Kommentar Offen für den Zufall sein

Helge Puhlmann studierte Elektrotechnik und anschließend Wirtschaftsingenieurwesen. 1986 gründete er das Unternehmen Connector Service, aus dem Yamaichi Deutschland hervorging. Seit 2001 ist er Präsident von Yamaichi Electronics Deutschland. Heute erwirtschaftet das Unternehmen mit seinen rund 300 Mitarbeitern 75 Mio. €.

Bild: Yamaichi Electronics
27.08.2019

Wer bei seinem unternehmerischen Werdegang nicht nur die „Hauptstraße“ – wie bei uns die Kontaktiertechnik – im Visier hat, sondern stets auch einen wachen Blick hat, was sich in den benachbarten Bereichen tut, kann zielgerichtet Synergien nutzen.

Helge Puhlmann war mit diesem Beitrag im E&E-Kompendium 2019/2020 als einer von 100 Machern der Elektronikwelt vertreten.

Dass der Zufall große Chancen bieten kann, erfuhr ich schon früh. Meinen ersten Job nach dem Studium fand ich durch einen beherzten Griff in die Gelben Seiten. Bei dem ersten Unternehmen, das mir hier ins Auge sprang, fand ich meinen Platz: FCT Elektronik. Der Eigentümer übertrug mir bald die Leitung der Unternehmensausgründung Connector Service und gab mir die nötige Freiheit, eigenständig etwas auf die Beine zu stellen.

Nachdem Yamaichi hier eingestiegen war, überzeugte ich die Geschäftsleitung nicht – wie bei japanischen Firmen üblich – das Unternehmen eng in den Mutterkonzern einzubinden, sondern mir die für den europäischen Markt nötige Flexibilität zu ermöglichen.

So eröffnete ich eine eigene Entwicklungsabteilung, in der heute 90 Ingenieure in München und Sousse (Tunesien) arbeiten, plus eine eigene Fertigung, für eine schnelle Belieferung der europäischen Kunden. Dazu stellte ich das Unternehmen wirtschaftlich ‚breit‘ auf, für einen sicheren Stand auch in unruhigen Zeiten.

Die Zusammenarbeit mit Yamaichi Electronics Japan ist ein Geben und Nehmen. Über neue Produktlinien für den europäischen Markt entscheidet man vor Ort in Deutschland, aber man profitiert von der führenden Stellung der japanischen Mutter zum Beispiel im Data-Networking Bereich. Hier ist die Fähigkeit gefragt, viele Tendenzen erfolgreich zu bündeln und so den weiteren Erfolg des Unternehmens zu sichern.

Mut zum Risiko

Natürlich kann man auch Fehler machen, denn die Technologien verändern sich stetig. Aber um hier am Ball zu bleiben, muss man sich vor allem eine gewisse Start­up-Mentalität bewahren, das heißt jung und innovativ bleiben, neue Technologien ausprobieren und so die Basis für zukünftige Erfolge zu bereiten. Aber diese Strategie erfordert Mut zum Risiko und zum Anpacken von unbekannten Herausforderungen und vor allem die Fähigkeit aus Fehlern zu lernen. Dazu passte auch der Entschluss, schon vorhandene Technik weiterzuentwickeln und zu einem industriellen Standard zu machen.

Weitere Erfolge sind die seit 2006 aufgebaute Fertigung in Frankfurt/Oder, der zukünftige Neubau mit der Grundsteinlegung Ende April 2019 und die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen, mit denen wir das „Made in Germany“ Produkt-Portfolio noch weiter ausbauen möchten.

Und die Erfolge unseres Unternehmens und unserer Produkte sind nicht unbeachtet geblieben. Unter anderem verlieh die FAZ Yamaichi Electronics aufgrund der Anzahl und Relevanz der eingereichten und erteilten Patente die Ehrung ‚Innovationsführer Deutschland‘.

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