Im Steuerungs- und Schaltanlagenbau ist an vielen Stellen häufig noch Handarbeit die Regel. Dies ist nicht nur ein bedeutender Kostenfaktor, sondern in Zeiten des Fachkräftemangels binden zeitintensive manuelle Tätigkeiten viel Arbeitskraft und Know-How, das an anderen Stellen dringend benötigt wird.
Der größte Anteil am gesamten Arbeitsaufwand nimmt mit rund 50 Prozent das Verdrahten der Schaltanlage in Anspruch. Das ist kein Wunder, denn es sind viele Arbeitsschritte notwendig: Der Draht wird in der passenden Länge aus der Kartonverpackung gezogen und abgeschnitten, die beiden Enden werden zunächst abisoliert, anschließend wird eine Aderendhülse aufgecrimpt und gegebenenfalls noch eine Beschriftung angebracht. Erst dann kann der fertig konfektionierte Draht an die jeweilige Komponente angeschlossen werden.
Vollautomatische Drahtkonfektionierung
Die zum Verdrahten notwendigen Informationen werden bereits in der Elektroplanung erzeugt. Dort arbeitet der Planer idealerweise mit Softwarelösungen, wie Eplan Electric P8 für die Elektroplanung und Eplan Pro Panel für die Aufbauplanung und Visualisierung des Schaltschrankes. Aus dem Schaltplan ergeben sich Querschnitt und Farbe des Drahts sowie die notwendige Aderendbehandlung und die Kennzeichnung. Die Autorouting-Funktion in Eplan Pro Panel bestimmt den optimalen Verlegeweg im Schaltschrank und ermittelt daraus die benötigte Länge. Diese Informationen können in der Werkstatt verwendet werden, die Drähte vollautomatisch zu konfektionieren. Dazu kommt der neue Wire Terminal WT – verfügbar in den beiden Varianten WT24 und WT36 – zum Einsatz.
Entsprechende Schnittstellen übernehmen die Daten direkt in den Drahtkonfektionier-Automaten. Dieser erledigt damit die Arbeitsschritte Ablängen, Abisolieren und Crimpen vollautomatisch, ohne dass ein Mitarbeiter eingreifen muss. Das optional erhältliche Drucksystem kann die Drähte schwarz oder weiß bedrucken. Ohne Umrüstung des Automaten können bis zu 24 beziehungsweise 36 unterschiedliche Drähte in den Querschnitten von 0,5 bis 2,5 mm2 produziert werden. Der Automat ist sehr kompakt und benötigt eine Stellfläche von weniger als 4 m2. Hinzu kommt lediglich noch das Drahtlager, in denen die Drahtfässer mit den Drähten platziert werden.
240 Drähte pro Stunde
Der in der Standardversion des Wire Terminal verwendete Abisolier- und Crimp-Automat RC-I kann fünf unterschiedliche Leitungsquerschnitte von 0,5 bis 2,5 mm2 verarbeiten. Optional kann das System auch mit einer Liftoption ausgestattet werden. Damit lassen sich verschiedene Crimp-Automaten einsetzen und im Betrieb schnell wechseln oder eine redundante Lösung mit mehreren Crimp-Automaten aufbauen. Je nach Länge produziert der Drahtkonfektionier-Automat rund 240 Drähte pro Stunde.
Dahingegen benötigt eine Fachkraft zwei bis drei Minuten, um sämtliche Arbeitsschritte für eine einzige Leitung manuell auszuführen, das heißt zirka 20 bis 30 Drähte pro Stunde. Das Einsparpotenzial ist also gewaltig. Insgesamt kann die Drahtkonfektionierung etwa um das Achtfache beschleunigt werden. Und zusätzlich zum Geschwindigkeitsvorteil ist die Qualität der Konfektionierung gleichbleibend hoch.
Optimale Weiterverarbeitung
Mit dem Wire Terminal geht der Effizienzgewinn nach dem Abschluss der Drahtkonfektionierung noch weiter. Die fertig konfektionierten Drähte werden in einem speziellen Ordnungssystem so abgelegt, dass die anschließende Verdrahtung ebenfalls sehr einfach und schnell geht. Das Ordnungssystem ist bestückt mit 13 Drahtschienenmagazinen, in die die Drähte querschnittsbezogen und sequenziell abgelegt werden können. Jedes Drahtschienenmagazin fasst je nach Leitungsquerschnitt zirka 140 konfektionierte Drähte – insgesamt also bis zu 1.800 Drähte.
Mit diesem Ordnungssystem werden die konfektionierten Drähte optimal an die nachgelagerten Prozessschritte übergeben. Sie können beispielsweise projektbezogen sortiert werden. Besonders effizient funktioniert das Verdrahten mit dem Tool Smart Wiring von Eplan.
Auch hier ist eine nahtlose Weiterverwendung der in der Elektroplanung erzeugten Daten der Schlüssel für eine hohe Effizienz. Die Drähte sind im Drahtschienenmagazin in der Reihenfolge der Verdrahtungsliste im Smart Wiring abgelegt. Der Mitarbeiter hat also immer genau den Draht zur Hand, den er als nächstes anschließen muss.
Interessant für KMUs
Die Konfektionierung von Drähten mit dem Wire Terminal ermöglicht eine deutliche Effizienzsteigerung in der Werkstatt des Steuerungs- und Schaltanlagenbaus. Die Geschwindigkeit erhöht sich etwa um das Achtfache, und da der Automat arbeitet, ohne dass ein Mitarbeiter eingreifen muss, steigt die Kapazität für andere wertschöpfende Tätigkeiten.
Eine Investition in die automatisierte Drahtkonfektionierung lohnt sich auch für KMUs. Schon ab einem Volumen von mehr als 280 Schaltschränken pro Jahr ist eine kurze Amortisationszeit von drei Jahren möglich.