Auch, wenn der Wandel anfangs mit höherem Ressourcenverbrauch einhergeht, bietet die nachhaltige Digitalisierung zugleich große Chancen: Mit datenbasiertem Management und neuen Technologien lassen sich Emissionen senken und langfristig positive Effekte für Umwelt und Unternehmen erzielen.
Der ökologische Fußabdruck digitaler Technologien
Der steigende Energieverbrauch digitaler Technologien belastet das Klima zunehmend. So stieg beispielsweise die IT-Anschlussleistung deutscher Rechenzentren zwischen 2022 und 2024 um 400 MW auf 2.730 MW. Bis 2030 werden laut Bitkom 4.850 MW erwartet. Zudem verursachten die Deutschen im Jahr 2020 über eine Million Tonnen Elektroschrott – ein Anstieg von neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Gleichzeitig bietet die Digitalisierung große Chancen für den Klimaschutz. Laut Bitkom können digitale Technologien in den Bereichen Energie, Industrie und Verkehr bis 2030 jährlich zwischen 40 und 80 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Das entspricht bis zu 26 Prozent der gesamten CO2-Emissionen, die Deutschland bis 2030 reduzieren muss, um seine Klimaziele zu erreichen.
Diese Daten zeigen: Nachhaltige Digitalisierung ist keine simple Schwarz-Weiß-Rechnung. Vielmehr erfordert sie einen bewussten Umgang mit Wachstum und eine umweltverträgliche Gestaltung aller Prozesse von Anfang an. Unternehmen tragen dabei eine besondere Verantwortung. Sie müssen den gesamten Lebenszyklus ihrer IT-Infrastruktur transparent analysieren. Dabei gilt es, sowohl negative als auch positive Auswirkungen der eingesetzten Technologien zu antizipieren und ganzheitlich zu verbessern.
Maßnahmen für eine nachhaltige Digitalisierung
Wesentliche Bausteine für die Gestaltung einer zukunftsorientierte Transformation sind die beiden zentralen Dimensionen „Nachhaltigkeit in der IT“ und „Nachhaltigkeit durch IT“. Mit den folgenden Maßnahmen optimieren Unternehmen nicht nur den Betrieb und die Effizienz ihrer IT-Landschaft, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Reduktion ihrer ökologischen Auswirkungen:
Datenbasis auf- und ausbauen: Obwohl Unternehmen bereits große Datenmengen sammeln, mangelt es oft an deren Qualität oder der Verfügbarkeit spezifischer Datenpunkte. Mit einem geeigneten Data-Governance-Konzept, einer Datenmanagement-Plattform und dem richtigen Analyse-Tool, lassen sich relevante Daten präzise und geordnet erfassen, analysieren und nutzen – eine wichtige Grundlage für eine fundierte, nachhaltige IT-Strategie.
„Scope-4“-Analyse zur Stärkung einer Green IT: Eine Scope-4-Analyse – auch bekannt als Carbon Enablement Analysis – bewertet, wie nachhaltig Digitalisierungsprojekte im Vergleich zu bestehenden IT-Lösungen sind. Sie untersucht direkte CO2-Einsparungen, etwa durch geringeren Stromverbrauch, sowie indirekte Effekte, wie positive Auswirkungen auf verbundene Prozesse. Zudem berücksichtigt sie langfristige Veränderungen durch nachhaltigere Praktiken und mögliche Rebound-Effekte, bei denen Einsparungen durch erhöhte Nutzung wieder aufgehoben werden. Diese Analyse macht den ökologischen Nutzen eines Projekts messbar und hilft, vermeintlich „grüne“ Lösungen kritisch zu hinterfragen.
Transparente Cloud-Lösungen: Immer mehr Unternehmen migrieren ihre haptische IT in die Cloud, um durch eine flexible Skalierung Ressourcen zu sparen. Doch oft mangelt es Cloud-Anbietern an einer transparenten CO2-Bilanzierung für die jeweiligen Kunden. Digitalisierungsberatende unterstützen hier nicht nur bei der Migration, sondern helfen Anbieter zu finden, die zu den eigenen ESG-Performancezielen passen.
Bewusstsein für nachhaltige Digitalisierung schaffen: Unternehmen sollten sich zum Ziel setzen, organisationsweites nachhaltiges Handeln aktiv zu fördern und ihre Mitarbeitenden für die Bedeutung ökologischer Verantwortung zu sensibilisieren. So wird nachhaltiges Handeln nicht nur zum Wettbewerbsvorteil, sondern auch zum festen Bestandteil der Unternehmenswerte. Auch Kooperationen mit anderen Unternehmen eröffnen Chancen für die Entwicklung grüner Technologien und Geschäftsmodelle.
Nachhaltigkeit als Wettbewerbsfaktor
Nachhaltige Technologien und Geschäftsmodelle sind heute ein klarer Wettbewerbsvorteil. Unternehmen, die nachhaltige Technologien nutzen und strategisch in ihre Prozesse einbinden, erreichen nicht nur die eigenen und nationalen Nachhaltigkeitsziele, sondern stärken auch ihre Marktposition. Um die Potenziale von Green IT voll auszuschöpfen, bedarf es einer klaren Strategie, fundierter Daten und neue Nutzungskonzepte, die die tatsächliche Wirkung der geplanten Maßnahmen berücksichtigen. Dabei gilt: Nachhaltigkeit in und durch IT ist kein Widerspruch: sie ist ein essenzieller Schlüssel für eine zukunftsfähige Wirtschaft.