Lenze hat sich in den letzten Jahren stark auf die Engineering-Tool-Chain – also die Lenze Nupano Suite – und offene Ökosysteme für Maschinenbauer konzentriert. Setzen Sie jetzt mit den neuen IE7-Drives ein Zeichen, dass die Antriebstechnik weiterhin eine tragende Rolle spielt?
Absolut. Lenze ist ein Anbieter von Automatisierungslösungen, und es war uns wichtig, eine klare Vision 2030 zu entwickeln: Wie schaffen wir es, unsere Kunden nachhaltig zu unterstützen? Dabei möchten wir Maschinenbauer befähigen, ihre Maschinen autark zu kommissionieren und in Betrieb zu nehmen – eine Antwort auf den zunehmenden Fachkräftemangel. Die Digitalisierung spielt hierbei eine zentrale Rolle. Unsere offene Plattform, die Lenze Nupano Suite, gibt den strukturellen Rahmen vor, und wir richten unser Portfolio gezielt daran aus. Sie begleitet den Kunden bei der Entwicklung der Maschinen und unterstützt ihn beim Management von Applikationen und digitalen Services über den gesamten Lebenszyklus. Gleichzeitig bleibt aber die Motion- und Antriebstechnik unser Fundament. Mit den neuen IE7-Drives setzen wir ein starkes Zeichen: Sie bieten herausragende Leistung, Energieeffizienz und Langlebigkeit und sind für die Herausforderungen von morgen gerüstet.
Die höchste von der IEC festgelegte Energieeffizienzklasse für Elektromotoren ist IE5. Warum haben Sie Ihr System als IE7 bezeichnet?
Wir wollten ein Statement setzen, das unsere Innovationskraft unterstreicht. Der IE7 ist etwa 20 Prozent effizienter als ein IE5-Motor und setzt neue Maßstäbe für Energieeffizienz. Ingenieurtechnisch haben wir uns gefragt, wie weit wir über die aktuellen Standards hinausgehen können, um unseren Kunden einen echten Mehrwert zu bieten. Unser Fokus liegt darauf, jetzt Lösungen zu schaffen, die auch 2030 noch relevant sind.
Digitalisierung ist ein Schlüsselthema. Welche Rolle spielt sie bei Lenze konkret in der Antriebstechnik?
Digitalisierung ist der Motor unserer Entwicklungen. Sie ermöglicht es uns, Antriebstechnik intelligenter, effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Mit unserer Nupano Suite bieten wir eine durchgängige digitale Unterstützung – von der Planung über die Auswahl der richtigen Komponenten bis hin zur Inbetriebnahme. Besonders wichtig ist dabei die Integration aller dafür notwendigen Werkzeuge in unsere Nupano Suite, die alle Daten und Funktionen vereint. Das Ziel ist, dass Kunden von der Digitalisierung nicht nur in Form von Effizienzgewinnen profitieren, sondern auch mehr Flexibilität und Transparenz in ihre Prozesse bringen.
Wie unterstützen Ihre digitalen Tools konkret die Kunden im Alltag?
Unsere Tools sind darauf ausgelegt, die Komplexität zu reduzieren und den Fokus auf die wesentlichen Aspekte zu lenken. Zum Beispiel können mit unserem FAST-Framework typische Anwendungen vorkonfiguriert und direkt eingesetzt werden. Zudem arbeiten wir an Auto-Tuning-Funktionen, die es ermöglichen, Achsen autark in Betrieb zu nehmen. Das spart zukünftig Zeit und reduziert Fehlerquellen. Mit unseren Tools wie dem System Designer unter Nutzung des Digital Twins schaffen wir eine transparente Grundlage, auf der der Kunde schon in der Planungsphase Simulationen durchführen und Optimierungspotenziale identifizieren kann.
Profitieren Kunden bereits von digitalen Services wie Predictive Maintenance oder Condition Monitoring?
Diese Services sind fester Bestandteil unserer digitalen Strategie. Predictive Maintenance und Condition Monitoring helfen unseren Kunden, Wartungsintervalle zu optimieren und ungeplante Stillstände zu vermeiden. Unsere Inverter, wie der i950, liefern kontinuierlich Daten, die wir sammeln und ereignisgesteuert filtern. Das bedeutet, dass der Kunde nur die relevanten Informationen erhält, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. Das ist ein entscheidender Vorteil, denn die Datenflut wird Kunden in Zukunft erschlagen. Indem wir als Vorfilter agieren, unterstützen wir sie dabei, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Nutzen Ihre Inverter schon Künstliche Intelligenz?
KI ist ein entscheidendes Werkzeug, um aus den enormen Datenmengen, die unsere Systeme generieren, echten Mehrwert zu schaffen. Wir nutzen KI beispielsweise, um Autotuning-Funktionen zu optimieren oder um aus Betriebsdaten Muster zu erkennen, die auf potenzielle Probleme hinweisen. Ein weiteres Einsatzgebiet ist die automatische Generierung von Smart Data. Wir arbeiten eng mit unserem Tochterunternehmen encoway in Bremen zusammen, um KI-Modelle zu entwickeln, die unsere Applikationskompetenz weiter steigern. Zukünftig wird auch Performance Optimization eine größere Rolle spielen, sodass Kunden den Betrieb ihrer Maschinen nicht nur überwachen, sondern aktiv verbessern können. Auch wollen wir KI nutzen, um die Automatisierung der Automatisierung voranzutreiben – etwa durch selbstlernende Systeme, die sich dynamisch an veränderte Bedingungen anpassen.
Zusammenfassend: Wie positioniert sich Lenze?
Lenze ist ein Partner für Digitalisierung, Anbieter smarter Antriebstechnik und ein Lösungsanbieter für Automatisierung. Unsere Stärke liegt in der Kombination aus Applikationswissen, Flexibilität und Innovationskraft. Wir arbeiten eng mit unseren Kunden zusammen, um individuelle Lösungen zu entwickeln, die nachhaltig und zukunftssicher sind. Dabei sehen wir uns als Partner, der nicht nur Technologien liefert, sondern auch langfristige Wertschöpfung ermöglicht. Mit unserem tiefen Applikationswissen und unserer Beratung helfen wir Kunden, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Möchten Sie unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?
Um den Wirtschaftsstandort Deutschland auch über 2030 hinaus erfolgreich zu gestalten, sollten wir uns auf die Stärken des Mittelstands besinnen: Kreativität, Flexibilität und die Fähigkeit, komplexe Probleme zu lösen. Es braucht Mut, Offenheit und Geschwindigkeit, um Innovationen voranzutreiben. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir durch Partnerschaften, Technologieoffenheit und digitale Exzellenz eine erfolgreiche Zukunft gestalten können.