsgebinden und Spezialfahrzeugen des firmeneigenen Fuhrparks geliefert. „So bekommen unsere Kunden alles aus einer Hand und wir können bei Bedarf just in time reagieren und liefern“, betont Bastian Geiss. „Die Liefertreue, schnelle Reaktionszeit und die gute Betreuung waren, neben des Nachhaltigkeitsgedankens und der CO2-Einsparung, Gründe für unseren Wechsel zum Rezyklat und zu Richard Geiss“, betont Michael Trausner. Die Abholung der Altware erfolgt über die Saubermacher Dienstleistungs, einem österreichischen Partner bei Richard Geiss.
Pionier in der Umstellung
Die Umstellung auf PER-Rezyklat am Standort in Laakirchen, der 2011 um eine 2.400 m2 große Halle für die Vormaterialfertigung für die Gleitlagerproduktion erweitert wurde, hat dabei Pionier-Charakter: Neue Produkte und Prozesse werden immer zuerst am Hauptsitz getestet, bevor andere Standorte und Werke von Miba im Bereich Gleitlager gleichziehen. „Allein in Österreich haben wir zwei weitere Standorte mit Entfettungsanlagen. Auch dort sehen wir künftig das Potenzial für CO2-Einsparung durch Rezyklate, jetzt wo sich die Umstellung in Laakirchen bewährt hat“, gibt Trausner einen Ausblick.