Corporate News „Nicht jeder Kunde will das Komplettpaket“

Bild: Bilfinger
30.01.2015

Bilfinger Maintenance setzt auf Bündelung. Der Service-Teil des Bilfinger-Konzerns wurde grundlegend umstrukturiert: Regionale Teilgesellschaften wurden zur zentralen Dachgesellschaft zusammengefasst – der Bilfinger Maintenance GmbH mit Hauptsitz in Heidelberg. Wir haben mit CEO Franz Xaver Braun über die strategische Neuausrichtung gesprochen.

P&A:

Seit Dezember werden die deutschen Maintenance-Gesellschaften von Bilfinger in einer Gesellschaft zusammengefasst. Wie kam es zu dieser Entwicklung?

Franz Xaver Braun:

Bisher gab es vier Maintenance-Gesellschaften: Südwest, Nord, Nord EMV und Süd. Wir haben aber auch Kunden, die überregional tätig sind. Die erwarten, dass wir in Flensburg die gleiche Leistung anbieten wie in Berchtesgaden. Das ist bei separaten Legal Entities aber schwierig zu steuern. Um den überregionalen und teilweise globalen Markt gleichmäßiger bedienen zu können, haben wir uns entschlossen, die Legal Entities zusammenzuführen.

Was versprechen Sie sich von der Bündelung?

So können wir gegenüber dem Markt nachweisen, dass wir für unsere Bestands- und Zielregionen eine flächendeckende Präsenz in Deutschland haben. Dadurch, dass jede Gesellschaft ein etwas unterschiedliches Leistungsportfolio hatte, ergibt sich für die neue Gesellschaft bundesweit ein breites Portfolio. Dazu gehören klassische Instandhaltung, Turnaround und Anlagenerrichtung, aber auch Modifikation und Erweiterung, Rückbau und Umnutzung.

In einer Unternehmensmitteilung sprechen Sie von einem „komplett neuen Auftritt am Markt“. Was sind konkrete Neuerungen?

Um die Leistungen flächendeckend anbieten zu können, haben wir ein eigenes Konzept erarbeitet, das Bilfinger Maintenance Concept – BMC. Dank der Modularität des Konzepts können in der Umsetzung die Schwerpunkte auf spezifische Kundenanforderungen gelegt werden. Zusätzliche Leistungen haben wir zusammengeführt und so fünf regionale Geschäftsbereiche entwickelt, die flächendeckend tätig sind.

Zum Leistungsspektrum gehört auch das sogenannte iMaintenance. Was hat es damit auf sich?

iMaintenance, oder „intelligent Maintenance“, ist eine IT-basierte Lösung, mit der wir geplante Instandhaltungstätigkeiten variabilisieren können. Es gibt bisher nur wenige IT-Angebote, bei denen Wartungspläne von Maschinen in ERP-Systemen hinterlegt sind. Zum Beispiel fordert ein Wartungsplan automatisch alle vier Wochen: „Bitte schmiere mir die Kette“. Doch wie kommt die Information ins ERP-System, dass die entsprechende Maschine in der Zeit zwei Wochen gestanden ist – und nicht geschmiert werden muss? Unsere Lösung iMaintenance verbindet die Maschinensteuerung mit dem ERP-System (zum Beispiel SAP). Dadurch wird der Wartungszyklus automatisch auf die Bedürfnisse der Anlage angepasst. Dabei gibt es verschiedene Modularten: eine manuelle Bewertung und eine automatische Kopplung. Aus den Daten der Maschine können wir auch Prognosen erstellen und eine Wahrscheinlichkeit berechnen, wann die Maschine wohl ausfallen wird.

Wo kommt iMaintenance zum Einsatz?

Bisher vor allem in der Chemie und in der Petrochemie. Wir haben aber auch Kunden im Stahlbereich, im Stahlservice oder in der Food-Branche. Durch diese intelligenten Systeme, die im Prinzip nur eins zum Ziel haben – die Verfügbarkeit der Anlagen erhöhen und die Kosten senken –, werden wir sicher auch neue Märkte für uns erschließen.

Für Ihr neues Bilfinger Maintenance Concept nehmen Sie vor allem Flexibilisierung und Kundenorientierung in Anspruch. Inwiefern unterscheiden Sie sich darin von Konkurrenzunternehmen?

Nicht jeder Kunde will das Komplettpaket, mancher braucht nur Teile davon. Mit unserem modularen BMC sind wir in der Lage, maßgeschneiderte Lösungen anbieten zu können und somit flexibel auf Kundenwünsche zu reagieren. Durch die neue Organisation haben wir „One face to the customer“ – unser Kunde bekommt einen Ansprechpartner für alles, was er von uns benötigt.

Ein groß angekündigter Schritt war auch der Ausbau der Fort- und Weiterbildung. Was haben Sie genau vor?

Wir sind umso besser, je besser unsere Mitarbeiter motiviert und ausgebildet sind. Dem tragen wir Rechnung, indem ein BMC-Modul nur den Mitarbeitern gewidmet ist. Dort definieren wir zum Beispiel das Miteinander oder das Recruiting. Wenn erfahrene Mitarbeiter in Rente gehen, stellen wir sicher, ihr Wissen aufzunehmen und es an jüngere weiterzugeben. Konkret sind wir gerade am Aufbau einer Instandhaltungsschule, an der alle fachspezifischen Weiterbildungsmaßnahmen und Schulungen zusammengefasst werden. Im sogenannten Precision Maintenance vermitteln wir den Stand der Technik, um immer up-to-date zu sein. Technische Weiterbildung ist in unserer Branche schließlich besonders wichtig.

Firmen zu diesem Artikel
Verwandte Artikel