Sollen Grob- und Feingut voneinander getrennt werden, so wird seit Menschengedenken gesichtet. Um die Spreu vom Weizen zu trennen, wurde das Gemenge in die Luft geworfen und die Spreu sanft durch den Wind davongetragen. Seit dieser Zeit haben findige Entwickler der Welt eine Vielzahl von Sichtern zur Verfügung gestellt. Oft eingesetzt werden bis heute Steig-Sichter, Zick-Zack-, Gegenstrom- oder Streuteller-Sichter. Heute wird die Reihe mit dem Fließbett-Sichter ergänzt, der nicht nur auf eine optimale Trennwirkung, sondern gleichsam auf eine schonende Behandlung des Schüttguts sowie auf eine geringe Bauhöhe setzt. Kernstück des Fließbett-Sichters ist der perforierte Fließbettboden, durch den die Reinigungsluft geführt wird. Über dem Reinigungsboden wird eine Art gerichtetes Luftkissen erzeugt, welches für die Vorwärtsbewegung und die Reinigung des Granulats verantwortlich ist.
Granulat auf dem Luftkissen
Gleichzeitig führt die hohe Austrittsgeschwindigkeit der Luft aus der Perforation zu einem Abscheren von anhaftenden Staubpartikeln. Die Reinigungsluft wird dem Sichtgut vollflächig über das gesamte Fließbett zugeführt. Es wird damit über eine lange Verweilzeit permanent umströmt und von Feinteilen befreit. Der Fließbett-Sichter findet in einer großen Bandbreite von Schüttgütern seine Anwendung. Neben allen Arten von Kunststoffgranulaten, mit Schüttdichten zwischen 400 und 900kg/m 3und Korngrößen zwischen 2 und 5mm, können rein durch das Anpassen der Luftmenge auch geschäumte Partikel mit sehr geringer Schüttdichte (kg/m 3) oder Gummimahlgut mit Korngrößen über 20mm gesichtet werden. Für die optimale Funktion muss lediglich die Umströmung und damit die Vorwärtsbewegung der Partikel im Fließbett gewährleistet sein. Die Luftmenge beziehungsweise die Luftgeschwindigkeit muss einmalig auf das Partikel angepasst werden. Die Einstellung der Sichtung ist einfach und wird nach visuellen Kriterien durchgeführt. Der horizontale Fließbett-Sichter (HFS) von Coperion bietet hierfür eine Vollflächen-Scheibe. Der Sichtprozess ist somit optimal einsehbar. Der Betreiber selbst kann bei der Inbetriebnahme Sichtluftmenge, Durchsatz und Produkt aufeinander abstimmen. Einmal eingestellt ist keine Nachjustierung mehr notwendig. Bei gleichbleibender Luftmenge erlaubt der Fließbett-Sichter eine breite Durchsatz- und Produktvarianz. Ein Nachstellen während des Betriebs ist nicht notwendig.Der Sichter ist schwerkraftbeschickt und wird unter atmosphärischer Bedingung betrieben. Es wird daher kein zusätzliches Dosierorgan wie zum Beispiel eine Zellenradschleuse benötigt. Zur Durchsatzeinstellung hat der HFS einen integrierten Dosierspalt, der manuell oder über einen ansteuerbaren Stellantrieb aus der Ferne justiert werden kann.
Sichtprozess ans Ende der Prozesskette
Häufig wird der Sichtprozess an das Ende der Prozesskette, also kurz vor der Abfüllung in Big Bags oder Säcke gestellt. Neben dem Abreinigen von anhaftendem Granulatabrieb wird dadurch auch vermieden, dass Staubnester, die sich während längerer Laufzeiten im Silo angesammelt haben, in das Gutprodukt gelangen. Es wird also eine optimale Produktqualität gewährleistet. Eine nachfolgende Kontamination ist nicht mehr möglich. Als Beispiel sind hier Hersteller von Polyester oder Polyethylen zu nennen. Hier wird mit hohem Durchsatz das Kunststoffgranulat in den Vorbehälter der Abfüllanlage gesichtet. Gleichermaßen findet der Fließbett-Sichter aber auch bei spezialisierten Kunststoffverarbeitern seinen Einsatz. Beispielsweise bei der Entfernung von Folienkleinteilen aus Recyclat oder Mahlgut. Das Produkt wird vor der Weiterverarbeitung gereinigt und somit für folgende Verfahren vorbereitet.
Niedrige Bauhöhe erleichtert Nachrüstung
All diesen Anwendungen kommt die geringe Bauhöhe des Fließbett-Sichters zu Gute. Im Gegensatz zu Sichtern mit einer vertikalen Produktbewegung wie zum Beispiel Zick-Zack- oder Steig-Sichtern, kommt der Fließbett-Sichter durch die horizontale Vorwärtsbewegung des Sichtguts mit niedrigen Bauhöhen aus. Dadurch ist er für die Nachrüstung in bestehende Anlagen oder für den Einsatz bei reduzierten Platzverhältnissen geeignet. Bei vielen Betreibern ist die Reinigbarkeit des Sichtapparats auf Grund häufiger Produktwechsel wichtig. Bei einem Farbwechsel der Granulierlinie muss gewährleistet sein, dass in der gesamten Prozesskette keine Farbvermischung stattfindet. Die abnehmbare Vollflächenscheibe sowie der demontierbare Fließbettboden sorgen bei dem Fließbett-Sichter für gute Zugänglichkeit. So kann der Sichter bei einem Farbwechsel schnell gereinigt werden. In zahlreichen Anwendungen hat der HFS gezeigt, dass er ein sehr breites Einsatzspektrum bietet und dabei das Sichtgut schonend und effektiv reinigt. Mit einer weitreichenden Projekterfahrung passt Coperion den Sichtprozess auf den speziellen Bedarf des Anwenders an oder bietet ein standardisiertes, mobiles Komplettpaket für den variablen Einsatz im Bereich geringer Durchsätze.